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Ehre wider Willen

Hildegard Fabich und Roua Belal: Die Dohnaer Seniorin und das syrische Mädchen aus Heidenau

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Dohna. Begeisterung sieht anders aus. Als Hildegard Fabich die Einladung bekam, wollte sie als Erstes denjenigen suchen, der ihr das einbrockt hatte. Dabei ist es nichts Schlimmes, was sie am Sonnabend in Dresden erwartet. Im Gegenteil. Hildegard Fabich und Roua Belal gehören zu rund 50 Ehrenamtlichen, die zum Empfang im Sächsischen Landtag eingeladen sind. Beide wurden von der Caritas vorgeschlagen, für sie ehrenamtlich tätig sind.

Hildegard Fabich wohnt in Dohna und hat 16 Jahre in der Mutter-Kind-Beratung der Caritas gearbeitet. 99 Kuren für Mütter mit ihren Kindern hat sie vermittelt. Als im September die Sprechstunde dienstags in Gefahr war, sprang die 67-Jährige ein. Bis Februar 2017 ist vereinbart. Und wenn bis dahin niemand gefunden ist? „Dann werde ich es wohl nicht übers Herz bringen, aufzuhören.“ Trotzdem sei die Einladung nicht gerechtfertig, sagt Hildegard Fabich. „Das ist doch selbstverständlich.“

Die Kollegin Raum widerspricht ihr. „Eben nicht, für dich vielleicht, aber für viele nicht.“ Hildegard Fabich zuckt mit den Schultern. So richtig überzeugt ist sie immer noch nicht. Für sie ist die Einladung wegen dieser Sprechstunde nicht gerechtfertigt. „Das bissel hier“, sagt sie und erzählt von den Hilfen für ältere Leute in ihrer Kirchgemeinde und von Kontakten zu Asylfamilien. „Und wenn du die Einladung nun einfach für alles siehst, was du machst“, sagt die Kollegin. So kann es Hildegard Fabich annehmen – und macht sich mit Roua Belal einen Treff am Zug aus. Gemeinsam werden sie am Sonnabend nach Dresden fahren. Auch das 16-jährige syrische Mädchen wurde eingeladen. Sie hat sich mehr gefreut als Hildegard Fabich am Anfang. Roua Belal übersetzt für alle, die noch nicht so gut Deutsch können wie sie. Hildegard Fabich hatte eine Wohnung einer älteren Frau aufzulösen. Sie erzählt bei der Caritas davon, so erhielt auch Rouas Familie einige Möbel. Die Dohnaer Rentnerin und das syrische Mädchen freundeten sich an.

Roua übersetzt immer mittwochs in der Caritas und dann, wenn sie gebraucht wird. „Ich habe Freizeit und mache das gern“, sagt sie. Wie sie so rasch und so gut Deutsch gelernt habe, wundert sie selbst. „Ich habe es einfach gelernt“, sagt sie und schnippt mit dem Finger. Wenn sie etwas liest oder hört, was sie nicht versteht, fragt sie. Jedes Übersetzen bringt sie voran und macht sie glücklich. „Ich will gern den Menschen helfen“, sagt sie. „Und mehr, mehr, mehr lernen.“ Wenn sie nach dem richtigen Wort sucht, fragt sie „Wie sagt man das“ und greift sich an den Kopf. Roua möchte Ärztin werden, Waisenkindern helfen und irgendwann nach Damaskus zurückkehren. Medizin zu studieren, das ist ein langer und schwerer Weg. „Ich weiß“, sagt Roua. Doch es ist ihr großer Traum.

Hildegard Fabich wünscht sich für ihre große Familie Gesundheit, Kraft für Haus und Garten und um anderen beizustehen. „Wenn es so sein könnte, wäre es gut.“ Und jetzt muss sie noch einen Antrag fertig machen. „Damit die Leute ihr Geld bekommen.“ Es handelt sich um einen Ferienzuschuss. „Das dauert immer sehr lange, das müsste bissel schneller gehen.“ Vielleicht kann sie den Hinweis ja am Sonnabend gleich an der richtigen Stelle in Dresden loswerden. Wie das am Sonnabend wird, wissen Hildegard Fabich und Roua Belal nicht. Aber sie sind nicht allein. Und Hildegard Fabich freut sich inzwischen. „Ich war ja noch nie in dem Plenarsaal des Landtages.“