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Ehemaliger Schlossherr von Nöthnitz ist tot

Viktor Freiherr von Finck verstarb vorigen Dienstag 89-jährig in Pirna.

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Von Jörg Stock

Die Region hat einen namhaften Kulturförderer verloren. Viktor Freiherr von Finck, bis kürzlich Besitzer von Schloss Nöthnitz, ist tot. Wie sein Sohn Alexander Freiherr von Finck bestätigte, verstarb Viktor von Finck vorigen Dienstag 89-jährig in einem Altenpflegezentrum in Pirna. Er soll am Donnerstag auf dem Dresdner Trinitatis-Friedhof beigesetzt werden.

Viktor von Fincks Verdienst ist die Wiederbelebung des Nöthnitzer Schlosses – von 1871 bis 1945 Finckscher Besitz – als Ort der Bildung und Kultur. Finck, dessen Familie nach Kriegsende nach Westdeutschland abgeschoben wurde, kehrte 1991 zurück und begann mit der Restaurierung des Anwesens. Zu DDR-Zeiten hatte es etwa als Zierpflanzenschule gedient.

Zunächst war Finck Mieter im Schloss, 1997 kaufte er es. Fincks Plan war, das Gemäuer als Arbeitsort von Johann Joachim Winckelmann (1717–68) ins Rampenlicht zu rücken. Winckelmann gilt als Wegbereiter der modernen Kunstwissenschaft und als Begründer der klassischen Archäologie. In Nöthnitz arbeitete er als Bibliothekar im Dienste Graf Heinrich von Bünaus (1697–1762), dessen Nöthnitzer Sammlung 42000 Bände zählte.

Ein Gastgeber mit Charme

Um das Schloss zur Begegnungsstätte mit vielfältigem Kulturangebot zu machen, gründete von Finck den Verein Studienstätte Schloss Nöthnitz. Der Verein unterhielt das Museum, organisierte Vorträge und Exkursionen und veranstaltete zahlreiche Konzerte mit hochkarätiger Besetzung. So erinnert sich Christian Zeibig, Bürgermeister a.D. von Bannewitz, gern an diese Gelegenheiten und an Fincks liebenswürdige Art, mit den Musikern und den Gästen umzugehen. „Er hatte Charme und eine außergewöhnlich gute Bildung“, sagt der Altbürgermeister.

Tragisch ist, dass der Schlossherr seine Visionen letztlich nicht verwirklichen konnte. Weil ihm das Geld für die weitere Sanierung des Schlosses fehlte, verkaufte Viktor von Finck das Anwesen voriges Jahr. Noch ist unklar, wie es mit der Kultur im Schloss weitergeht. Der neue Eigentümer wollte die Räume für Veranstaltungen verfügbar halten. Nennenswerte Aktivitäten des Studienstätte-Vereins gibt es derzeit nicht. Laut Vereinschef Alexander von Finck ist der Zugang zu den Vereinsräumen blockiert.