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Ehemalige Sparkasse wird umgebaut

Die Baufirma Kern saniert in Kubschütz barrierefrei. Zum Tag der offenen Tür geht’s nicht nur ums Wohnen.

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© Carmen Schumann

Von Kerstin Fiedler

Etwas schüchtern ist Suleiman Al Akus, als ihn sein Chef Guido Kern mit aufs Foto nehmen will. Suleiman stammt aus Syrien und hat über das Jobcenter eine Trainingsmaßnahme bewilligt bekommen. „Er ist sehr fleißig und stellt sich sehr geschickt an“, sagt Guido Kern. Wenn alles klappt, wird er den Syrer später einstellen.

Im Moment arbeitet er an einem Projekt mit, das Kern vor einigen Jahren durch Zufall entdeckt hat. Der Firmenchef ist mit seiner Familie in die Gemeinde Kubschütz gezogen und hat beim Spazieren gehen die ehemalige Sparkasse gesehen. „Das Haus war ziemlich heruntergekommen“, erinnert sich der 43-Jährige. Doch da er für seine Firma immer wieder nach Objekten sucht, an denen die Kollegen arbeiten, wenn keine anderen Aufträge da sind, hat er das Haus gekauft. Seit Anfang 2016 arbeitet die Firma daran, Ende Oktober sollen die meisten Wohnungen fertig sein. Diese Wohnungen sind alle barrierefrei und altersgerecht – und schon vergeben. Es sind Zweiraumwohnungen, jede rund 50 Quadratmeter groß. In drei Wohnungen lassen sich die Mieter die Küchen schon mit einbauen, zwei Mieter bringen ihre eigene Küche mit. Die Fliesen, die die Baufirma in Küche und Bad anbringen, sind Restposten von anderen Projekten. „Sonst würde man sie wegschmeißen, hier haben sie eine sinnvolle Verwendung“, sagt Kern. Und noch etwas kann Guido Kern mit den Rest-fliesen anstellen. Im Keller des Hauses, in dem die Mieter Abstellräume bekommen, gibt es eine Toilette. Während der Bauzeit wird diese natürlich von den Mitarbeitern genutzt. Später kann sie vom Hausmeister oder auch von Handwerkern genutzt werden, die im Haus arbeiten. Auf jeden Fall fällt dort auf, dass es viele verschiedene Farben, Formen und Muster von Fußboden- bis Wandfliesen gibt. „Wir nutzen solche Räume, um Praktikanten die Chance zu geben, sich auszuprobieren“, sagt Guido Kern. Da gibt es eine gute Zusammenarbeit mit dem Jobcenter. Schließlich haben Schüler oft keine Ahnung, was sie erwartet, wenn sie an einem Bauberuf interessiert sind. Hier können sie probieren. Und die Reste erfüllen einen guten Zweck.

Alle Wohnungen haben einen Balkon

Die Wohnungen haben jeweils ein Wohn- und ein Schlafzimmer, einen Flur, Küche und Bad. Die Duschen sind ebenerdig. Je nach Wohnungszuschnitt ist das Bad quadratisch oder etwas länger. Auf jeden Fall ist Platz für die Waschmaschine. Bei dem größeren Bad können Toilette und Dusche noch mit einem Vorhang abgeteilt werden. „Eine Tür wäre zu eng, wenn jemand zum Beispiel Hilfe beim Duschen braucht. Außerdem kommen Rollator oder Rollstuhl besser durch“, sagt Guido Kern. In den Wohnungen, die nach hinten raus gehen, kann man entscheiden, ob man die Küche ins Wohnzimmer integriert oder ob man eine Abtrennung haben will. Alle Wohnungen haben einen Balkon. Und damit man in die oberen Geschosse kommt, hat Kern einen Fahrstuhl eingebaut. Geheizt wird über Fußbodenheizung. Darauf freut sich eine Mieterin besonders, die bis jetzt noch Öfen mit Kohle heizt. Da ihre Kinder auch in der Gemeinde Kubschütz wohnen, freut sie sich auf den Umzug in dieses Haus. Ziel ist es, bis Ende Oktober fertig zu sein. Nur die Dachgeschosswohnung wird erst im Frühjahr nächsten Jahres komplettiert. Diese Wohnung ist größer, hat ein Bad mit Dusche und ein weiteres mit Badewanne. Die Wohnung hat neben Wohn- und Schlafzimmer auch ein Arbeitszimmer und geht über die gesamte Fläche. Deshalb hat Guido Kern auch vorn und hinten einen Balkon angebaut. Die Planungen für die Baugenehmigungen erstellt der Firmenchef selber. „Ich plane so lange, bis ich für mich sagen kann, dass auch ich mich hier wohlfühlen könnte“, sagt der sympathische Kern. Deshalb bietet er auch seinen Eltern an, in diese Wohnung einzuziehen. „Sie haben sich noch nicht entschieden“, schmunzelt er. Ebenfalls im nächsten Jahr wird auf dem Grundstück ein Wintergarten für die Mieter entstehen. Dieser wird ein Gründach bekommen.

Die Baufirma Kern gibt es seit 20 Jahren. Bei Gründung war Guido Kern der jüngste Handwerksmeister Sachsens. Auch wenn es zwischenzeitlich einmal Schwierigkeiten gab, sind alle 30 Mitarbeiter bis heute geblieben. Das Plus der Firma ist die Vielfalt. Von kleineren Aufträgen bis zur Gesamtsanierung bietet sie alles an. Spezialisiert haben sich die Mitarbeiter auf den behindertengerechten Umbau von Wohnraum. Damit Interessenten sich dieses Bauvorhaben anschauen können, bietet der Firmenchef am 23. September einen Tag der offenen Baustelle an. Da gibt es auch etwas zu essen und zu trinken. Für die Bewirtung ist der SV Kubschütz zuständig. „Der Erlös geht dann auch an den Sportverein“, sagt Guido Kern, der die gleiche Summe, die an dem Tag für die Kubschützer Sportler zusammenkommt, auch noch an den MSV Kreckwitz spendet. „Wir sind gern Sponsor kleinerer Vereine, die etwas für Kinder und Jugendliche und die Einwohner tun“, sagt der Familienvater. In Kreckwitz startet dann auch das nächste behindertengerechte Bauprojekt.

Tag der offenen Baustelle, 23.9., 10 bis 16 Uhr, Waditzer Weg 6 in Kubschütz