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Ehemalige SED-Kreisleitung wird wiederbelebt

Birgit Kröber erweitert ihre Krankenpflege-Firma in Zittau – und investiert Millionen in Hainewalde.

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© Matthias Weber

Von Thomas Mielke

In dem Haus, vor dem die Chefin steht, werden in reichlich einem Jahr fünf neue Mitarbeiterinnen der Mobilen Haus-Krankenpflege Kröber GmbH Senioren betreuen. Birgit Kröber wird die seit vielen Jahren leer stehende Villa am Ring in Zittau, gegenüber vom Schleifelmännl, mit einer Tagespflegestation mit 18 Plätzen und betreutem Wohnen wieder beleben. 14 kleine Wohnungen sollen in dem geschichtsträchtigen Haus entstehen.

Die Villa ist laut Denkmalsliste 1855 erbaut worden. Zu DDR-Zeiten war sie der Mittelpunkt des Kreises Zittau: Damals residierte darin die SED-Leitung, die so ziemlich alles zwischen Oybin und Niederoderwitz entschied und kontrollierte. Nach der Wende wurde sie noch von der Sparkasse genutzt. Dann stand das Gebäude leer und verfiel. 2010 ersteigerte es ein Österreicher für wenig Geld und ließ zumindest das Dach wieder abdichten.

Birgit Kröber ist zufällig auf die Villa aufmerksam geworden. Bei einem Gespräch mit einem Makler im Frühsommer über ein anderes Thema erwähnte dieser nebenbei, dass er gerade den Verkaufsauftrag des Österreichers für die Villa bekommen hatte. Frau Kröber, die sich ohnehin mit Expansionsplänen trug, wurde hellhörig. Der Makler fragte, ob sie sich das Haus gleich mal ansehen wolle. Sie sagte damals ja und heute: „Ich wusste sofort: Das ist es.“ Die Villa steht nur einen Steinwurf vom Firmensitz am Theaterring entfernt, zentral und an einer belebten Straße. „Die alten Leutchen wollen ja an vorderster Front sein“, sagt sie mit einem Lächeln und mit Wissen um die Bedürfnisse ihrer Kunden. Zudem ist das Grundstück groß genug für Parkplätze und Grünanlagen. Auch die Kubatur des Hauses stimmt.

Erst vor ein paar Wochen wechselte die Villa den Besitzer. Frau Kröber arbeitet dabei mit einem Investor zusammen. Er saniert das Haus nach ihren Wünschen. Die Planungen sind fast beendet. Im Oktober soll die Sanierung starten – wenn bis dahin schon die Baugenehmigung vorliegt. „Ohne Fördermittel“, betont Birgit Kröber. Zwar hätte der Investor ein Anrecht darauf, weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Allerdings sind die Zuschuss-Töpfe laut Frau Kröber wegen der Sanierung der Zittauer Hauptturnhalle leer. Wie hoch die Investition insgesamt ist, steht erst am Ende der Planungen fest. Siebenstellig dürfte sie beim Vergleich mit ähnlichen Objekten auf alle Fälle werden.

Dass die 42-Jährige mit einem Investor zusammenarbeitet, hat einen bestimmten Grund: Sie selbst wird in reichlich einem Monat parallel ein 3,2-Millionen-Projekt in Hainewalde stemmen. Gegenüber vom Roaperradl will Frau Kröber eine Anlage mit 16 Apartments und eine Tagespflege mit 18 Plätzen für Senioren bauen lassen. Dazu kommen wie am Theaterring in Zittau hübsche Außenanlagen. Beides auf einmal wäre zu viel geworden, sagt sie.

In Hainewalde ist ihre Firma bei der mobilen Krankenpflege „der Platzhirsch“, wie Frau Kröber selber einschätzt. In Großschönau gebe es einige Mitbewerber, aber in Hainewalde eben nicht. „Wenn man aber Hainewalder Ureinwohner ist, dann will man nicht nach Großschönau ins Heim“, sagt die gelernte Krankenschwester. Sie hat sogar schon Anfragen von potenziellen Mietern. Auch die Gemeinde Hainewalde habe ihr großes Interesse entgegen gebracht, sagt sie.

Das Hainewalder Projekt soll ebenfalls Ende nächsten, Anfang übernächsten Jahres fertig und zum Einzug bereit sein. Auch dort wird Frau Kröber mindestens fünf neue Mitarbeiter brauchen. Insgesamt beschäftigt sie dann rund 70 in ihrer Pflege-Firma. Angefangen hat sie vor 19 Jahren mit einer Mitarbeiterin. Doch dann kam 2003 Hainewalde – wo ihre Mutter schon in der Pflege unterwegs war – dazu und 2007 die Wohngemeinschaften am Theaterring in Zittau.