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Efeu erobert Schloss Wechselburg

Das Gebäude verfällt weiter. Gesteinsbrocken fallen ab. Der ehrenamtliche Verwalter sucht das Gespräch mit dem Landrat.

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© Pater Maurus

Von Tina Soltysiak

Wechselburg. Hat hier jemand einen Blumentopf mit einer Efeupflanze vergessen? Das zumindest könnte man beim Anblick eines Fotos aus dem Inneren des Schlosses Wechselburg denken. Die Pflanze rankt sich um einen Heizkörper und breitet sich an der Wand aus. „Durch Ritzen im Mauwerk sucht er sich den Weg ins Innere des ersten Obergeschosses“, erzählt Werner Sieber. Der ehemalige Geschäftsführer der Schlösser Augustusburg und Lichtenwalde sowie der Burg Scharfenstein engagiert sich nun im Ruhestand ehrenamtlich für Wechselburg. Der zunehmende Verfall der Bausubstanz betrübt ihn.

Mit jedem Tag, der ohne das nötige Geld für die dringend erforderliche Instandsetzung vergeht, nagt der Zahn der Zeit ein Stück mehr an dem historischen Bauwerk. „Einige Gesteinsbrocken sind schon herabgefallen“, sagt er. Wasser läuft durch das marode Dach ins Innere.

Eigentümer der Immobilie ist der Landkreis Mittelsachsen. Mehr als die Verkehrssicherheit gewährleisten kann die Verwaltung derzeit nicht. Es fehlt schlichtweg das Geld. „Drei Millionen Euro auf sechs Jahre verteilt müsste der Kreis als Eigenanteil für eine Restaurierung aufbringen“, erzählt Werner Sieber. Insgesamt würde das Unterfangen etwa 14 Millionen Euro kosten.

Schon einmal stand Sieber kurz davor, dass die Sanierung starten kann. Er hatte den Freistaat Sachsen, das Bistum Dresden-Meißen, das Kloster Ettal und zahlreiche Spender gefunden, die sich an der Finanzierung beteiligen. Doch weil der Kreis seinen Anteil nicht stemmen kann, wurde nichts. Drei Jahre Bemühungen nahezu umsonst.

„Ich gebe nicht auf. Ich habe den Landrat um ein Gespräch gebeten und hoffe, dass mir bald ein Terminvorschlag gemacht wird“, erzählt Werner Sieber. Der aktuelle Zustand des einst prächtigen Barock-Schlosses sei „ernüchternd“. Denn der traurige Anblick passe nicht in das Gesamtbild. „Die Basilika ist wunderschön, das Kloster ist gemacht. Nur das zentrale Gebäude in der Mitte verfällt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das Schloss nicht saniert werden soll“, sagt er. Die Basilika auf dem Gelände in Wechselburg gehört dem Bistum, das Kleine Schloss wurde vom Kloster Ettal (Oberammergau) renoviert, und ist nun dessen Außenstelle. „Außerdem haben wir das Torhaus zwischenzeitlich saniert. Sieber war maßgeblich daran beteiligt, dass die dafür notwendigen zwei Millionen Euro zusammenkommen.

Er würde auch weiter dabei helfen, Spender und Fördergeldgeber zu finden, sagt der Rentner. Er habe mit dem sächsischen Finanzminister Georg Unland (CDU) gesprochen. „Er hat mir aber gesagt: Wenn der Landkreis seinen Eigenanteil nicht bringt, ist der Freistaat nicht mehr mit im Boot.“ Zudem sei die einmal gemachte Fördermittelzusage von acht Millionen Euro nicht mehr aktuell. Sollte der Kreis das Geld investieren, müssten alle anderen Beträge wieder neu eingeworben werden. „Das Bistum und das Kloster hatten jeweils zwei Millionen Euro in Aussicht gestellt“, erinnert sich Werner Sieber.

Seit elf Jahren steht das Schloss leer. Zuletzt war ein Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie darin.