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Edeka schließt Ende des Monats

Für den Inhaber rentiert sich der weitere Betrieb nicht. Dafür macht er auch den neuen Rewe-Markt verantwortlich.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Leisnig. Plötzlich war die Fleischtheke leer. Deren Schließung vor einigen Wochen war das erste Zeichen. Inzwischen werden die Regale nicht mehr aufgefüllt. In manchen gibt es schon Lücken. An anderen Stellen sind die letzten Produkte eines Anbieters nach vorn gerückt. Der Edeka-Markt an der Jahnstraße in Leisnig schließt zum 30. September. Das bestätigte Meike Marschall vom Vorstandssekretariat der Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen Stiftung & Co. KG auf Anfrage des Döbelner Anzeigers. Meike Marschall nennt betriebswirtschaftliche Gründe.

Konkreter wird Marktbetreiber Andreas Richter: „Zwei Nettomärkte, ein Aldi, ein Penny und Rewe sind einfach zu viel für eine Stadt mit 10 000 Einwohnern. Aber der Rewe musste ja von der Stadt durchgedrückt werden.“ Seit seiner Eröffnung ist der Umsatz bei Edeka zurückgegangenen. Konkrete Zahlen nennt Richter nicht. Die Entscheidung der Stadt für den Rewe habe nichts mehr mit Marktwirtschaft zu tun. Als kleiner ostdeutscher Unternehmer sei es nicht möglich, gegen Milliardäre anzukämpfen, meint Richter. Leisnigs Bürgermeister Tobias Goth (CDU) verweist auf das Pro und Contra im Vorfeld der Ansiedlung des Rewe, für den sich letztendlich die Mehrzahl der Stadträte ausgesprochen hatte. „Wir bedauern die Schließung des Edeka-Marktes sehr. Es wäre wünschenswert, dass sich dort ein neuer Markt ansiedelt.“

Andreas Richter betreibt insgesamt fünf Edeka-Märkte. Den in Leisnig seit 1996. Zehn Mitarbeiter sind dort beschäftigt, die nach Informationen des Döbelner Anzeigers Ende August über die Situation informiert wurden. „Generell versuchen wir, bei Marktschließungen einen Teil der Mitarbeiter in Filialen im Umfeld versetzen zu können“, erklärt Meike Marschall. Andreas Richter konkretisiert: „Ich kann vielleicht eine oder zwei Mitarbeiterinnen übernehmen.“ Wenn mehrere Mitarbeiter vor Ende des Monats eine neue Arbeitsstelle finden würden, sei es sogar möglich, dass die Türen bei Edeka noch eher zu bleiben.

Die Inhaber benachbarter Geschäfte sehen die Situation relativ gelassen. „Wir haben unsere Stammkunden“, sagt Friseurin Sabine Jacob. Sie befürchtet durch den Weggang von Edeka keine Umsatzeinbußen, bedauert aber, dass die größte Fläche des Dienstleistungskomplexes bald leer steht. „Gerade vor Weihnachten ist das sehr schlecht“, meint sie und wünscht sich, dass sich schnell ein anderer Anbieter findet. Nach Tengelmann und Kaiser ist Edeka der dritte Anbieter, der den Markt verlässt.

Auch die Mitarbeiterin des Schuhhauses Riedemann, das sich im Edeka befindet, ist verhalten optimistisch. In Hartha habe sich die Situation ähnlich entwickelt und nicht zu einem Umsatzeinbruch geführt. Sie spricht ebenfalls von treuen Stammkunden. Durch das Ärztehaus, das Sanitätshaus und die Apotheke kämen auch künftig viele Menschen in das Dienstleistungszentrum, so die Mitarbeiterin.

Mit drastischen Worten reagieren manche Kunden auf die Schließung. „Das ist große Sch....“, meint eine Frau, die in der Nähe wohnt. Der Penny sei nun der nächstgelegene Markt. Sie könne dort mit dem Auto hinfahren, „aber die alten Leute mit dem Rollator schaffen die Strecke nicht“. Das sieht auch eine andere Leisnigerin so. „Als ich vor 20 Jahren vom Dorf in die Stadt gezogen bin, war Leisnig eine Oase der Marktfreundlichkeit mit einer Vielfalt kleiner Geschäfte. Davon ist nichts mehr geblieben.“ Einige Kunden befürchten, dass durch die Marktschließung auch ein weiteres Angebot wegfällt und der Fisch- sowie der Bekleidungshändler und der Hähnchengrill, die freitags ihre Waren vor dem Markt anbieten, künftig wegbleiben.