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Ebbe in der Elbe stoppt Schiffe

Niedrigwasser war in diesem Jahr für viele Elbekapitäne ein Problem. Eine Gruppe traf es ganz besonders.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Springer

Dresden/Riesa. Das Dampferjahr 2017 läuft besser als das vergangene Jahr, die Frachtschifffahrt hat es aber schwer. Denn anders als die Dampfer können Zillen und Schubschiffe bei Niedrigwasser schnell nicht mehr auf der Elbe fahren. Das trifft dann auch die sächsischen Häfen. Selbst die Sportbootkapitäne machten sich rar.

An wie vielen Tagen konnten die Schiffe nicht fahren?

120 Tage lang ging in diesem Jahr auf der Oberelbe nichts für die Frachtschiffe. Zum Vergleich: Die Dresdner Dampfer und Salonschiffe waren an jedem Tag im Einsatz, wenn auch nicht immer mit voller Auslastung. An 48 Tagen mussten Plätze auf den Ausflugsschiffen frei bleiben, weil die Elbe zu wenig Wasser führte.

Wann mussten die Frachtschiffe pausieren?

Sie konnten bis zum Mai uneingeschränkt fahren. Danach waren nur noch selten Lastkähne bis Dresden oder weiter nach Tschechien unterwegs. Auf dem Wasser wurden nur noch Projektladungen und Schwergut transportiert. Dabei handelte es sich zum Beispiel um große Trafos, Turbinen und Generatoren. Erst seit dem 4. Oktober können die Schiffe wieder uneingeschränkt fahren. Bis dahin lagen viele in den Elbehäfen fest.

Traf das Niedrigwasser auch die Freizeitkapitäne?

Ja, auch sie konnten nicht uneingeschränkt fahren. Motorboote haben deutlich weniger Tiefgang als Frachtschiffe. Bei Fahrt taucht ihr Heck aber vorübergehend tiefer ins Wasser ein. Weil diese Bootsführer oft keine Elbeprofis sind, rät der Dresdner Vermieter Jens Grau ihnen bei Niedrigwasser auch schon mal von einer geplanten Tour ab. So vermeidet er, dass die Boote oder die Propeller aufsetzen und seine Kunden teure Reparaturen bezahlen müssen. „Ich hatte 20 bis 25 Prozent Ausfall“, sagt er, ohne absolute Zahlen nennen zu wollen. Ähnlich lief sein Geschäft im vergangenen Jahr. Für die Fahrschulstunden, die er anbietet, war das Niedrigwasser aber kein Problem. Die Elbe-Taxi-Boote sind dagegen immer gefahren. Geschäftsführer Nicolaus Küppers musste keine einzige Tour absagen. „Ich bin da eisenhart“, so der erfahrene Bootsführer, „wenn man so oft wie ich unterwegs ist, kennt man jeden Stein.

Ist Fracht liegengeblieben?

Es gab keine Frachtausfälle. Das sagt Mandy Hofmann, Assistentin von Alberthafen-Chef Heiko Loroff. „Als Logistikunternehmen haben wir die Aufgabe, Transporte abzuwickeln, auch bei Niedrigwasser.“ Die meisten Ladungen wurden in der Niedrigwasser-Zeit in Zügen transportiert, auch Lkws dienten als Ersatz für die Lastkähne und Zillen. Allerdings mussten die Hafen-Verantwortlichen in Kauf nehmen, dass nicht alle Ladungen genau nach Zeitplan am Ziel ankamen.

Welche Rolle spielte das Niedrigwasser für die Containerlinie nach Hamburg?

Auf dieser Linie, die von der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO) gemeinsam mit mehreren Partnern betrieben wird, fahren mehrmals pro Woche Containerschiffe. Sie verbinden Riesa und Hamburg. „Wir haben sie nicht von Riesa aus bedient“, sagt Mandy Hofmann. „Wir haben Container bis Magdeburg oder Haldensleben auf Lkws fahren lassen und dort dann aufs Binnenschiff gesetzt. Natürlich sind auch viele Container zusätzlich auf der Schiene gefahren.“ Ausfälle gab es demnach auch beim Transport der genormten Blechkisten nicht.

Was hat der verstärkte Einsatz von Lkws und Bahntransporten gekostet?

Das wollen die Hafen-Verantwortlichen nicht sagen. Sie gehen trotz der Fahrpause davon aus, dass 2017 so viel Ladung per Schiff transportiert wird wie im vergangenen Jahr. Das waren bis Ende September reichlich 99 000 Tonnen. Ende September 2017 waren es rund 78 000 Tonnen.

Welche Güter werden im Alberthafen in und aus Schiffen verladen?

Das sind vor allem Flussspat, Schrott, Getreide, Düngemittel und manchmal auch Kohle. Zu den Projektladungen gehören auch Schiffs- und Flugzeugteile.

Wie entwickelt sich die Schifffahrt auf der Elbe insgesamt?

Dazu gibt es keine Zahlen. Die Schiffe, die Dresden passieren, werden nicht gezählt. Während die Zahl der Frachtschiffe seit der Wende deutlich gesunken ist, steigt die Zahl der Hotelschiffe, sagt Klaus Kautz, Chef des Wasser- und Schifffahrtsamtes.