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Ebbe im Naturbad

Viele Seen im Kreis sind von gefährlichen Blaualgen befallen. Goltzscha hat ein anderes Problem.

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© Sebastian Schultz

Von Dominique Bielmeier

Auch wenn er wohl immer mal wieder von Regenschauern unterbrochen sein wird: Der Sommer ist zurück im Landkreis Meißen. Und bei den wärmeren Temperaturen zieht es die Menschen wieder vermehrt in Schwimmbäder und an Badeseen. Vor allem natürliche Badestellen sind beliebt. Doch dort kann die Abkühlung zurzeit sogar krank machen. Die wichtigsten Fragen dazu im SZ-Überblick.

In welchem Zustand sind die Badestellen im Landkreis Meißen?

In einem überwiegend instabilen, wie Nora-Kerstin Rentzsch, Sachbearbeiterin Kommunalhygiene im Gesundheitsamt Meißen, auf SZ-Anfrage erklärt. Mit Fäkalkeimen oder anderen mikrobiologischen Beanstandungen gibt es zwar keine Probleme – dafür sind Blaualgen ausgebrochen.

Wo besteht Gefahr für die Gesundheit?

Für sechs Badestellen im Landkreis warnt das Gesundheitsamt ausdrücklich vor dem Baden aufgrund Blaualgen-Befalls: das Bad Sonnenland und das ehemalige Strandbad Friedewald (beides Dippelsdorfer Teich) sowie das Mittelteichbad in Moritzburg, außerdem den Badesee in Coswig. Nach Kontrollen am Donnerstag wird auch vor dem Niederen Waldteich in Volkersdorf und dem Oberen Waldteich in Boxdorf gewarnt.

Der Röderstausee in Radeburg ist sehr trüb, ähnlich wie der Speicher Nassau (Grutschenteich) und die Tongrube Steinbach. Mikrobiologisch waren bisherige Proben dort jedoch in Ordnung. Das Naturbad Goltzscha ist dagegen vorübergehend nicht nutzbar, da die Gemeinde das Wasser komplett austauschen will. Auch hier besteht der Verdacht einer massiven Algenentwicklung. In der kommenden Woche könnte es aber wieder in Betrieb genommen werden.

Wie kommt es zum derzeitigen Blaualgen-Befall?

„Blaualgen entstehen in nährstoffreichen Gewässern und werden bei günstigen Witterungsbedingungen – Wassertemperaturen über 24 Grad, schwül-warme und niederschlagsreiche Witterung – bis zur Massenentwicklung aktiviert“, erklärt Nora-Kerstin Rentzsch. Die Nährstoffe gelangen zum Beispiel durch Gülle aus benachbarten Feldern, durch Fischzucht, aber auch durch den Menschen selbst in das Wasser. Dort, wo die Algen sogar grüne Teppiche bilden, sollten Badegäste keinesfalls schwimmen, warnt Rentzsch.

Was macht Blaualgen so gefährlich?

Blaualgen – die übrigens gar nicht blau sind, sondern oft leuchtend grün – sind Cyanobakterien, die im Gewässer Toxine, also Giftstoffe bilden. „Diese können in Abhängigkeit des Immunsystems eines jeden Menschen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Schädigungen des menschlichen Organismus führen“, so Nora-Kerstin Rentzsch. Dazu zählen Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Erbrechen, Leberschäden oder allergische Reaktionen. Besonders gefährlich kann das für Kleinkinder und immungeschwächte Personen werden, aber auch für Hunde oder Pferde. „Ab einem gehäuften Vorkommen von Blaualgen in einem Gewässer wird durch das Gesundheitsamt eine Warnung vor dem Baden ausgesprochen“, sagt Rentzsch. „Ab diesem Zeitpunkt sollte nicht mehr gebadet werden.“

Wo kann gefahrlos gebadet werden?

Zum Beispiel im Waldbad Oberau, dem Lößnitzbad in Radebeul, im Naherholungszentrum Brettmühlenteich und dem Natur- und Waldbad Glaubitz. Im Naturerlebnisbad Großenhain ist die Wasserqualität sogar sehr gut. Die jüngsten Kontrollen mit Entnahme von Wasserproben erfolgten laut Gesundheitsamt am Donnerstag, die Ergebnisse stehen noch aus. Beprobt wurden das Lößnitzbad, der Obere Waldteich in Boxdorf, der Niedere Waldteich in Volkersdorf und das Elbgaubad in Weinböhla. In Letzterem fanden wegen des Zerkarienbefalls (die SZ berichtete) bereits drei Gewässerprüfungen statt, drei Wochen lang hatte das Bad geschlossen.

Welches sind „wilde“ Badestellen? Was ist dort zu beachten?

Wilde Badestellen müssen von den Gesundheitsämtern nicht überwacht werden. „Wer in einem solchen Gewässer baden geht, macht dies auf eigenes Risiko“, so Nora-Kerstin Rentzsch. Das Gesundheitsamt Meißen kontrolliere wilde Badegewässer, die früher offizielle Badestellen waren oder an denen seit Jahrzehnten illegal gebadet wird, aber zwei- bis dreimal in der Saison. „Bei Vorkommnissen werden Informationsblätter oder Warnungen vor Ort ausgehängt.“ An wilden Badestellen komme es immer wieder zu Problemen durch Müllablagerungen oder dem Verrichten der Notdurft. Dem Gesundheitsamt seien aber momentan keine solchen Fälle bekannt.

Was ist der Unterschied zu „offenen“ Badestellen?

Das Lößnitzbad in Radebeul sowie der Brettmühlenteich wurden in diesem Jahr als offene Badestelle ausgewiesen. In Radebeul besteht nun keine Aufsicht mehr, außerdem ist der Eintritt frei. Gelände und Toiletten werden aber durch den bisherigen Betreiber weiter gepflegt. „Am Brettmühlenteich bestehen gegenwärtig noch unklare Verhältnisse“, so Nora-Kerstin Rentzsch. Die Gemeinde ziehe sich aus dem Campingplatz- und Badgeschäft zurück, Toiletten würden zurzeit durch den Betreiber eines Imbissstandes gewartet. Die Überwachung erfolge auf Ersuchen der früheren Betreiber in gewohnter Art und Weise durch das Gesundheitsamt. „Für die Badegäste bedeutet das, dass die Gewässerüberwachung abgesichert ist, im Falle eines Badeunfalles aber keine Hilfeleistung gewährleistet ist.“

Wo baden die Menschen im Landkreis am liebsten?

Ausgerechnet die befallenen Moritzburger Gewässer sind laut Nora-Kerstin Rentzsch sehr beliebt, genau wie der Badesee Coswig mit seinem Freibad. „Aber auch das Lößnitzbad in Radebeul und der Stausee Radeburg sind an heißen Sommertagen sehr gut frequentiert“, so Rentzsch. Der Campingplatz am Stausee in Radeburg profitiere zusätzlich durch die Umsiedelung von Dauercampern des Brettmühlenteiches.

Wo kann ich mich über aktuelle Probenergebnisse informieren?

Während der Badesaison aktualisiert das Landratsamt die Internetseite zu den Badestellen. Dort sind Datum und Ergebnisse der jüngsten Kontrollen vermerkt.

www.kreis-meissen.org/633.html