Andreas Herrmann
Oppach. Familie Bauch aus Bautzen kommt nur gelegentlich zum Fußball. Aber wenn, dann feuern sie ihre Gelb-Schwarzen in voller Fanausrüstung mit farblich passendem Schal, Mütze und was sonst an Utensilien noch dazugehört, an. „Wir sind eher Dynamo-Fans vom Fernseher her“, sagen sie. Das gilt allerdings nicht für ihren Jüngsten. Frederic Bauch fährt mit seinem Vater gern zum Spiel nach Dresden. Und so wollten sie sich auch das Ereignis vom Sonnabend in der Oppacher Stadionanlage „Am Lindenberg“ nicht entgehen lassen – auch wenn Dresden dann mit 3:0 verlor. „Es ist noch bisschen Luft drin“, meinen sie zur Halbzeit.
Dynamo Dresden spielt in Oppach
Außerdem gehe es ja um den guten Zweck der Unterstützung für die Opfer, Hinterbliebenen und Angehörigen des schweren Busunglücks vom vergangenen Montagmorgen, bei dem 18 Menschen aus Sachsen starben – darunter auch der Busfahrer, der für ein Löbauer Unternehmen unterwegs war. Dynamo Dresden wird seine kompletten Einnahmen aus dem Testspiel am Sonnabend den Opfern und deren Angehörigen spenden. „Mit dieser symbolischen Geste wollen wir den Menschen, die von dem schrecklichen Unglück direkt betroffen sind, etwas zurückgeben“, sagt Sportgeschäftsführer Ralf Minge auf der Vereinswebsite.
Das hatte auch Kerstin Noack und Marcel Kühne aus Löbau nach Oppach geführt. Sie nutzen den Nachmittag bei herrlichem Wetter, um wieder einmal ihre Dynamos zu sehen. Praktisch seit DDR-Zeiten sind sie Fans der Dresdner. Als spannend bis zur letzten Minute bezeichnen sie das Match. Slovan Liberec sei flink, hart im Nehmen gewesen und die Spieler gut abgestimmt. Da hätten die Zweitligisten von Dynamo noch etwas zulegen müssen.
Mit dem Zulegen hatten sie dabei durchaus recht, denn die Überlegenheit der Liberecer Erstligisten zeichnete sich schon in der ersten Halbzeit ab, nach der es durch ein Tor von Roman Potecny bereits 1:0 stand. Ein Lattenschuss auf das Liberecer Tor in der 43. Minute bewies, dass Dynamo zwar den Anschluss suchte, jedoch kaum Torchancen umsetzen konnte. Das Spiel der Tschechen war hart. Sie bekamen eine Gelbe Karte und mehrere Freistöße zu ihrem Nachteil. Auch in der zweiten Halbzeit spielten sie sehr konzentriert, während die Angriffe von Dynamo meist schon weit vor dem Strafraum zum Stoppen kamen. Das setze sich schließlich um in noch zwei Tore. In der 69. Minute verwandelte wieder Roman Potecny einen Elfmeter und in der 86. Minute erzielte Zdenek Folprecht das abschließende 3:0.
Das hohe Ergebnis verwunderte am Ende selbst den Liberecer Trainer: „Dresden hatte heute keinen guten Tag. Besonders das Zusammenspiel kennen wir von ihnen eigentlich viel besser. Wir waren produktiver und haben mehr Druck gemacht“, meint Jindrich Trpisovsky. Auch die angereisten Fans Jakub Marek und Tonda Cihak aus Liberec sehen das so, wobei sie eher selten zum Fußball nach Deutschland kommen und eigentlich eher Fans von Bayern München sind. Von dem Busunglück haben aber auch sie gehört. Für die Oppacher Bürgermeisterin Sylvia Hölzel (parteilos) dagegen war schon das Spiel an sich ein Gewinn, denn sie freut sich, dass dieses Match mit dem besonderen Vorzeichen der Hilfe für in Not geratene Menschen überhaupt in Oppach stattfand.
Gewonnen haben bei dem Ereignis auf dem Sportplatz am Lindenberg auf jeden Fall die vielen Kinder, wie zum Beispiel Erik Kutschke sowie Hannes und Willi Wagner aus Cunewalde. Der Jüngste unter ihnen ist erst sieben Jahre und sie wollen natürlich ihren Dynamos weiter die Treue halten. Dazu gab es nach dem Spiel noch eine bunte Traube rund um die Spieler in Schwarz-Gelb. Ganz viele Kinder und Jugendliche waren auf Jagd nach den begehrten Autogrammen ihrer Helden.