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Dynamo entschuldigt sich bei RB Leipzig

Nach dem Vorfall mit dem abgetrennten Bullenkopf im Stadion beim DFB-Pokalspiel und bösartigen Plakaten ermitteln Polizei und DFB. Dynamos Sportgeschäftsführer Ralf Minge bezieht dazu für den Verein Stellung.

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© Robert Michael

Von Sven Geisler

Die Mannschaft soll das Pokal-Highlight abhaken, fordert Trainer Uwe Neuhaus. Für den Verein aber ist das Nachspiel in vollem Gange. Bis Dienstag hat Dynamo Zeit, eine Stellungnahme zu den Ermittlungen abzugeben, die der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach dem sächsischen Pokalduell gegen RB Leipzig am vorigen Sonntag eingeleitet hat. Sportvorstand Ralf Minge hat das am Freitag vor Journalisten bereits getan.

Die positive Nachricht kommt von der Polizei. Die Ermittler haben nach Auswertung der Videobilder signalisiert, zeitnah die mutmaßlichen Täter identifizieren zu können, die den Bullenkopf geworfen haben. „Wir werden alle Möglichkeiten von Sanktionen ausschöpfen und ein Exempel statuieren.“ Juristisch handle es sich um eine Ordnungswidrigkeit, „was ziemlich banal klingt“, wie Minge meint: „Der Imageschaden für den Verein ist viel, viel höher einzustufen.“

RB-Manager Ralf Rangnick habe zwar gesagt, es sei nicht entschuldbar, „nichtsdestotrotz bitten wir um Entschuldigung“, erklärt Minge. Dynamo hatte den Vorfall unmittelbar nach Bekanntwerden als „absolut widerlich“ verurteilt. Nach bisherigen Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass der Tierkadaver nicht am Spieltag und demzufolge nicht durch die Einlasskontrollen ins Stadion gelangt ist. Trotzdem werden Versäumnisse des Sicherheitsdienstes eingeräumt, der auf den Vorfall sehr langsam reagiert und die Verantwortlichen zu spät informiert habe. Kaum ein Vorwurf lässt sich den Ordnungskräften dagegen wegen der Spruchbänder machen, von denen – wie Minge wiederholt – „einige unter die Gürtellinie“ gingen. „Die waren durch uns nicht legitimiert.“

Der Verein hatte sich die Parolen vorher zur Freigabe schicken lassen und unter anderem alle die rigoros abgelehnt, die auf Personen zielten. Einige hätten sich aber der Kontrolle entzogen, so Minge. Deshalb werde überlegt, sich die Plakate bei ähnlichen Aktionen bereits spätestens einen Tag vorher im Stadion vorlegen zu lassen.

Außerdem fordert der Kontrollausschuss eine Erklärung zu dem Schriftzug „Feldi statt Brause“. Den trugen Spieler und Betreuer nach dem Elfmeterkrimi auf den extra angefertigten Sieger-T-Shirts. Ursprünglich wollte Dynamo damit sogar die Pokal-Trikots bedrucken lassen, um für ein neues, alkoholfreies Getränk des Hauptsponsors zu werben. Der Antrag wurde vom DFB zweimal abgelehnt. „Das haben wir dann auch so akzeptiert“, sagt Minge. Für die T-Shirts aber habe der DFB-Beobachter vor Ort nach dem Spiel auf Nachfrage grünes Licht gegeben. „Wir haben mit Verwunderung aufgenommen, dass es trotzdem im Strafantrag steht.“

Verwundert ist man bei Dynamo auch über eine, wie es Minge formuliert, „geheime Kommunikation zwischen RB und dem DFB“ im Vorfeld des Spieles. Worum es in dem Leipziger Schreiben ging, ist unklar. Weder der DFB noch RB Leipzig wollten dessen Existenz auf Nachfrage der SZ bestätigen, geschweige denn sich zum möglichen Inhalt äußern. RB-Vorstandsvorsitzender Oliver Mintzlaff erklärt schriftlich: „Wir werden auch zukünftig nicht Probleme anderer Vereine mit ihren eigenen Fans auf uns abwälzen lassen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen – und nochmals: Glückwunsch an Dynamo zum Weiterkommen!“

Laut Minge fühlten sich die Dresdner jedoch von einem Anruf des DFB-Generalsekretärs Friedrich Curtius im Vorfeld des Risikospieles „zusätzlich unter Druck gesetzt: Egal, was passiert, es werde an unserem Verein hängenbleiben.“ Angesichts der Brisanz des Spiels habe es selbstverständlich vorher Kommunikation mit und zwischen allen Beteiligten gegeben, bestätigt der DFB allgemein Gespräche. Dabei habe für den DFB als Veranstalter des Pokalwettbewerbs stets im Vordergrund gestanden, Rahmenbedingungen zu schaffen, um das Spiel friedlich und ruhig über die Bühne zu bringen.

Möglicherweise ging es in dem Brief um den Schriftzug, den RB als Provokation empfunden haben könnte – genau wie die Vorschläge, erst am Spieltag und in einem neutralen Bus anzureisen. Diese internen Inhalte der Sicherheitsberatung waren von Leipziger Seite öffentlich kommentiert worden. Minge widerspricht jedoch dem Eindruck, Dynamo habe RB das vorschreiben wollen. „Davon sind wir weit entfernt. Wir sind gefragt worden, welche Maßnahmen wir empfehlen würden.“ Ein Fanturnier, wie von Leipzig vorgeschlagen, schien dabei keine gute Idee zu sein.

Dynamo fürchtet wohl, dass dieser Schriftwechsel, sofern es ihn gegeben hat, Einfluss auf die Verhandlung vor dem Sportgericht haben könnte. Der Bitte, das RB-Schreiben an den Verband einsehen zu dürfen, wurde bisher nicht entsprochen. „Man muss die Positionen kennen, um argumentieren zu können“, meint Minge. DFB-Präsident Reinhard Grindel wolle sich der Sache annehmen. Das Nachspiel geht also weiter.