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Dynamo drosselt das Tempo

Die Mannschaft erkundet im Zweitakt Dresden und offenbart dabei einige technische Schwächen.

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© Robert Michael

Von Daniel Klein

Niklas Kreuzer rührte eifrig am Ganghebel, fand aber nicht die Option fürs Rückwärtsfahren. Was auch schwierig ist, wenn man das erste Mal in einem Trabant 601 sitzt. Nach einer kurzen Einweisung klappte es dann mit dem Einparken vor dem Schloss Albrechtsberg. Das Präsidium von Dynamo hatte wie jedes Jahr zum Mannschaftsausflug mit Familienanhang geladen, diesmal ging es in einer gut zweistündigen Trabi-Safari quer durch Dresden.

Andreas Lambertz erkundete mit Ehefrau Steffi Dresden.
Andreas Lambertz erkundete mit Ehefrau Steffi Dresden. © Robert Michael
Während in der Rennpappe von Michael Hefele und Freundin Lisa Augenthaler das Klima stimmte ...
Während in der Rennpappe von Michael Hefele und Freundin Lisa Augenthaler das Klima stimmte ... © Robert Michael
... herrschte bei Nils Teixeira und Beifahrer Ralf Minge dicke Luft. Was aber nicht am Zweitakter-Gestank lag.
... herrschte bei Nils Teixeira und Beifahrer Ralf Minge dicke Luft. Was aber nicht am Zweitakter-Gestank lag. © Robert Michael

Der Spaß stand im Vordergrund und den Beteiligten auch ins Gesicht geschrieben. „Sehr geruchsintensiv und hochtourig“ fand Trainer Uwe Neuhaus die Ausfahrt. Trotz seiner Vergangenheit bei Union in Köpenick saß er zum ersten Mal im populärsten DDR-Auto. „Es ist auf jeden Fall eine interessante Erfahrung. Wir sind ja alle ein bisschen verwöhnt von den modernen Autos.“ Als eine Option für einen Zweitwagen kommt der Trabi für ihn aber nicht infrage.

Darüber hatte Nils Teixeira schon einmal ernsthaft nachgedacht. Nach der gestrigen Probefahrt war das Thema dann erledigt. „Es ist einfach zu schwierig mit dem Handling“, lautete das Fazit des Außenverteidigers. Was in gewisser Weise auch auf seinen Co-Piloten zutraf. „Ralf Minge ist der schlimmste Beifahrer, den ich je erlebt habe“, urteilte Teixeira über den Sportdirektor: „Er ist völlig panisch, ich hatte Angst, dass er plötzlich die Handbremse zieht. Und das, obwohl ich total defensiv unterwegs war.“ Minge gab die Kritik postwendend zurück: „Ein ganz schlimmer Fahrer.“

Von 500 auf 26 PS

Für Pascal Testroet war der Umstieg ein besonders extremer. Im Alltag ist der Stürmer in einem 500 PS starken Maserati unterwegs, beim Trabi sind es 474 PS weniger. „Ich finde, er hat trotzdem ganz schön Power. Tauschen würde ich aber nicht“, sagte er und grinste. Vor allem für Neuzugänge wie ihn war die Ausfahrt auch eine Entdeckertour. So ging es am Kino Schauburg vorbei, wo Dynamo 1953 gegründet worden war. „Es ist eine gute Gelegenheit, die Stadt kennenzulernen“, fand Testroet.

Seit einigen Jahren organisiert das Präsidium des Fußball-Drittligisten jeweils am Beginn einer Saison einen solchen Ausflug. Im Fußball-Neudeutsch firmiert das unter teambildende Maßnahme. Zuletzt ging es ins Schloss Moritzburg und mit einem Schaufelraddampfer auf der Elbe entlang, im vergangenen Jahr besuchte das Team das Karl-May-Museum in Radebeul.

Nach dem Geheimnis eines Zweitakt-Motors wird heute der nächste Gegner studiert. Neuhaus lädt zur Videoanalyse des Chemnitzer FC, der am Sonntag nach Dresden kommt. Teixeira bezeichnet den CFC als „einen unserer schärfsten Konkurrenten“. Für Testroet ist das nicht nur ein Spitzenspiel, er sieht auch die Chance, mit einem Sieg zu einem so frühen Zeitpunkt „schon einen großen Schritt“ machen zu können. Dafür müsste die Mannschaft erneut viel Gas geben – und dürfte nicht lange nach dem richtigen Gang suchen.