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DVB-Chef verteidigt Ausbau der Bautzner Straße

Anwohner fürchten vor allem mehr Umweltbelastungen und Stau, wenn die Fahrspuren für Autos schmaler werden.

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Von Tobias Wolf

Der Streit um den Ausbau der Bautzner Straße und der Bautzner Landstraße geht in die nächste Runde. Auf einer Bürgerversammlung mit Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) im Parkhotel am Weißen Hirsch machten rund 400 Anwohner der Hautverkehrsachse ihrem Ärger Luft. Denn die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) planen, den Gleisabstand ab März auf drei Meter zu verbreitern, um dort künftig größere und modernere Stadtbahnwagen fahren zu lassen als noch heute. Allerdings soll dadurch die Fahrspur für Autos und Lastwagen schmaler werden. Die Straße selbst soll jedoch nicht ausgebaut oder verbreitert werden.

Viele Anwohner wehren sich vehement gegen diese Pläne. „Wenn die Gleise um etwa 50 Zentimeter nach außen rücken, sind sie noch näher an unseren Häusern“, sagt Tobias Päperer von der Bürgerinitiative Bautzner Landstraße aus Bühlau mit Blick auf die Erschütterungen, die durch die Bahnen entstehen. „Das merken wir schon jetzt deutlich.“ Zudem könnten kaum noch Autos an den Straßenbahnen vorbeifahren, weil es künftig enger wird, beklagt Päperer. Rund 2,35 Meter breit sind die Fahrspuren dann noch, in Teilen der Neustadt sogar nur etwas mehr als 1,80 Meter. Müssen sie heute schon mit rund 17 000 Fahrzeugen pro Tag vor ihren Wohnzimmerfenstern leben, befürchten die Bühlauer wegen des breiteren Gleisabstands Dauerstau hinter der Straßenbahn und eine permanente Abgas- und Lärmbelastung.

Ein Drittel mehr passen in neue Bahn

DVB-Chef Reiner Zieschank versucht diese Ängste zu dämpfen. „Jetzt haben wir viele Langsamfahrstellen, wo sich die Autos hinten anstellen müssen“, sagt er. So seien im Bereich der Mordgrundbrücke gerade noch zehn Kilometer pro Stunde möglich. Nicht viel besser sieht es stadtauswärts im weiteren Verlauf bis hinter das Parkhotel aus. Auch im Abschnitt zwischen Hoyerswerdaer Straße und Martin-Luther-Straße in der Inneren Neustadt, der gleichzeitig ausgebaut wird, sind die Bahnen längst auf Schleichfahrt. Marode Gleise und hochstehende Betonplatten drücken dort das Tempo. „Wenn die Gleise saniert sind, können wir dort mit 50 Kilometern pro Stunde fahren“, sagt Zieschank. „Dann gibt es auch kein Problem mit Stau.“

Dies entspricht auch der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Die Verbreiterung sei nötig, weil Dresden immer weiter wachse. Ab 2020 wollen die DVB laut Zieschank die neuen großen Stadtbahnwagen anschaffen. Rund ein Drittel mehr Passagiere finden darin Platz, dazu zusätzliche Kinderwagen und Rollatoren für die Senioren. Zudem seien 70 Prozent des Dresdner Gleisnetzes in den vergangenen 50 Jahren bereits auf drei Meter verbreitert worden, allen voran die Neubaustrecken nach Prohlis und Gorbitz in den 1970ern und 1980ern. Nach der Wende wurde die Achse von Kleinzschachwitz bis zum Postplatz ausgebaut. „Wir machen das immer dann, wenn wir sanieren müssen“, sagt DVB-Chef Zieschank.

Allerdings befürchtet so mancher Anwohner, dass es nicht bei der Sanierung bleibt. Sollten die Fahrbahnen der Bautzner in Zukunft doch noch ausgebaut werden, droht neuer Ärger, vor allem dann, wenn auch Fußwege saniert und Radwege gebaut würden. Denn dann müssten die direkten Anwohner möglicherweise einen Teil ihrer Grundstücke abgeben. Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz antwortet auf entsprechende Bürgeranfragen nur, dass dies ein planungstechnisches Problem sei. Überzeugt hat er die Kritiker nicht.