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Durstige Gäste in der Neustadthalle

Bei der Jugendweihe wurden keine Getränke im Foyer verkauft. Exemplarisch, findet ein Besucher.

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© Dirk Zschiedrich

Von Nancy Riegel

Neustadt. Der Übergang ins Erwachsenenalter ist ein feierlicher Anlass, der für die Beteiligten nicht nur nervenaufreibend ist, sondern auch gern mit einem Glas Sekt begossen wird. Bei der Jugendweihe am vergangenen Wochenende in der Neustadthalle wurden allerdings weder Wasser noch andere Getränke im Foyer verkauft. „Nicht nur die älteren Gäste hatten gewaltigen Durst, sondern auch die jüngeren. Die Zungen hingen aus den Hälsen“, sagt Stanley Smolka, der mit seiner Familie bei der zweiten Feierstunde anwesend war. Insgesamt drei Durchgänge gab es, die alle gut besucht waren.

Den Gästen sei auf Nachfrage mitgeteilt worden, dass eine Bewirtung im Schützenhaus möglich sei, aber nicht bei der Feierstunde im Foyer. Das sei auch schon in den letzten Jahren so gewesen, sagt Udo Preusche, Geschäftsführer der Neustadthalle, auf Nachfrage. „Für den Wunsch nach Erfrischungsgetränken stand den Gästen an diesem Tag unser Restaurant ‚Schützenhaus‘ zur Verfügung, was auch zahlreich genutzt wurde.“

Stanley Smolka kann das fehlende gastronomische Angebot im Foyer bei einer solch großen Veranstaltung nicht nachvollziehen. „Es sollte nicht die Aufgabe des Gastes sein, nach Verpflegung zu betteln“, schreibt er an die SZ. Nicht nur für die Gäste, auch aus ökonomischer Sicht wäre ein Getränkeangebot in den oberen Etagen für ihn sinnvoll gewesen. Nicht alle Gäste hätten die Zeit gehabt, ins Schützenhaus zu gehen. „Wie lässt sich erklären, weshalb eine derartige Chance mit vernünftigem Service zu glänzen, um Geld in die marode Kassenlage zu spülen, verschenkt wurde? Jedes privatwirtschaftlich geführte Lokal würde sich die Finger danach lecken, wenn mehrere Hundert Gäste bewirtet werden würden.“ Neustadthallen-Geschäftsführer Udo Preusche hingegen sagt: „Eine Bewirtung während der Jugendweihe ist, auch aus logistischen Gründen, nicht vorgesehen und auch nicht möglich.“

Für den Neustädter Stanley Smolka liegt das Problem bei der Geschäftsführung der Stadthalle und dem finanziellen Rettungsschirm, den die Stadt jedes Jahr aufspannt. „Der Unternehmergeist scheint verloren gegangen zu sein.“ Die Stadthalle schafft es seit Jahren nicht, die schwarze Null zu erwirtschaften, was vor allem am Gastronomiebereich liegt. Im Jahr 2017 sei das Minus auf einen sechsstelligen Betrag angewachsen und werde wieder ausgeglichen, kritisierten die Stadträte Matthias Mews (CDU) und Christian Kowalow (FDP) und verließen den Aufsichtsrat.