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Durcheinander um Öffnungszeiten

Kunden müssen inzwischen genau wissen, wann ihre Läden in der Stadt geöffnet haben. Das ist nicht immer leicht.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Kamenz. Die Tendenz ist deutlich. Immer mehr Ladeninhaber verkürzen ihre Öffnungszeiten in den Innenstädten der Region. Das stellt auch die Kunden vor Herausforderungen. Denn sie müssen nun genau wissen, wann welches Geschäft geöffnet hat. Sonst kann es passieren, dass sie vor verschlossenen Türen stehen. Und das frustriert. Das klassische Öffnungszeiten-Modell von 9 bis 18 Uhr scheint ausgedient zu haben. Das ist nicht nur in Kamenz so. Auch Pulsnitz, Königsbrück und Großröhrsdorf machen ähnliche Erfahrungen. Die SZ hat sich in der größten Einkaufsstadt der Region umgesehen, verschiedene Öffnungszeitentypen ausgemacht und die Händler nach Gründen gefragt.

Das klassische Modell: Läden öffnen 9 Uhr und schließen 18 Uhr

In den guten Lagen von Kamenz gibt es die Händler noch. Sie öffnen ihren Laden um 9

Uhr und schließen ihn neun Stunden später. Die meisten von ihnen befinden sich am Markt oder in der Nähe. Mode Stange, Koch Optik, Uhren Anders und EP Böttcherhalten sich an diese Zeiten. Claus Lehmann vom Spielzeugladen Paul Lehmann macht es schon lange so. „Wir Händler haben uns kurz nach der Wende mal auf diese Kernöffnungszeiten verständigt“, sagt er. Zwischendurch habe er selbst einiges probiert, unter anderem den Laden in der Adventszeit eine Stunde länger zu öffnen, doch das habe sich nicht gerechnet. Die Kunden hätten sich an die klassischen Öffnungszeitungen bereits gewöhnt. Dagmar Anlauf vom Blumenladen Anlaufpunkt in der Nähe des Marktes öffnet ebenfalls von 9 bis 18 Uhr. „Wir öffnen wie es alle machen. Aber jeder Händler muss natürlich selbst wissen, was geht.“ Das hält sie genauso. So hat sie sich gerade dazu entschlossen, sonnabends eine Stunde früher zu schließen. „Bis 13 Uhr lohnt sich nicht mehr“, sagt sie. Nach dem Mittag sei selbst auf dem Markt nicht mehr viel los.

Das Mittagspausen-Modell: Kurz nach Mittag macht der Laden zu

Diese Variante ist in größeren Städten kaum noch zu finden. Doch in Kamenz und anderen kleineren Städten nimmt sie zu. Der Grund: Immer mehr Händler stehen allein im Laden. Mitarbeiter haben sie nicht oder nur aushilfsweise. Sylvia Stephan vom Laden Hautnah auf der Bautzner Straße hat die Mittagspause vor einigen Jahren eingeführt. „Ich mag nicht, wenn es im Laden nach Essen riecht“, sagt sie. Und das würde es, wenn sie nebenbei isst. Wenn aber jemand partout nicht anders kann, reicht ein Anruf und sie öffnet auch mittags. Doch es sind nicht nur die kleinen Läden. Auch die Postbank-Filiale an der Poststraße macht von 12.30 Uhr bis 14 Uhr zu. Regelmäßig stehen Kunden davor, die Pakete abgeben wollen und sich wundern. Konzern-Pressesprecher Tim Rehkopf versucht, die Pause zu erklären. Messungen hätten ergeben, dass die Kunden in Kamenz vor allem vormittags und nachmittags in die Filiale kommen. Zudem brauchen die Mitarbeiter die Zeit auch, um wichtige Aufgaben zu erledigen, wie das Sortieren von Sendungen.

Das Durchhalte-Modell: Geschäfte öffnen früher und schließen später

In den großen Einkaufszentren ist das bereits normal. Die meisten Discounter öffnen bis 20 Uhr, manche großen Lebensmittelläden schließen sogar erst 22 Uhr. Doch vor allem große Läden können sich solch lange Öffnungszeiten leisten. Das zeigt sich auch in der Kamenzer Innenstadt. So öffnet Rossmann am Markt bereits 8 Uhr und schließt erst 19 Uhr. Dazu kommen Läden, die einfach auch früh gebraucht werden. Wie der Bäcker Garten am Markt. Der Mitarbeiterinnen verkaufen an den meisten Tagen bereits ab 7 Uhr. Die Stadt-Apotheke am Markt öffnet schon 8 Uhr.

Das Vormittags-Modell: Läden öffnen später als der Rest im Umfeld

Das Mittagspausen-Modell ist das eine. Es ist aber auch zu beobachten, dass Händler ihren Laden später öffnen. Der Deko-Laden Room-Outfit auf der Zwingerstraße ist ein Beispiel. Inhaberin Jacqueline Zinke ist morgens oft noch bei Kunden unterwegs. Die Unternehmerin dekoriert Schaufenster und Praxen. Deshalb öffnet sie ihren Laden eine Stunde später als viele andere Händler. „Kernöffnungszeiten wären schön, aber für mich wäre ein Start 9 Uhr schwer umzusetzen“, sagt sie. Der Vodafone-Laden und der SZ-Treffpunkt öffnen auch 10 Uhr.

Das individuelle Modell: Händler machen zum Beispiel einzelne Tage zu

Nicht alle Händler halten sich an die Sechs-Tage-Woche. Manche öffnen ihr Geschäft nur an drei Tagen in der Woche, andere machen an einzelnen Nachmittagen oder Vormittagen zu. Karin Uhlemann vom Gardinenladen Uhlemann hat zum Beispiel immer Mittwochnachmittag geschlossen. „Dann gehe ich zu den Kunden“, sagt sie. Dort nimmt sie zum Beispiel Aufmaße für Gardinen. „Und da ist es gut, mal einen festen Nachmittag dafür zu haben.“