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Durchbruch im Zwinger

Bei der Sanierung der Sempergalerie entsteht ein unterirdischer Gang. Dafür werden in Kürze Keller durchbrochen.

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© Sven Ellger

Von Peter Hilbert

Die Sempergalerie des Zwingers bietet derzeit ein außergewöhnliches Bild. Während im Westflügel Hochbetrieb in der Gemäldegalerie Alte Meister herrscht, verbirgt sich das östliche Pendant hinter Gerüsten. Seit 2013 wird dieser Teil des von Gottfried Semper Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Gebäudes saniert. Dazu hatte sich der Freistaat kurzfristig entschlossen, da gravierende Schäden an der Entwässerung entdeckt wurden. Bis Juni nächsten Jahres soll dieser Flügel saniert sein, sagte gestern Finanzminister Georg Unland (CDU). Mit Spezialisten des Staatsbetriebes Sächsisches Bau- und Immobilienmanagement (SIB) erläuterte er Details.

Der Durchgang: Komfortable Lösung für behinderte Besucher


Rund 400.000 Besucher kamen 2013 in die Gemäldegalerie. Trotz der Bauarbeiten sind es nicht weniger geworden. Sie werden künftig komfortabler vom Westflügel mit Kassenbereich und Garderobe zur anderen Seite der Sempergalerie gelangen. Dafür wird ein unterirdischer Gang im Keller ausgebaut, erklärt SIB-Projektleiter Holger Krause. Einerseits gibt es Treppen, zum anderen an beiden Seiten Aufzüge für Behinderte. So gelangen sie in den Ostflügel. Statt der Rüstkammer wird dort die Ausstellung antiker Skulpturen gezeigt, die aus dem Albertinum ins Erdgeschoss zieht. Der Auftrag für den Durchgang sei schon vergeben. Im kommenden Monat sollen die Kellerwände durchbrochen werden.

Das Hauptproblem: Regenwasser dringt in die Wände ein


Schnell gehandelt werden musste, weil es 2012 große Wasserschäden in der Sempergalerie gegeben hatte. Die Entwässerungsrohre verlaufen durch Schächte in den Wänden von der Dachrinne nach unten. Es gab undichte Stellen, sodass Wände feucht wurden und schimmelten. „Das hatte den Ausschlag dafür gegeben, dass wir in den Haushaltsverhandlungen rund 47 Millionen Euro dafür lockergemacht haben“, sagte der Finanzminister. Gelöst wird das Problem jetzt mit dem Einbau sehr guter druckfester Rohre, die zu den Innenwänden hin ordentlich gedämmt werden.

Die Skulpturenhalle: Hochwertige Ölfarbe soll lange halten


Sorgsam restauriert wird die künftige Skulpturenhalle. „Die roten Farbtöne werden den vorhandenen historischen angepasst“, so Projektleiter Krause. Statt der Dispersionsfarbe werden Maler allerdings einen robusten, hochwertigen Ölanstrich auftragen.

Die natürliche Beleuchtung: Neue Oberlichter schaffen mehr Transparenz


Natürliches Licht mit seinen wechselnden Stimmungen soll nach der Sanierung tagsüber die Skulpturen im Erdgeschoss wie in einem Atelier beleuchten. Die alten, maroden Fenster werden im gesamten Flügel durch neue, dreifach verglaste ersetzt. Auch im Obergeschoss betrachten Besucher die Gemälde künftig bei Tageslicht. Deshalb werden dort die Oberlichter erneuert. Die waren bisher aus Milchglas. Teilweise eingebaut sind jetzt schon Scheiben mit einem Mikroraster aus Draht. Die verhindern zwar den Einfall von zu grellem Sonnenlicht, sorgen aber bis zur Dämmerung für eine ausreichende Helligkeit in den Ausstellungsräumen.

Doch jetzt sieht es dort wie in einem Rohbau aus. In den nächsten Monaten werden Monteure moderne Technik einbauen. Dazu zählt eine Be- und Entlüftungsanlage, bei der die Frischluft mit einer geringeren Geschwindigkeit aus den Verkleidungen über dem Boden in die Räume strömen wird. Installiert werden zudem unter anderem Rauchgasventilatoren für Brandfälle.

Der neue Fluchtweg: Treppen und Aufzüge im einstigen Turniersaal


Gleich mehrere Zwecke wird ein Aufgang erfüllen, der am hinteren Ende des Ostflügels entsteht. Im einstigen Turniersaal der Rüstkammer klafft derzeit ein gewaltiges Loch. Hier wird eine Treppenanlage gebaut, erklärt der Projektleiter. Außerdem ist je ein Aufzug für Personen und für Kunstwerke geplant. Im Notfall gibt es damit nicht nur einen sicheren Rettungsweg für Besucher, sondern auch für die Kunstwerke. Für große Gemälde war es bisher nicht nur ein Kraftakt, sondern auch eine erhebliche Gefahr, wenn sie auf anderen Wegen hinabbugsiert werden mussten.

Der Zeitplan: Im Sommer 2015 zieht die Sixtinische Madonna um


Nachdem im Juni 2015 die Sanierung des Ostflügels beendet ist, werden die Ausstellungen in den folgenden Wochen dort eingerichtet, steckt Minister Unland den Zeitplan ab. Dann wird auch die Sixtinische Madonna dorthin umziehen. Bis 2017 sanieren die Bauleute dann den Westflügel.