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Großenhain statt Rothenburg

Sachsens Wirtschaftsminister bietet chinesischem Autohersteller den Flugplatz an.

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© Robert Michael

Großenhain. Der Großenhainer Flugplatz rückt einmal mehr ins Blickfeld internationaler Unternehmen. Genauer, die Nordfläche des Flugplatzes, die mit 230 Hektar zusammenhängender Fläche derzeit das Filetstück des Freistaates Sachsen ist. Erste Interessenten und Gespräche gab es beim Marketingstart in München auf der Expo Real Immobilien letzten Oktober. „Beeindruckend“ fanden es die Gesprächspartner, dass der Freistaat eine derart große, ebene Fläche im Umfeld der Landeshauptstadt aus eigener Hand anbieten kann. Nun bringt Wirtschaftsminister Martin Dulig die Großenhainer Fläche überraschend bei der chinesischen Unternehmensgruppe Beijing WKW Automotive ins Gespräch.

Der Großenhainer Flugplatz rückt einmal mehr ins Blickfeld internationaler Unternehmen.
Der Großenhainer Flugplatz rückt einmal mehr ins Blickfeld internationaler Unternehmen. © SZ-Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Großteil mit Solaranlagen bebaut

Mit dem Unternehmen gab es Verhandlungen für eine Ansiedlung am Flugplatz Rothenburg. Die Hoffnung auf eine Milliarden-Investition des chinesischen Automobil-Zulieferers in der Lausitz hat sich nun jedoch zerschlagen. Die Beijing WKW Automotive will das 250-Hektar-Grundstück am Flughafen Rothenburg nicht kaufen, wie das Landratsamt Görlitz am Dienstag mitteilte. Die Absage sei mit einer zu geringen Größe des Areals begründet worden, hieß es. Das Unternehmen wollte für 1,13 Milliarden Euro ein Werk zur Produktion von Elektrofahrzeugen bauen und 1 000 Arbeitsplätze schaffen. Es wäre eine der größten Investitionen in die Automobilwirtschaft in Sachsen gewesen. Doch auf einem Drittel der Flugplatz-Fläche stehen Photovoltaik-Anlagen, die nicht einfach an einen anderen Standort verlegt werden können.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) bedauerte die überraschende Absage, und hat gleichzeitig Großenhain ins Gespräch gebracht. Er sicherte der Firma Hilfe zu, falls sie sich für den neuen Standort interessieren sollte. Dieter Wilhelm Ruf, Abteilungsleiter Portfolio beim federführenden Zentralen Flächenmanagement des Freistaates, bestätigte gestern, es sei nun vor allem wichtig, die Großinvestition in Sachsen zu halten. Erste Gespräche mit der Beijing WKW Automotive sind offenbar anberaumt. Die Flächen in Leipzig sind ausgereizt – die Zukunft einer Großansiedlung liegt im Norden des Freistaates, so Wilhelm Ruf. Vorstellen könnte er sich auch Interessenten aus der Automobilbranche. Die Schlussrunde zur BMW-Ansiedlung hieß vor Jahren schon einmal Leipzig-Großenhain, was viele wahrscheinlich gar nicht wissen.

Asiatische und nordamerikanische Konzerne sondieren derzeit den gesamten europäischen Markt nach Standorten für Batterie- bzw. die Fertigung von Elektrofahrzeugen. Über Kamenz-Großenhain könnte eine Achse der E-Mobilität in Sachsen entstehen. (SZ/ulb)