Merken

Düstere Aussichten in Rothenburg?

Wie das Sommerfest dieses Jahr gefeiert wird, sorgt für viele Diskussionen. Für 2018 sind die Weichen noch nicht gestellt.

Teilen
Folgen
© André Schulze

Von Katja Schlenker

Rothenburg. Als Anfang vom Ende – so bezeichnen manche in Rothenburg die Pläne für das diesjährige Sommerfest. Das soll Anfang August nicht nur mit freiem Eintritt stattfinden, sondern auch drei statt vier Tage. Der Montag fällt weg. Damit sollen mehr Gäste angelockt werden. Will heißen, die Veranstalter hoffen darauf, dass dann in drei Tagen mindestens so viele oder gar mehr Besucher kommen, wie bisher an vier Tagen. Zudem lassen sich die finanziellen Mittel der Stadt bei einem dreitägigen Fest effektiver einsetzen, erklärt Bürgermeisterin Heike Böhm (SPD). Außerdem haben Anwohner der Innenstadt während des Festes eine Nacht und einen Tag mehr Ruhe als bisher. Außerdem ist am Montag der erste Schultag nach den Sommerferien, weil die in diesem Jahr sehr zeitig beginnen.

So lauten die Argumente für ein dreitägiges Fest. Dennoch gibt es kritische Stimmen. Zum einen sei es der falsche Zeitpunkt, um neues auszuprobieren. Immerhin feiert Rothenburg 2018 sein 750-jähriges Bestehen. Zum anderen sei es aber auch die falsche Entscheidung, den Montag wegzulassen. „Von der Historie her gesehen, ist Montag mit der Stammtag“, sagt Christoph Eichler. Das Sommerfest geht auf das Augustschießen zurück. Dabei ist es Tradition gewesen, dass der aktuelle Schützenkönig am Sonnabend abgeholt und am Montag nach Hause begleitet worden ist. „Der Freitag ist erst wesentlich später hinzugekommen“, erklärt Christoph Eichler. „Ob es ein Rückschritt wird, wird sich zeigen. Ich empfinde es zumindest nicht als Fortschritt.“

Und so geht es vielen. „Die Veranstalter sollten sich mal an die Zeiten erinnern, als das Sommerfest noch richtig funktioniert hat, und wie es da gemacht wurde“, sagt etwa ein Unternehmer aus Rothenburg. Seinen Namen möchte er lieber nicht in der Zeitung lesen. So weit er sich zurückerinnern kann, sei immer Eintritt beim Sommerfest zu zahlen gewesen. „Aber man hat dafür auch etwas bekommen“, sagt er. „Eine Plakette zum Beispiel.“ Außerdem habe es eine große Tombola gegeben, bei der Besucher Preise gewinnen konnten.

Auch Schausteller müssen eventuell mit weniger Einnahmen rechnen, wenn das Fest einen Tag kürzer ist. Dass es auch auf dem Marktplatz keinen Eintritt gibt, befürwortet Jürgen Lorenz zum Beispiel. Er ist Schausteller und die vergangenen Jahre mit einem Riesenrad auf dem Schlossplatz präsent gewesen. Was den Tag weniger angeht, ist er skeptisch. Immerhin haben Schausteller Aufwand, wenn sie ein Fest besuchen, und müssen von den Einnahmen leben. Folglich muss sich die Teilnahme an einem Fest auch lohnen. „Es kann sein, dass es funktioniert, die Leute so nach dem Festumzug zu halten“, sagt er. „Aber es ist überall zu sehen, dass die Leute nicht mehr so viel Geld für Feste übrig haben.“

Ob er mit dem Riesenrad vom 4. bis 6. August zum Sommerfest kommt, kann Jürgen Lorenz noch nicht genau sagen. Die Entscheidung hängt aber nicht nur von den Veränderungen in Rothenburg ab, sondern auch von seiner eigenen Konstitution. Bis jetzt habe zumindest noch kein Schausteller abgesagt, weil das Fest einen Tag kürzer ist, als gewohnt, sagt Platzmeister Marcel Graf. „Wir haben mit den Schaustellern auch darüber gesprochen“, erklärt er. „Und viele haben es eingesehen.“ Auf dem Schlossplatz und auch dem Festplatz an der Handwerkerhalle werden wieder Fahrgeschäfte aufgebaut.

Neben Altbewährtem wie Autoscooter und Breakdance soll es neue Karusselle und Attraktionen geben. Eine davon heißt „Popstars“ und funktioniert ähnlich wie ein Scheibenwischer. Auch eine große Schiffsschaukel á la Fluch der Karibik können Besucher ausprobieren. „Neu ist ebenfalls, dass es einige kleinere Fahrgeschäfte für Kinder auf dem Marktplatz geben wird“, erklärt Marcel Graf. „Damit Fest- und Rummelbereich zusammenwachsen.“

Denn bisher hat es immer eine klare Trennung gegeben, ist der Markt zum Teil sogar mit Zäunen abgesperrt gewesen. Grund dafür: Auf dem Rummel ist der Eintritt bereits seit einigen Jahren kostenlos gewesen. Auf dem Markt ist bisher immer bei den Veranstaltungen am Nachmittag Eintritt genommen worden.

Und nach dem Sommerfest haben die Rothenburger die Chance, die Entscheidung der Veranstalter wieder rückgängig zu machen. Parallel zur Bundestagswahl wird es einen Bürgerentscheid geben. Dabei soll die Frage geklärt werden, ob das Sommerfest in Zukunft drei oder vier Tage andauern soll. Und dann sollte das Ziel sein, es 2018 bei der 750-Jahr-Feier so richtig krachen zu lassen.