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Dünnes Eis

Vielerorts sind Seen und Bäche zugefroren. Doch die Behörden warnen ausdrücklich vor Gefahren.

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© dpa/Ralf Hirschberger

Von K. Schäfer, S. Kositz und I. Reinsch

Bautzen. Knackiger Frost, dazu strahlender Sonnenschein – die Oberlausitz, ein einziges Wintermärchen. Doch der eisige Glanz verstellt bisweilen den Blick auf die Gefahren. In Moritzburg bei Dresden waren am Wochenende auf dem Teich am Barockschloss mindestens acht Menschen im Eis eingebrochen und auch in der Oberlausitz gab es bereits die ersten Eisläufer, die unfreiwillig baden gingen. Behörden, Wetterdienst und Rettungskräfte warnen deshalb ausdrücklich vorm Betreten der Eisflächen.

Die eisigen Temperaturen in den vergangenen Tagen haben vielerorts kleinere und mittlere Gewässer mit einer Eisschicht überzogen. Bis zum Ende der Woche wird die knackige Kälte laut Meteorologen in jedem Fall noch anhalten. Doch ein Garant für den ungetrübten Spaß auf Kufen ist das keineswegs. Allen voran auf fließenden sowie tiefen Gewässern wird sich trotz knackiger Kälte keine tragfähige Eisschicht mehr bilden, warnt Jens Oehmischen vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig.

Lebensgefahr auf dem Staussee

Auf dem Bautzener Stausee hat sich bis jetzt nur in einigen Uferbereichen eine Eisschicht gebildet, etwa am Lubasberg. Doch bei der Landestalsperrenverwaltung warnen die Verantwortlichen vorm Betreten, appellieren an Eltern und Erzieher, Kinder über die Gefahren aufzuklären. Weil sich der Wasserspiegel ständig ändert, das Wasser durch den Ab- und Zufluss ständig in Bewegung ist, die unteren Schichten zudem noch zu warm sind, bildet sich keine tragfähige Schicht. „Beim Betreten besteht Lebensgefahr“, erklärt Christina Rohark von der Talsperrenverwaltung in Bautzen.

Schon in den vergangenen Jahren hatten sich bei Eis immer wieder Schlittschuhläufer, aber auch Angler auf den Bautzener Stausee gewagt.

Doch nicht nur in Bautzen, auch der knapp 20 Kilometer weiter südlich gelegene Sohlander Stausee lockt Wintersportfreunde an. „Seitens der Gemeinde gibt es nie eine offizielle Freigabe der Eisfläche“, sagt Hans-Georg Schilling vom Ordnungsamt in Sohland. Das Betreten erfolge generell auf eigene Gefahr: „Wir raten aber eher davon ab.“ Das Gewässer wird durch einen unterirdischen Zufluss gespeist, der wärmeres Wasser in den Stausee bringt. „Dadurch gibt es keine einheitlich starke Eisschicht“, sagt Hans-Georg Schilling. Die Gefahr, beim Betreten des zugefrorenen Stausees, einzubrechen, ist deshalb groß.

Sieben Zentimeter sind zu wenig

Genau das ist aber bereits zumindest einem Schlittschuhläufer auf dem Großharthauer Großteich passiert. Auch Teichwirt Lutz Obschonka, der Teiche in Bischofswerda und Geißmannsdorf bewirtschaftet, warnt deshalb vorm Betreten der Gewässer. Leute, die trotzdem laufen, spricht er an. Verbieten kann er es ihnen allerdings nicht. „Doch es ist gefährlich, vor allem der Gondelteich in Bischofswerda. Der wurde vor dem Winter nicht abgelassen.“ Dessen Tiefe erstreckt sich von 70 Zentimetern bis 2,50 Meter. Schlittschuhlaufen ist dort ohnehin erst gestattet, wenn es die Stadt als Eigentümerin erlaubt, sagt der Teichpächter. Das Okay gibt es bislang aber nicht.

Auch im Großharthauer Ortsteil Seeligstadt, wo der Sportverein einen Teich fürs Schlittschuhlaufen bewirtschaftet, ist man vorsichtig. Bislang wurde der Teich noch nicht fürs Schlittschuhlaufen freigegeben. An sieben, acht Stellen werden seit dem Wochenende kleine Löcher ins Eis gebohrt, um die Stärke zu ermitteln. Dort, wo Schatten ist, würde die Eisdecke zum Schlittschuhlaufen schon ausreichen, sagt der Vereinsvorsitzende Ilko Keßler. Problematisch seien dagegen jene Flächen, wo die Sonne drauf strahlt. Dort wurden am Wochenende nur sieben Zentimeter gemessen – zu wenig, um Sicherheit zu geben.

Bisher kein ernster Vorfall

Immerhin: Trotz der Gefahren mussten in der gesamten Region anders als in Moritzburg die Feuerwehrleute noch nirgendwo ernsthaft eingreifen. In der für die Oberlausitz zuständigen Rettungsleitstelle in Hoyerswerda haben die Mitarbeiter bisher noch keinen solchen Hilferuf notiert.

Bei der Bautzener Berufsfeuerwehr sind die Kameraden trotzdem vorbereitet, auch wenn die Einsätze auf dem Eis eher selten sind. Im vergangenen Jahr mussten die Retter einmal, vor zwei Jahren dreimal ausrücken. An der Hauptwache in Gesundbrunnen stehen Eisschlitten und Schlauchboot bereit, zudem gibt es spezielle Schwimmanzüge, wie Brandoberinspektor Sandro Stübner erklärt. Im Notfall sind die Feuerwehrleute in nicht einmal zehn Minuten am Einsatzort. Doch wer im Eis einbricht, für den zählt jede Minute, weiß Sandro Stübner. Länger als eine Viertelstunde lässt es sich im eiskalten Wasser kaum überleben, schätzt der Fachmann.