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Dubioser Spendenaufruf

In der Stadt kursiert ein Zettel, auf dem um Spenden für eine Familie gebeten wird. Seriös klingt das Schreiben nicht.

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© Arvid Müller

Von Nina Schirmer

Radebeul. Die Sache kam Herrn Müller gleich komisch vor. Am Dienstag hat er einen kleinen weißen Zettel in seinem Briefkasten gefunden. „Bitte Lesen“ steht oben auf dem Flyer. Und weiter: „Dies ist eine Private Spendenaktion für eine fünfköpfige Familie“. Nicht nur bei Herrn Müller landete der Aufruf in der Post. Auch an andere Haushalte in Niederlößnitz und in Kötzschenbroda wurde der Zettel verteilt. Vielleicht auch in anderen Stadtteilen.

Der Inhalt macht den Radebeuler stutzig. „Bei so vielen Rechtschreibfehlern kann das nicht seriös sein“, sagt Müller. Er vermutet eine Abzocke. Die Groß- und Kleinschreibung haut im Text nicht hin. Zwischen manchen Wörtern fehlen die Leerzeichen. Der Satzbau ist merkwürdig. Außerdem wurde der Zettel krumm und schief ausgeschnitten.

Auch der Inhalt klingt nicht vertrauenswürdig. In dem Schreiben wird um Geld gebeten. Jeder liebe Bürger, der ein besseres Leben führt, – so steht es auf dem Flyer – solle spenden. Für wen genau das Geld gedacht ist, wird nicht erklärt. Auch nicht, warum das Geld gebraucht wird. Auf dem Zettel heißt es lediglich: „Es sind Viele Finanzielle und Private Probleme vorhanden, das wir es nicht auf einem Din A6 Blatt beschreiben können.“ Die Familie wünsche sich nichts mehr, als dass die große Last von ihr fällt. Wer ist diese vermeintliche Familie? Wo kommt sie her? Und von welcher Last ist die Rede? Darauf gibt es im Text keine Antworten.

Weiter unten taucht der Nachname Dering auf. Diesen sollen die Spender bei ihrer Überweisung angeben. Wer in den Verwendungszweck seine E-Mail-Adresse schreibt, würde nach der Überweisung Auskünfte über die Situation der Familie bekommen. Also erst dann, wenn das Geld geflossen ist.

Die angegebene IBAN gehört zu einem Konto der Kreissparkasse Bautzen. Die Pressesprecherin der Bank, Elke Bauch, erklärt, dass bei einer Kontoeröffnung geprüft wird, ob es sich bei dem Konotinhaber um einen real existierenden Menschen handelt. Wie das Konto dann verwendet wird, könne die Sparkasse aber nicht vorschreiben. Zumindest nicht, solange keine Straftat begangen wird. Und grundsätzlich ist es nicht verboten, in einem Spendenaufruf um Geld zu bitten.

Bei der Polizei ist der Aufruf deshalb bisher nicht bekannt. Sprecher Marco Laske möchte ihn deshalb nicht bewerten, warnt aber vor schwarzen Schafen unter den Spendensammlern. Gerade zu Weihnachten sitzt das Geld bei den Leuten etwas lockerer. Viele wollen etwas Gutes tun. „Von manchen wird das ausgenutzt“, sagt Laske. Grundsätzlich sollten man sich die Initiatoren und den Zweck genau anschauen, bevor man spendet. Die Verbraucherzentrale Sachsen rät, nur an Organisationen zu spenden, die das Spendensiegel tragen.

Der Spendenaufruf, der in Radebeul kursiert, klinge tendenziell unseriös, sagt Michael Hummel, Leiter des Referats Recht bei der Verbraucherzentrale. Man dürfe sich auch nicht von gut klingenden Namen verleiten lassen. Zum Beispiel warnt die Verbraucherzentrale auch vor Spenden an die Organisationen Behinderte Kinder Deutschland e.V. und Menschenrechtsverein für Migranten e.V. Außerdem raten die Verbraucherzentralen generell davon ab, Bargeld zu spenden.

In Radebeul gab es im letzten Jahr mehrere Abzocken. So gaben sich Betrüger am Telefon als Polizisten aus und brachten eine Seniorin um ihr gesamtes Vermögen. Ein anderer Rentner fiel auf einen Trick herein und bezahlte Finderlohn für einen wertlosen Ring, der ihm gar nicht gehörte.