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Druckhaus am neuen Standort

Bischofswerda hat einen Traditionsbetrieb verloren. Eine Neustädter Maschinenbaufirma zieht dafür in die Stadt um.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Der Name bleibt – der Standort hat gewechselt. Das Druckhaus Bischofswerda befindet sich jetzt im Gewerbegebiet an der Rammenauer Niederdorfstraße. In dem Gebäude, das zuvor einem Blumengroßhandel gehörte, wird jetzt für Kunden in ganz Deutschland gedruckt. Sämtliche Technik und alle elf Mitarbeiter wurden in den vergangenen Monaten von Bischofswerda nach Rammenau umgesetzt. Das Druckhaus ist Mieter der Immobilie, die das in Bischofswerda tätige Trägerwerk Soziale Dienste im vergangenen Jahr erworben hat, sagte Rainer Schurig, Geschäftsführer des Druckhauses auf Anfrage.

In diese Halle an der Rammenauer Niederdorfstraße ist das Druckhaus eingezogen. Vorher nutzte ein Blumengroßhandel das Gebäude als Lager.
In diese Halle an der Rammenauer Niederdorfstraße ist das Druckhaus eingezogen. Vorher nutzte ein Blumengroßhandel das Gebäude als Lager. © Steffen Unger

Für Bischofswerda ist mit dem Umzug eine Ära zu Ende gegangen. Seit den 1930er-Jahren befand sich an der Neustädter Straße 5 eine Druckerei. Erst war es die Druckerei Petzold. In der DDR wurde der Betrieb verstaatlicht und als Industriedruck geführt. Nach der Wende wurde der Betrieb dem früheren Eigentümer rückübertragen. Der hatte maßgeblichen Anteil daran, dass das Unternehmen ab 1992 als Druckhaus Bischofswerda den Übergang zur Marktwirtschaft erfolgreich bewältigte. Vor fast vier Jahren verkaufte Rolf Petzold Haus und Grundstück an Friedrich Kirchner. Der Diplom-Kaufmann aus Bamberg kündigte gegenüber der Druckhaus-Leitung schon damals an, dass er das Gebäude nach etwa fünf Jahren für seine eigene Firma nutzen möchte. Rainer Schurig: „Die Sache ist fair gelaufen. Wir hatten ausreichend Zeit, uns nach einem anderen Standort umzusehen.“

Rammenau stat Putzkau

Auch dem Druckhaus hatte Alteigentümer Rolf Petzold seine Immobilie zum Kauf angeboten. Mit Blick auf die notwendigen Sanierungen und den hart umkämpften Druckereimarkt riet die Hausbank vom Kauf ab. Dass das Druckhaus nun schon nach knapp vier Jahren nicht nur den bisherigen Standort, sondern auch die Stadt Bischofswerda verlassen hat, ist eine Entscheidung seiner Eigentümer. Hauptgesellschafter ist das Unternehmen Handelshaus Central mit Sitz in Weimar, das wiederum mehrheitlich dem Trägerwerk Soziale Dienste gehört. Dieses betreut in Bischofswerda und Putzkau chronisch psychisch kranke Menschen. „Der Plan sah zunächst einen Neubau fürs Druckhaus auf dem Gelände des Trägerwerkes in Putzkau vor. Dann kaufte das Trägerwerk das Gebäude in Rammenau, in das wir jetzt eingezogen sind“, sagt Rainer Schurig.

Dort laufen die Druckmaschinen auf Hochtouren – so wie zuvor in Bischofswerda. Zu den Kunden gehören Banken und andere Großunternehmen, die Zahlungs- und andere Formulare drucken lassen. Aber auch Aufträge unter anderem für Anwohnerparkkarten, Friseur-Bestellscheine, Lieferscheine, Visitenkarten und Karten, wie sie Kunden der Wasserversorgung einmal im Jahr zum Ablesen der Wasseruhr bekommen, füllen die Auftragsbücher. Umgezogen wurde bei laufender Produktion. Das heißt: eine Maschine nach der anderen wurde umgesetzt, um auch in der Umzugszeit Kundenaufträge abarbeiten und pünktlich liefern zu können. „Qualität, Exaktheit und Termintreue sind unser Plus, um im Wettbewerb zu bestehen“, sagt Rainer Schurig.

Außenwohngruppe geplant

Künftig werde das Druckhaus mit dem Trägerwerk Soziale Dienste kooperieren, sagt der Geschäftsführer. Über der Produktionshalle befindet sich eine freie Wohnung. Das Trägerwerk plant, dort eine Außenwohngruppe einzurichten. Einige ihrer Bewohner sollen künftig im Druckhaus mitarbeiten – für sie eine Therapie. Und noch eine Veränderung steht in diesem Jahr an: Rainer Schurig, seit 2002 Geschäftsführer und jetzt 63 Jahre, geht zum 30. Juni in den Ruhestand.

Wo sich in Bischofswerda das Druckhaus befand, haben erste Sanierungs- und Umbauarbeiten begonnen. Noch in diesem Jahr wird die FG Maschinenbau GmbH vom Neustädter Ortsteil Polenz nach Bischofswerda umziehen, sagte Friedrich Kirchner auf Anfrage. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, das hochwertige Parkettschleifmaschinen und andere Maschinen herstellt. Der Mittelständler, der zehn Mitarbeiter beschäftigt, verlagert damit auch seinen Betriebssitz nach Bischofswerda. Das Unternehmen hatte einen neuen Standort gesucht. Friedrich Kirchner: „Wir haben uns in den 90er-Jahren auf einem früheren Landwirtschaftsgelände niedergelassen und der Zusage vertraut, dass das Areal als Industriegebiet entwickelt wird. Geschehen ist seitdem nichts.“ Das Gebäude an der Neustädter Straße, das der Unternehmer als Privatperson erworben hat, sei von der Substanz sehr gut, biete viel Raum und sei zu einem guten Preis verkauft worden, begründet Friedrich Kirchner die Standort-Entscheidung für Bischofswerda. Büros, Ateliers und Lagerflächen werden weiterhin vermietet. Zurzeit wird der ehemalige Speiseraum zum Partyraum umgebaut, den man künftig auch privat wird mieten können.

Für Rammenau bedeutet der Umzug des Druckhauses eine weitere Aufwertung des Gewerbegebietes. Während der Blumengroßhandel das Gebäude nur als Lager nutzte, wird dort nun produziert. Sechs Unternehmen sind auf dem Areal ansässig. Gemeinsam sichern sie rund 140 Arbeitsplätze. Größter Arbeitgeber im Gewerbegebiet ist das Fensterwerk.