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Drucker für die ganze Welt

Frank Gärtner liefert Technik für Airbus und Porsche. Das Geschäft läuft gut – doch nun geht der Chef in Rente.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Glaubitz. In wenigen Tagen startet der erste Mitarbeiter nach Mexiko, um dort zwei Glaubitzer Anlagen aufzubauen. Wenig später folgt die Premiere in Singapur, erzählt Frank Gärtner. Sein Unternehmen wird internationaler, die Auftragslage sei seit fünf Jahren konstant gut – und nun macht der Firmengründer Schluss.

Auch dieses silberne Gerät ist Teil einer Art Drucker, mit dem Zahlen, Buchstaben und Symbole quasi aufgespritzt werden.
Auch dieses silberne Gerät ist Teil einer Art Drucker, mit dem Zahlen, Buchstaben und Symbole quasi aufgespritzt werden. © Sebastian Schultz

Ganz ohne Wehmut wird er Ende des Jahres die Firma Frank Gärtner Beschriftungstechnik an Alexander Henning und Stev Besser übergeben, die in Glaubitz einmal als Lehrling beziehungsweise als Praktikant begonnen haben. Die Übergabe ist von langer Hand geplant, seit einigen Jahren kümmert sich ein externes Unternehmen um die Nachfolge. Damit weder die Mitarbeiter noch der Chef im Ruhestand in ein Loch fallen. Denn das Unternehmen ist nicht nur das Lebenswerk von Frank Gärtner, sondern sichert auch seine Rente, wie er selbst sagt.

Als Mitarbeiter im Stahlwerk stand der Elektroingenieur Anfang der 1990er schon mit einem Bein in der Arbeitslosigkeit. Weil er sich aber zuvor mit der Beschriftung von Rohren beschäftigt und Kontakte zu Firmen hatte, machte er sich stattdessen mit dem Vertrieb von Industrie-Tintenstrahldruckern selbstständig. „Damals ging alles drunter und drüber“, erinnert sich der heute 66-Jährige. Und ohne die Hilfe einer Firma vom Bodensee hätte Frank Gärtner sicher nicht durchgehalten. So aber findet er 1994 seine Nische: die Entwicklung, Programmierung und den Bau von Sondermaschinen zum Beschriften von Produkten mit Laser-, Tintenstrahl- oder Prägetechnik. Vier Mitarbeiter zählten damals zum Team. Jetzt sind es 14.

„Von der Schokoladenfabrik bis zum Stahlwerk – wir sind in fast allen Branchen präsent“, sagt Frank Gärtner mehr als 20 Jahre später. Größter Kunde ist seit Jahren Airbus. Frank Gärtner steht unter anderem im Herstellerverzeichnis vom A 380, weil mit einem Plotter aus Glaubitz die Isoliermatten in den Flugzeugen beschriftet werden. Beschriftungsmaschinen wurden aber auch schon für BMW, Porsche oder Goodyear entwickelt. In der Luft- und Raumfahrt und auch in der Automobilindustrie herrscht nämlich Kennzeichnungspflicht. Auch bei Kleinstteilen. Doch auch bei anderen Produkten spielt die Kennzeichnung eine große Rolle. Zum Beispiel in der Lebensmittelbranche, in der auf alle Produkte ein Verfallsdatum aufgedruckt werden muss – oder in der Archäologie.

So ist Frank Gärtner an einem Forschungsprojekt in Ulm beteiligt, bei dem mehrere Unternehmen an einer halbautomatischen Maschine bauen, um Fundstücke zu kennzeichnen, zu katalogisieren und zu lagern. Mit Glaubitzer Know-how kann dabei zuerst ein weißer Streifen und dann eine schwarze Zahlen- oder Buchstabenkombination zum Beispiel auf eine Tonscherbe aufgedruckt werden. Alles ist abwaschbar, wenn die Scherben beispielsweise wieder zu einer Vase zusammengesetzt werden sollen, erklärt Frank Gärtner.

Diese Maschine befindet sich zwar noch in der Entwicklung, ist aber genauso einzigartig wie die anderen Systeme aus dem Hause Gärtner. Von der Entwicklung und Fertigung der Maschinen über die Softwareentwicklung bis hin zum Service liege alles in den Händen der Glaubitzer. „Das sind alles Unikate, das macht schon Spaß“, sagt Frank Gärtner.

Trotzdem lasse er gern los, auch wenn er dem Unternehmen noch drei Jahre lang als Berater zur Seite stehen will. Einmischen in die alltäglichen Geschäfte und Aufträge will er sich dann aber nicht mehr, sondern vor allem Forschungsaufgaben unterstützen. Schon jetzt weiß er allerdings, dass sich einiges ändern wird. So ist im nächsten Jahr ein Umbau des Firmensitzes geplant und will man mehr auf Messen präsent sein. „Der Vorteil der jungen Generation ist ja, dass sie perfekt Englisch spricht. Ich habe Russisch in der Schule gelernt und kann jetzt nichts mehr“, lacht Frank Gärtner. Für den Urlaub reichen seine Sprachkenntnisse aber durchaus aus – und das will er in Zukunft reichlich ausnutzen.

Kurz vor der Rente kann er sich aber erst noch über zwei Preise für sein Unternehmen freuen. So erhielt er auf der Internationalen Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und Automatisierungstechnik Intec einen dritten Platz für die gute Nachwuchsarbeit. Zudem gab es Anfang der Woche auf dem Sommerfest der Handwerkskammer Dresden den „Zukunftspreis – Handwerksbetrieb des Jahres“. Eine große Rolle habe dabei die Nachwuchsarbeit gespielt. Seit zehn Jahren bildet Frank Gärtner Mechatroniker, IT-Fachleute, Bürokauffrauen und -männer aus, und schließlich kommen auch die künftigen Geschäftsführer aus den eigenen Reihen. So wurden hervorragende Voraussetzungen für die Zukunft geschaffen, sagte Handwerkskammer-Präsident Jörg Dietrich. Der Preis ist mit 3 000 Euro dotiert. Wofür es ausgegeben wird, ist jedoch noch unklar. Frank Gärtner will das zusammen mit seinen Kollegen entscheiden.