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Droht an der Lessing-Grundschule ein zweites Diesterweg-Szenario?

Die Pirnaer Bildungsstätte schult im neuen Schuljahr mehr Kinder ein als sonst. Problematisch wird das vor allem im Hortbereich.

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© Dirk Zschiedrich

Von Thomas Möckel

Pirna. Worüber sich die Stadt einerseits freut, bringt sie andererseits in Bedrängnis. Pirna verzeichnet seit zwei, drei Jahren steigende Geburtenzahlen und einen wachsenden Zuzug junger Familien mit Kindern. Die Kindereinrichtungen und Schulen in der Stadt bringt das allerdings an die Kapazitätsgrenzen. So bekommt nun beispielsweise der Hort „Die Schlaufüchse“ in Copitz einen Neubau, weil aufgrund der gestiegenen Schülerzahl Klassenzimmer im Domizil Diesterweg-Grundschule sowohl als Unterrichts- als auch als Hortzimmer genutzt werden mussten, was einigen Eltern missfiel. Auch die Lessing-Grundschule schult im neuen Schuljahr mehr Kinder ein als sonst, es ist fraglich, ob die Hortplätze perspektivisch reichen. Droht ihr nun auch ein Diesterweg-Szenario? Die SZ schildert, wie die Bildungsstätte die Schülerströme in Schule und Hort bewältigt.

Wie viele Schüler starten jetzt in der Lessing-Grundschule?

Die Lessing-Grundschule an der B 172 schult im nächste Woche beginnenden Schuljahr 2017/2018 insgesamt 81 Erstklässler ein. Die Bildungsstätte bildet drei erste Klassen, die dann allerdings recht voll sind – maximal 28 Kinder dürfen es in einer Grundschulklasse sein, bei 81 Kindern und drei Klassen macht es statistisch 27 Kinder je Klasse. Nach Auskunft der Stadtverwaltung konnten für das neue Schuljahr alle Kinder aufgenommen werden, die zum Schulbezirk der Bildungsstätte gehören.

Wie kommen die hohen Schülerzahlen zustande?

Nach Aussage des Rathauses liegt das vor allem an der steigenden Geburtenrate in Pirna sowie den zahlreichen Zuzüglern. Außerdem kommen auch Kinder, die vom Schulstart zurückgestellt waren, in die Schule. Darüber hinaus erwächst das Schülerplus auch aus dem Umstand, dass Pirna bereits im vergangenen Jahr die Schulbezirke ändern ließ. Mehrere Kinder, die eigentlich die Grundschulen Neundorf oder Zehista besucht hätten, müssen nun auf die Lessing-Grundschule. Der Grund: Auch in den beiden genannten Ortsteilen sind die Schülerzahlen gestiegen. Nach dem Schulgesetz, so das Rathaus, hätten an den dortigen Grundschulen jeweils zwei erste Klassen gebildet werden müssen – wofür weder die Räume in der Schule noch die zur Verfügung stehenden Hortplätze ausreichen. Daher entschied sich Pirna, die Grundschulbezirke anzupassen, um die Kinder anders zu verteilen. Der Stadtrat votierte bereits im September vergangenen Jahres für diesen Plan. Betroffen von der Änderung sind Kinder, die auf der Joseph-Haydn-Straße, der Mozartstraße, der Johann-Sebastian-Bach-Straße sowie auf der Kohlbergstraße wohnen.

Muss die Lessing-Grundschule künftig auch vierzügig fahren?

Wenn die neuen ersten Klassen in wenigen Tagen in die Diesterweg-Schule kommen, fährt die Bildungsstätte dann komplett vierzügig – in jeder Klassenstufe gibt es vier Parallelklassen. An der Lessing-Grundschule ist es noch nicht ganz so weit: Hier lernen die Schüler in jeweils drei Klassen je Jahrgangsstufe. Nach Auskunft der Stadt sei die Bildungsstätte auch für eine solche Dreizügigkeit vorgesehen. Perspektivisch könne es allerdings sein, die Lessing-Schule aufgrund der positiven Einwohnerentwicklung vierzügig zu führen. Eine generelle Entwicklung sei laut des Rathauses im Moment jedoch schwer einschätzbar.

In welchem Hort werden die Lessing-Schüler betreut?

Aufgrund der Platzkapazitäten besuchen die Lessing-Schüler verschiedene Schulhorte. Betreut werden sie im Hort der Awo direkt im Schulgebäude und am Schlängelbachweg, darüber hinaus den Hort der Diakonie im Gebäude Nicolaistraße 3, in dem einst das frühere Schiller-Gymnasium residierte. Für das Schuljahr 2017/2018, so die Auskunft der Stadt, stünden für die Lessing-Grundschüler ausreichend Hortplätze zur Verfügung.

Was geschieht, wenn das Haus Nicolaistraße als Hort entfällt?

Im kommenden Jahr wird es eng: Möglicherweise fällt dann das Haus Nicolaistraße 3 als Hort aus. Der Grund: Die Pestalozzi-Oberschule in Copitz wird derzeit saniert, zudem erhält sie einen Anbau. Wenn sich die Arbeiten großflächig ausbreiten, brauchen die Pestalozzi-Schüler ein Ausweichquartier und ziehen – wie bislang zumindest geplant – für einige Zeit auf die Nicolaistraße. Die Stadt prüft nun unterdessen mit allen zuständigen Beteiligten, den Hort für die Lessing-Schule während einer Übergangszeit noch am Standort Nicolaistraße zu belassen.

Werden an der Lessing-Schule auch Zimmer doppelt genutzt?

Ein zweites Diesterweg-Szenario will die Stadt auf alle Fälle vermeiden, eine Doppelnutzung von Klassenräumen soll es nicht geben. Dennoch müssen weitere Hortplätze in den kommenden Jahren her, um die Nachfrage zu decken. Pirna analysiert derzeit den Bedarf für den Stadtteil „Innenstadt“. Erste Abstimmungen dazu im zuständigen Ausschuss gab es bereits. Sobald tragfähige Konzepte vorliegen, will die Stadt eine Arbeitsgruppe mit Eltern, Schule und Hortbetreibern einberufen. Möglicherweise gibt es in Schulnähe sogar einen Hortneubau ähnlich dem für die Schlaufüchse. Bestätigt ist das aber noch nicht.