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Drohnen-Technik aus Görlitz

Die Firma Quanteo tüftelt an einer neuen Software für Drohnen. Damit können nicht nur Vögel gerettet werden.

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© nikolaischmidt.de

Von Matthias Klaus

Görlitz. Sechs sind immer besser. „Schauen Sie mal: Wenn hier ein Motor ausfällt, dann kann die Drohne mit den übrigen trotzdem weiter stabil fliegen“, sagt Erik Jähne. Bei einer Drohne mit nur vier Motoren wäre das nur schwer bis gar nicht möglich. Erik Jähne kennt sich aus mit den fliegenden Gerätschaften. Er ist der Experte für Quadro- und andere -copter bei der Görlitzer Firma Quanteo. Ursprünglich ist die Firma seit 2011 mit dem Testen von Software beschäftigt. Nun hat sie sich ein weiteres Standbein geschaffen – oder ist gerade dabei. „Wir entwickeln eigene Programme“, sagt Antonia Büchner. Sie ist die Assistentin der Geschäftsführung. Das Ziel: Eine Software, die Drohnen steuert.

Ein Kiebitz in freier Wildbahn. Die Software der Görlitzer erkennt die Tiere auf dem freien Feld.
Ein Kiebitz in freier Wildbahn. Die Software der Görlitzer erkennt die Tiere auf dem freien Feld. © dpa

„Davon gibt es heute ja natürlich schon eine Menge“, räumt Experte Jähne ein. Aber bisher gebe es eben nur für jeden Einsatz einer Drohne Speziallösungen. „Es handelt sich um eine relativ junge Szene, und es wird viel gleichzeitig entwickelt“, sagt Erik Jähne. Die Görlitzer Firma hat nun einen neuen Ansatz: eine Software, die unabhängig vom Drohnenmodell einfach für unterschiedliche Aufgaben des Fluggerätes nutzbar ist. Das Ganze, so die Idee, soll als App-System gehandhabt werden.

Das Problem: Die Entwicklung einer solchen Software kostet Geld. Auf der Messe Konventa in Löbau kamen die Görlitzer Tüftler in Kontakt mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Und dann ging es plötzlich vorwärts. Die Görlitzer wurden zu Landwirtschaftsexperten, besser gesagt zu Kiebitz-Freunden. Das Problem: Die Vögel bevorzugen in der Brutzeit von Ende März bis Mai offenes, flaches Gelände. Aber gerade in diesem Zeitraum werden die Felder für die nächste Aussaat präpariert. Ehrenamtliche Helfer sind deshalb zu Fuß unterwegs, spüren die Vogelnester auf, markieren sie, damit sie nicht von der Landwirtschaftstechnik überrollt werden.

An dieser Stelle kommt nun die Drohne von Quanteo zum Einsatz, beziehungsweise deren Software. Das Fluggerät soll Kiebitz-Gelege auf Feldern erkennen und markieren. „Und im allerbesten Fall die GPS-Daten gleich an die Technik der Landwirte schicken“, sagt Erik Jähne. Die könnten dann quasi automatisch einen Bogen um die Kiebitze machen. Zukunftsmusik. „Heute müssen wir die Bildauswertung noch am Boden machen“, sagt Antonia Büchner. Für das Quanteo-Vorhaben jedenfalls gibt es Fördergelder vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand des Bundeswirtschaftsministeriums.

Das Projekt der Görlitzer trägt den sperrigen Namen „autonomer Abflug von Feldern zur automatischen Verortung von Kiebitz-Gelegen“. Während des Innovationstages Mittelstand des Bundeswirtschaftsministeriums Anfang des Monats wurde das Görlitzer Vorhaben in Berlin vorgestellt – und bekam große Aufmerksamkeit. Das Erkennen der Vögel und der Nester funktioniert, sagt Erik Jähne. Ein Problem waren bisher die relativ kleinen Kiebitz-Eier. Aber auch die sind nun dank Drohne zu finden. An dem Gerät ist dazu eine Kamera angebaut. Die Görlitzer haben sie auf unterschiedlichen Feldern in der Region getestet, bis kurz vor Dresden.

Unterstützung kam unter anderem von der Vogelschutzwarte in Neschwitz. Die zugehörige Drohne haben die Quanteo-Mitarbeiter selbst zusammengeschraubt, aus einzelnen Teilen, die sie gekauft haben. „Damit konnten wir Geld sparen“, sagt Erik Jähne. Er hat an der Hochschule Zittau/Görlitz seinen Master gemacht, Thema: Drohnenentwicklung.

Noch gibt es Hürden, wenn es um die Kiebitz-Suche geht. Denn ein völlig autonomer Drohnenflug ist in Deutschland nicht erlaubt. „Es muss immer Sichtkontakt zum Gerät bestehen“, schildert Erik Jähne. Aber, so hofft der Experte, das wird sich in Zukunft ändern. Kiebitze beobachten und orten ist ja auch nur eine von mehreren Ideen, die sich mit der Quanteo-Software ergeben, sagt er. So könne zum Beispiel eine Spezialkamera an die Drohne geschraubt werden, die den Düngergehalt im Boden misst und Stellen findet, wo nachgebessert werden muss. „Es gibt viele Anwendungsmöglichkeiten“, sagt Erik Jähne. „Wir stehen erst am Anfang.“