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Drogeriemarkt will sich in Görlitz vergrößern

Warum DM-Verkäuferinnen Smartphones bekommen und Kunden das Parkhaus-Ticket dabeihaben sollten.

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© nikolaischmidt.de

Von Ralph Schermann

Görlitz. Die digitale Revolution hat einen Namen: DM-Drogerie Markt GmbH. Die Handelskette kooperiert mit dem Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM), weil „die digitale Revolution mindestens tausendmal dramatischer ist als die industrielle Revolution“, lässt die DM-Führung wissen. Das ZKM soll für dm digitale Projekte erarbeiten. Eins wird in diesen Tagen umgesetzt: Alle Verkäufer bekommen ein Diensthandy. Das sind bundesweit über 25000 Smartphones. Auch für Görlitz.

In Görlitz betreibt dm allein vier seiner 60 sächsischen Filialen. 60 Mitarbeiter und fünf Lehrlinge arbeiten in der Stadtmitte, in Rauschwalde und Königshufen. „Die Erweiterung der Filialen führte nicht zu einer Verteilung, sondern zu einem Zuwachs der Kunden“, freut sich Heike Hentschke. Als Gebietsverantwortliche betreut sie dm zwischen Berlin und Ostsachsen und hat festgestellt, dass jede Filiale „so ihre eigene Kundschaft“ hat. Sogar zwischen den nahen Standorten im Zentrum sei das zu spüren: „Bei Umbauten merken wir, dass die Kundschaft von der Berliner Straße nicht automatisch zum Demianiplatz wechselte und umgekehrt.“ Und während diese beiden Geschäfte auch immer stärker eine touristische Nachfrage verzeichnen, öffneten sich die Filialen in Rauschwalde und Königshufen den Kunden, die aus benachbarten Städten und Dörfern anreisen. „Dort haben wir auch Parkplätze vor den Filialen“, ergänzt Heike Hentschke. Dass man dagegen im Zentrum nicht bis vor den Laden fahren kann, will dm jetzt anders lösen: Für einen Einkauf ab zehn Euro bekommt jeder einen Ein-Euro-Rabatt, der ein Ticket des Parkhauses City-Center an der Kasse vorzeigt. Die Filialleiterin vom Demianiplatz, Sabine Bierlich, informiert: „Mit weiteren Anbietern gebührenpflichtiger Parkplätze sind wir im Gespräch.“

Das sucht man bei dm übrigens auch in Sachen Verkaufsflächen. „Die Innenstadtfilialen sind zu klein, die am Demi hat weniger als 400 Quadratmeter Verkaufsfläche. Deshalb wollen wir uns auch im Görlitzer Zentrum vergrößern“, sagt Heike Hentschke. Zwar gibt es nach Aufnahme der Außenbezirke in den Geschäften Demianiplatz und Berliner Straße wieder breitere Verkaufswege, um Kinder- und Einkaufswagen konfliktfrei schieben zu können, doch reicht die Fläche vorn und hinten nicht einmal für das Standardsortiment, das bei dm 12500 Artikel umfasst. „dm im neuen Kaufhaus der Oberlausitz, das wäre ein Ziel“, hofft Heike Hentschke. Doch dafür stehen Gespräche noch aus.

Während sich Orte rings um Görlitz ebenfalls DM-Filialen wünschen, geht die Kette da behutsam vor. „Es müssen sehr viele Bedingungen zusammenpassen“, drückt sich Heike Hentschke vorsichtig aus. Auf jeden Fall aber habe die Orientierung auf Görlitz nichts damit zu tun, dass sie selbst eine Görlitzerin ist. Eins indes ist bei neuen Standortdebatten jetzt Pflicht: „Wir eröffnen nur noch dort, wo auch Lebensmittel-Anbieter zu finden sind.“ Zumindest in Weißwasser neben Aldi dürften solche Bedingungen gepasst haben, denn „wir haben vor, dort im Jahr 2018 eine Filiale zu bauen“, kündigt die Gebietsverantwortliche an. Und es gibt noch eine weitere Möglichkeit, auf DM-Artikel nicht zu verzichten: „Wir betreiben auch einen Online-Versand“, ergänzt Heike Hentschke. In dem hat dm sogar über 14 000 Artikel im Angebot. Der Schwerpunkt aber sind dennoch die Filialen, bundesweit 1892 und in elf ausländischen Staaten 1 572 dazu. Durchschnittlich 1 040 Kontakte gibt es je Filiale und Öffnungstag, wobei dm unter Kontakten jeden Kunden erfasst, der etwas kauft und so dazu beiträgt, dass dm im Freistaat Sachsen den Umsatz von rund 220 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2015/16 auf aktuell 233 Millionen steigern konnte.

Dabei sind es aber auch Besonderheiten, die dm für die vier Görlitzer Filialen notiert. So kaufen hier viele polnische Kunden ein, aber nicht nur aus Zgorzelec und Umgebung, sondern zielgerichtet aus weiter entfernten Orten. „Einige Mitarbeiter sprechen polnisch und fragen da gern nach“, berichtet Sabine Bierlich. Das Ergebnis: „Es kommen erstaunlich viele Kunden aus Breslau zu uns.“ Und noch eins sieht die Zentrale mit Interesse: „Görlitzer Kunden sind immer vorn dabei, wenn es um Aktionen geht.“ Kein Wunder, dass Bio-Verkostungen, Schminkberatungen oder Foto-Kunden-Angebote weiter ausgebaut werden sollen. Entsprechend setzt dm jetzt auf einen Ausbau der Kosmetik- und der Gesundheitsprodukte-Strecken.

„Besonders gut finden wir es, dass wir tatsächlich eine Kundschaft aus allen Altersgruppen haben, die markenbewusste Seniorin ebenso wie die Trends suchende Jugend“, sagt Heike Hentschke. Die jungen Leute wollen verwirklichen, was sie sozialen Medien wie Facebook & Co. entnehmen. Auch diese Erkenntnis floss in die Bereitstellung von Smartphones für die Mitarbeiter ein. „Nun müssen wir nicht mehr im Büro am Computer nachsehen, sondern können per Handgerät direkt am Regal die Fragen der Kunden beantworten“, schildert Sabine Bierlich den Nutzen.

Dass fundierte Beratungen angestrebt werden, zeigt sich bereits in der Ausbildung. „DM lehrt für das Verkaufspersonal in erster Linie noch ganz klassisch den Beruf des Drogisten“, bestätigt Heike Hentschke. Überhaupt sei es aber immer gut, sich bei Unklarheiten an das Personal zu wenden. Sabine Bierlich weiß ein Beispiel: „Vor einiger Zeit fragten Kunden, wo denn Arnika-Tinktur zu finden sei. Gar nicht, denn dafür fehlte bislang wohl der Bedarf. Die Kundenanfragen führten dazu, dass wir diese Tinktur jetzt auch in den Görlitzer Filialen im Sortiment haben.“ Mancher Wunsch von dm selbst bleibt allerdings auch in Zeiten der digitalen Revolution unerfüllt: „Eine bessere Abstimmung bei den vielen Görlitzer Straßenbaustellen wäre seitens der Stadtverwaltung schon gut“, seufzt Heike Hentschke.

www.dm.de