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Drogengeschäfte im ganz großen Stil

Am Bautzener Landgericht hat der Prozess gegen einen Mann aus Hoyerswerda begonnen. Ihn erwartet eine lange Haftstrafe.

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© Uwe Soeder

Von Jana Ulbrich

Bautzen. Thomas F. ist einer der Großen im internationalen Drogengeschäft. Oder besser: Er war es. Im Mai haben Fahnder ihn in den Niederlanden festgenommen. Seitdem sitzt der 44-Jährige in der JVA Görlitz in Untersuchungshaft. Seit Donnerstag muss er sich vor der Großen Strafkammer des Landgerichts verantworten. Die Anklageschrift ist lang. Staatsanwalt Holger Schmidt listet insgesamt 24 Fälle auf – alle die, die die Drogenfahnder dem gebürtigen Hoyerswerdaer in ihrem akribischen Ermittlungspuzzle nachweisen können.

Es geht in diesen Fällen nicht um Tütchen mit Gramm, es geht um Pakete mit kiloweise Drogen – jedes einzelne Grund genug für eine mehrjährige Haftstrafe. In den Niederlanden, wo der Angeklagte seit mehr als fünf Jahren lebt, wo er glücklich verheiratet ist und mit seiner Frau zwei acht und fünf Jahre alte Kinder hat, soll er nach Überzeugung des Staatsanwalts sein Geschäft groß aufgezogen haben. Mindestens zwischen Januar 2015 und Mai 2016 soll er als Zwischenhändler für große Drogenlieferungen gedient und gut daran verdient haben. Marihuana, Ecstasy, Haschisch, Kokain – in großen Mengen soll er die Drogen in den Niederlanden von Lieferanten übernommen und an Kunden in seiner alten Heimat weiterverteilt haben. Die Pakete kamen in Löbau an und in Ebersbach-Neugersdorf, in Ohorn oder in Pulsnitz. In einer Löbauer Wohnung beschlagnahmten Ermittler eine weiße Plastikdose mit rotem Deckel und Marihuana bester Qualität, in Ebersbach-Neugersdorf einen blauen Werkzeugkoffer voller Drogen, in Zwickau gab es ein Erdversteck, in einem Fall in Bautzen soll er das Paket bei einem Besuch persönlich übergeben, nach Zwickau einen Kurier mit einem Rollkoffer geschickt haben. Manche Pakete beförderte nichtsahnend die Post.

Schon mehrere Verfahren

Mindestens 60 000 Euro soll er an den Drogengeschäften verdient haben, allein Drogen im Wert von 40 000 Euro haben die Ermittler beschlagnahmt. Den überwiegenden Teil der Taten hat Thomas F. bereits eingestanden. An manche könne sein Mandant sich nicht mehr genau erinnern, erklärt sein Anwalt, weil er selbst in erheblichem Maße Drogen konsumiert habe. Dabei sollte in den Niederlanden doch alles anders werden.

Für die Justiz ist Thomas F. kein unbeschriebenes Blatt. Schon im Jahr 2000 wurde er zum ersten Mal wegen Drogenhandels zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt – damals noch in seiner Heimat, wo er in die Drogenszene abgerutscht war. Seitdem hat es bereits mehrere Verfahren gegen ihn gegeben, er ist mit Drogen am Steuer erwischt worden, hat immer wieder seine Jobs verloren, ist inzwischen mehrfach vorbestraft. Aber auch, als er in die Niederlande zog und eine Familie gründete, sei es ihm nicht gelungen, sich von seiner Vergangenheit abzuschotten, erzählt er dem Gericht. Die alten Freunde in der alten Heimat brauchten Stoff. Und er hat ihn wieder besorgt. Seine Drogengeschäfte aus den Jahren 2015 und 2016, die jetzt Gegenstand der Verhandlungen sind, fallen in eine dreieinhalbjährige Bewährungszeit.

Inwieweit er auch selbst drogenabhängig ist, das wird eine Sachverständige im Laufe des Verfahrens klären. Für den Prozess vor der Großen Strafkammer sind mehrere Verhandlungstermine angesetzt, in denen zahlreiche Zeugen gehört werden sollen – auch einige seiner Kunden aus der alten Heimat.