Von Maik Brückner

Glashütte. Vorsichtig betritt Sonja Zönnchen das Zimmer. Es riecht noch ein bisschen nach frischer Farbe. Aber das stört sie überhaupt nicht. Sie interessiert sich für das Zimmer im neuen Glashütter Seniorenheim. Hier stehen ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett. Vor dem Fenster hängen Gardinen. „Es ist ganz schön groß“, sagt die 77-Jährige. Es ist genug Platz, um einen eigenen Schrank oder ein Sofa hineinzustellen. Das Bad mit Dusche und Toilette empfindet sie als altersgerecht und vergleichsweise groß. Die Wohnung gefällt ihr. An einen Umzug mag sie aber noch nicht denken.

Die Eröffnung des neuen Seniorenheims in Glashütte

Noch ist sie rüstig und hält sich mit Wandern und Kegeln fit. „Und so lange es geht, bleibe ich in Schlottwitz wohnen“, sagt die 77-Jährige. Der Ort ist ihr ans Herz gewachsen. Hier sind ihre Kinder groß geworden, hier hat sie viele nette Nachbarn, mit denen sie alt geworden ist. Irgendwann wird sich eine andere Wohnung suchen müssen. „Meine Kinder wohnen in Radeberg“, sagt sie. Sie haben genug mit sich zu tun. Deshalb möchte sie später ihren Lebensabend in so einer Ein-Zimmer-Wohnung verbringen, wie sie jetzt im Seniorenheim entstanden ist, das der Dippser DRK-Kreisverband gestern Vormittag feierlich eingeweiht hat.

Für Sonja Zönnchen war das ein großer Tag. Denn für sie heißt das, dass sie später mal Glashütte nicht verlassen muss. „Aus meinem Freundeskreis sind viele ins betreute Wohnen nach Dippoldiswalde gezogen“, sagt sie. Andere haben einen Platz in Berggießhübel bekommen. Sie dagegen kann auch im hohen Alter zumindest im Stadtgebiet Glashütte bleiben.

Noch besser wäre es gewesen, wenn das Heim in Schlottwitz entstanden wäre. Das haben auch die meisten der 150 Senioren, die wie sie Mitglied im Seniorenverein Schlottwitz organisiert sind, so gesehen. Doch der DRK-Kreisverband wollte das Heim unbedingt in der Kernstadt bauen, weil die so zentral liegt. Und so ist es auch gekommen. Sauer ist Sonja Zönnchen deshalb nicht. Denn der DRK-Kreisverband zeigte Verständnis für die Schlottwitzer Senioren und versuchte, sie für sein Projekt in Glashütte zu gewinnen. So wurden sie vom DRK-Kreisverband aus erster Hand über das Vorhaben informiert. Sonja Zönnchen, die den Seniorenverein leitet, wurde auch im April 2014 zum ersten Spatenstich nach Glashütte eingeladen. „Damals konnten wir uns nicht so richtig vorstellen, wie das Haus einmal aussehen soll“, erzählt sie. Heute ist das anders.

Außenanlagen noch nicht komplett

Das Haus steht, ist bezugsbereit. Nur die Außenanlagen sind noch nicht fertig. Bis Ende September soll das geschehen. Bis dahin werden noch Sträucher gepflanzt, Wiesen angelegt. Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was für 6,4 Millionen Euro in den letzten 18 Monaten entstanden ist. Diese Rekordbauzeit hat auch Sonja Zönnchen beeindruckt. Jetzt steht sie – zusammen mit der großen Festgemeinschaft – im Foyer. Sonja Zönnchens Blick streift durch den großen Eingangsbereich.

„Sehr schön“, sagt sie. Farblich passt alles gut zueinander, so wie in den Zimmern und im Gemeinschaftsraum der ersten Etage, der heute besichtigt werden kann. Er ist groß und lichtdurchflutet. Der Fußboden ist, wie die Zimmer auch, hellbraun getäfelt. An der Wand steht eine Küchenzeile, in der Mitte Tische und mehrere Stühle. Zehn Bewohner werden hier später zusammen frühstücken, Mittag und Abendbrot essen. Vor ihrem geistigen Auge sitzt Frau Zönnchen schon am Tisch. „Das Frühstück wird hier bestimmt schmecken“, sagt sie und streift mit der Hand über einen der Tische. Die Ausstattung gefällt ihr. Auf dieser Etage hätte sie später gern ein Zimmer. „Im Erdgeschoss würde ich nicht so gern wohnen.“

Ob es später klappt, kann ihr heute natürlich keiner sagen. Und das kann die rüstige Schlottwitzerin, die einst im Lager des Glashütter Schreibmaschinenwerkes gearbeitet hat, auch verstehen. Schließlich möchte sie sich nicht festlegen, wann sie in eines der 76 Einzelzimmer einziehen wird. Zu den ersten Bewohnern gehört sie nicht. Denn schon am 14. September werden diese einziehen. Nach und nach werden es mehr. 25 Senioren haben sich bereits verbindlich angemeldet, 40 haben reserviert. Darunter sind auch Bekannte aus ihren Verein, sagt Frau Zönnchen. Die werden sich hier bestimmt wohlfühlen, sagt sie.