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Dresdner zieht es nach Coswig

Ab März erarbeitet eine Kommission einen neuen Mietspiegel für die Stadt. Wahrscheinlich wird es teurer.

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© Arvid Müller

Von Stephan Hönigschmid

Ende des Jahres läuft der bestehende Coswiger Mietspiegel aus. Eine aus Vermieter- und Mietervertretern bestehende Kommission wird sich deshalb ab März zusammensetzen, um einen neuen zu erarbeiten. Angesichts explodierender Mieten in Dresden sind auch in Coswig viele Bürger auf das Ergebnis gespannt und fragen sich: Muss ich ab dem nächsten Jahr mit einer deutlichen Mieterhöhung rechnen?

„In Coswig ist die Tendenz auf jeden Fall steigend. Die Stadt erlebt einen Zuzug, weil es manchen Menschen in Dresden zu teuer geworden ist“, sagt der Vorsitzende des Mietervereins Meißen und Umgebung, Eyk Schade. Vorteilhaft sei dabei insbesondere die gute Anbindung an die Straßen- und S-Bahn, so Schade. Derzeit bewegt sich die Spanne der Mieten zwischen 3,50 Euro bei einfachen, unsanierten Wohnungen bis hin zu 6,20 Euro bei sanierten Wohnungen.

Energiesparer sollen belohnt werden

„Obwohl wir die Daten erst noch erheben müssen, ist davon auszugehen, dass die Wohnungen nicht nur durch die größere Nachfrage teurer werden, sondern auch aufgrund der geänderten gesetzlichen Vorschriften. Vermieter, die durch eine energetische Gebäudesanierung dazu beitragen, Energie zu sparen, sollen belohnt werden“, so Schade weiter. In der Arbeitsgruppe werde für Coswig ein jährlicher Wert von 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter angepeilt, der zu einer besseren Einstufung der Wohnung und damit zu einer Mieterhöhung berechtigen soll.

Bevor die Gruppe jedoch loslegen kann, braucht sie erst einmal Daten. „Aus Gründen des Datenschutzes ist das nicht so einfach. Wir dürfen nicht einfach alle Menschen in Mehrfamilienhäusern anschreiben“, sagt Schade und fügt an: „Daher wenden wir und die Wohnungsgesellschaften uns an unsere Mitglieder beziehungsweise Mieter.“ Unter anderem werden, neben der Miete an sich, die Wohnungsgröße, die Ausstattung und der Sanierungszustand erhoben. „Das ist viel weniger als bei einem qualifizierten Mietspiegel. Dafür müssen wir auch nicht wie Radebeul einen fünfstelligen Betrag für die Erstellung hinlegen. Zumal eine größere Datenbasis auch eine größere Angriffsfläche bietet“, so Schade.

Keine Mietpreisbremse

Ob es im neuen Coswiger Mietspiegel größere Ausschläge geben wird, hängt vor allem von der Zahl der Neuvermietungen in den vergangenen vier Jahren ab, die für das Zahlenwerk relevant sind. Da in Coswig keine Mietpreisbremse existierte, waren die Mieten bei Neuverträgen frei verhandelbar. „Nach unserer Beobachtung hat es bei genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungen am meisten Bewegung gegeben, während die Neuvermietungen im privaten Bereich sehr gering waren“, sagt der Vorsitzende des Eigentümerverbandes Haus und Grund, Christian Rietschel.

Aufgrund der Dominanz der großen Gesellschaften wie der Wohnbau- und Verwaltungs GmbH (WBV) Coswig und der Wohnungsgenossenschaft Coswig (WGC) auf dem städtischen Wohnungsmarkt, sind für den neuen Spiegel vor allem ihre Daten relevant. Einige zufällig ausgewählte Wohnungen in den Gebieten Dresdner Straße, Mitte und Spitzgrund ergeben für die WBV aktuell Mieten von reichlich fünf Euro, während die Genossenschaft Rietschels Beobachtung bestätigt und Richtung sechs Euro tendiert beziehungsweise diese Marke überschreitet. Dabei fällt es auch kaum ins Gewicht, ob es sich um einen Platten- oder um einen Altbau handelt.

Obwohl die Entwicklung manchen Bürgern Bauchschmerzen bereitet, sieht der Vorsitzende des Eigentümerverbandes keine Probleme: „Wenn es der Markt nicht hergeben würde, würden die Mieten nicht steigen. Auch in Coswig sind bei den Neuvermietungen Zahlen von acht bis zehn Euro pro Quadratmeter durchaus denkbar“, so Rietschel. Sollten sich übrigens Vermieter- und Mietervertreter bis zum Jahresende nicht einigen, dann gibt es ab 2017 keinen Mietspiegel mehr. Vor fünf Jahren ist das schon einmal vorgekommen. Aber noch ist ja viel Zeit.