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Dresdner Waschstraße für Abgase

Weil Säuberungsanlagen boomen, braucht die DAS Environmental Expert GmbH mehr Platz.

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© R. Bonß

Von Ines Mallek-Klein

Es gibt wenige Firmen, die einen eigenen Pool für ihre Mitarbeiter haben. Die DAS Environmental Expert GmbH aus Dresden ist eine davon. Der Pool wird genutzt, versichert René Reichardt, der seit einigen Wochen geschäftsführender Gesellschafter der DAS ist, gemeinsam mit seinem Vater, dem Firmengründer Horst Reichardt. Doch an diesem Tag ist es einfach nicht warm genug zum Baden.

Wirtschaft in Sachsen Diesen und weitere Artikel über die sächsische Wirtschaft und ihre Macher finden Sie in der aktuellen Ausgabe von „Wirtschaft in Sachsen“ – dem Entscheidermagazin der Sächsischen Zeitung, erhältlich am Kiosk und an Tankstellen. Gern
Wirtschaft in Sachsen Diesen und weitere Artikel über die sächsische Wirtschaft und ihre Macher finden Sie in der aktuellen Ausgabe von „Wirtschaft in Sachsen“ – dem Entscheidermagazin der Sächsischen Zeitung, erhältlich am Kiosk und an Tankstellen. Gern © Wirtschaft in Sachsen

An der Stirnseite des Pools steht eine Tonne, das Herzstück der Anlage. Darin verbirgt sich ein Filtersystem, das die DAS Environmental Expert GmbH entwickelt hat. Das Wasser rieselt über Trägerkörper, die über und über von Mikroorganismen besiedelt sind. Es wird gesäubert und anschließend über einen Pflanzstreifen versickert. Ganz ohne Chemie kann der Pool so sauber gehalten werden. Ein Produkt, das die DAS in den kommenden Jahren an private Poolbetreiber verkaufen möchte.

Aber noch ist es nicht so weit. Die Versuchsreihen laufen, und auch an der Optik müssen wir noch etwas arbeiten, sagt René Reichardt. Er ist bei der DAS der Experte für Wasser. 1991 gegründet, hat das Unternehmen erst vor zehn Jahren begonnen, sich mit der Reinigung von Industrieabwässern zu beschäftigten. René Reichardt hat dazu seine Masterarbeit geschrieben und die Theorie bei der DAS gleich in die Praxis umgesetzt. Es war eine strategische Entscheidung, sich nicht mehr nur mit Industrieabgasen zu beschäftigen.

„Wir wollen unabhängiger werden von der Chipindustrie“, sagt Seniorchef Horst Reichardt. Sie ist noch heute der Hauptauftraggeber für das Unternehmen. Mit ihr werden 90 Prozent des Umsatzes realisiert, und der lag 2015 bei rund 50 Millionen Euro. In diesem Jahr sollen es zehn Millionen mehr werden. Die Halbbleiterindustrie erkannte anfangs ihr Problem mit giftigen Dämpfen und Abgasen nicht. Erst Ende der 80er-Jahre wurde man aufmerksam, als um die Schornsteine der Chipfabriken herum immer wieder tote Vögel gefunden wurden. Arbeiter in den Fabriken fielen plötzlich bewusstlos um, und auch die eine oder andere Verpuffung mit anschließendem Feuerwehreinsatz hat es gegeben, erzählt Horst Reichardt. Die Fabrikbetreiber reagierten – weniger aus Sorge um die Umwelt, als vielmehr aus Sorge um die Sicherheit in den Anlagen. Sie suchten nach Möglichkeiten, um die toxischen oder explosiven Abgase zu sammeln sowie zu säubern.

Und wieder wird es eng

Um sie zu entsorgen, können unterschiedliche Technologien eingesetzt werden. Man kann die Schadstoffe auswaschen oder die Gase kontrolliert verbrennen. Der DAS ist es gelungen, beide Technologien zu vereinen. „Man bringt Wasser und Feuer zusammen“, sagt Horst Reichardt. Die Technologie, die bereits Ende der 80er-Jahre entwickelt wurde, ist auch heute noch „the State of the art“. Die Zahl der Mitbewerber ist überschaubar geblieben. In Deutschland gibt es zwei, in der Welt vier bis fünf ernsthafte Konkurrenten.

Alle Anlagen der DAS werden in Dresden gefertigt. Die Nachfrage steigt, entsprechend der Platzbedarf. Erst im März wurde in der Goppelner Straße ein Neubau eingeweiht. Hier ist jetzt der Elektroanlagenbau untergebracht. Doch die Produktion meldet erneut Platzbedarf an, deshalb will die DAS bauen. Sie wird es wohl in der Gemarkung der Gemeinde Bannewitz tun.

Der Bürgermeister hat ein Grundstück angeboten, und der Kaufvertrag ist unterschriftsreif. „Parallel sind wir aber auch mit den Grundstückseigentümern in unserer Nachbarschaft im Gespräch, um eventuell hier weitere Flächen zu erwerben“, sagt René Reichardt. Man brauche neben dem Plan A und B auch immer einen Plan C. So viel Erfolg und Wachstumspotenzial ruft Kaufinteressenten auf den Plan. Immer wieder kommen Briefe von Übernahmeinteressenten. Aber die legt Horst Reichardt zur Seite. Er hat, um Wachstumssprünge finanzieren zu können, mehrfach strategische Investoren an Bord geholt. Seit 2011 ist die Familie Reichhardt aber alleiniger Gesellschafter des Unternehmens mit 300 Beschäftigten und Vertriebsbüros weltweit. Neuer Geschäftsführer ist seit Sommer René Reichardt.

Dabei hat der Sohn von Horst Reichardt seine berufliche Laufbahn ganz anders begonnen. Er lernte in der Chipfabrik von Siemens in Dresden, ging drei Jahre lang nach England und kam erst dann in den väterlichen Betrieb. 2009 folgte seine erste Bewährungsprobe. Er ging für DAS nach China und baute dort die Niederlassung für das Asiengeschäft auf. Zurück in Deutschland, wurde der Abwasserbereich sein Arbeitsfeld. Jetzt ist er Chef des väterlichen Betriebes. Und fühlt sich reif dafür.