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Dresdner rettet ausgesetzte Kaninchen

In Zschieren wurden 18 männliche Zucht-Kaninchen ausgesetzt. Eine Bannewitzerin nahm sich der Tiere an.

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© dpa

Von Franz Werfel

Als der 34-jährige Dresdner in jener Freitagnacht nach Hause fährt, traut er seinen Augen nicht. Der Mann, der hier Peter Schmidt heißen soll, ist in einer Nacht Anfang Oktober mit seinem Auto auf der Tronitzer Straße in Zschieren unterwegs. Weil er etwas Schwarzes auf dem Asphalt liegen sieht, hält er an.

„Das Schwarze war ein Zwergkaninchen, das tot auf der Straße lag“, sagt Schmidt. Er parkt sein Auto und schaut die Böschung hinunter. „Dort sah ich noch ganz viele andere Kaninchen“, so Schmidt. „Die lebten aber alle noch.“ Der 34-Jährige wundert sich, warum sich so viele Kaninchen auf einem Fleck aufhalten. Weil er selbst Kaninchen zu Hause hält, weiß er, dass die kleinen Tiere alleine in freier Natur nicht überleben können.

Kurzentschlossen schnappt er sich ein Tier nach dem anderen und setzt es in die Fußgrube vor dem Beifahrersitz. „Ich habe es nicht übers Herz gebracht, die Tiere am Straßenrand liegen zu lassen“, sagt Schmidt. Zu Hause angekommen, versorgt er die Tiere notdürftig in seinem Keller. „Ich habe Streu ausgelegt, damit sie nicht so frieren müssen“, sagt Peter Schmidt.

Über seine Tante bekommt er Kontakt zur Tierrettungsgruppe Dresden. Die Gruppe ist ein Zusammenschluss einzelner Bürger, die sich über das soziale Netzwerk Facebook organisieren. In der Gruppe gibt es für verschiedene Tierarten je einen Experten. Für Kaninchen ist eine 31-jährige Bannewitzerin zuständig.

Uta Lüdtke studiert Sozialpädagogik. In ihrer Freizeit eilt sie zur Hilfe, wenn Kaninchen in Dresden und Umgebung in Not sind. Gleich am nächsten Tag untersucht sie die Tiere. „Was mich sofort irritiert hat: Alle Tiere waren männlich“, sagt Lüdtke. Zudem konnte sie feststellen, dass sich die Hoden der Kaninchen bereits abgesenkt hatten. „Das bedeutet, dass die Kaninchen geschlechtsreif sind.“ Sie stellt Bisswunden an den Tieren fest, eines leidet an Bindehautentzündung. Kratzspuren haben die Tiere auch. „Das ist ganz normal, denn die Männchen führen untereinander Revierkämpfe durch.“ Deshalb kürzt sie den Tieren die Krallen.

Das, was sie dort sieht, lässt für die Tierschützerin nur eine Erklärung zu: „Hier wollte ein Züchter seine unkastrierten Männchen schnell entsorgen. Denn männliche Tiere verursachen nur Kosten und sind für Züchter oft nicht mehr von Bedeutung.“ Für Uta Lüdtke ist das ein klarer Fall von Tierquälerei.

Es tue ihr doppelt weh, zumal die Kaninchen sehr schön aussehen würden. „Es sind Zwergwidder dabei und sogar ein Angorakaninchen mit ganz weichem Fell.“

Doch Kastrationen kosten Geld. Je nachdem, bei welchem Tierarzt man diese durchführen lässt, müssen Halter mit Kosten von 50 bis 80 Euro rechnen – pro Operation. Bei 18 Tieren kommen so schnell 1 000 Euro und mehr zusammen. „Aber ich weiß doch vorher, worauf ich mich einlasse, wenn ich in der Zucht aktiv bin“, sagt Uta Lüdtke. Es ist nicht der erste Fall in der Region, dass Tiere ausgesetzt werden. Erst im August wurden auf einer Dresdner Müllhalde 24 Kaninchen gefunden.

Später hat Peter Schmidt die 17 überlebenden Tiere ins Tierheim in Stetzsch gebracht. Dort wurden sie mittlerweile alle geimpft und kastriert, wie das Tierheim mitteilt.