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Dresdner OB-Kandidaten Auge in Auge mit dem Wähler

Zur Bürgerkonferenz haben sich die OB-Kandidaten den Dresdnern gestellt. Nicht jede Antwort kommt gut an.

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© Norbert Millauer

Von Juliane Richter

Die Oberbürgermeisterwahl im Juni wird wohl zwischen Eva-Maria Stange (SPD) und Markus Ulbig (CDU) entschieden. Zumindest, wenn man von der Besucherzahl bei der Bürgersprechstunde auf die Wählergunst schließen kann. Auf der Bürgerkonferenz am Samstag im Kongresszentrum hatten die Dresdner die Chance, die Kandidaten direkt zu befragen. Bei Stange und Ulbig waren die Seminarräume überfüllt, bei den anderen noch viel Platz.

Eva-Maria Stange, die für eine von Rot-Grün-Rot unterstützte Wählerinitiative antritt, kommt leger daher. Im beigen Pullover, den roten Schal der Bürgerkonferenz umgehängt. Die bisherige Wissenschaftsministerin landet schnell bei den wichtigen Themen: Sie will, dass die Ortsbeiräte mehr Macht erhalten und Bürger nicht mehr, wie ihrer Meinung nach bisher, zu spät informiert werden. Die Stichworte Asylbewerberheime und Einkaufszentrum Friedrichstadt fallen. Als frühere Bildungsministerin sei ihr zudem wichtig, die soziale Spaltung in der Stadt zu verringern. Dass Kinder aus Gorbitz und Prohlis deutlich seltener als die Kinder anderer Stadtteile ans Gymnasium gehen, dafür häufiger an Förderschulen, müsse sich ändern. „Die Stadt soll dort aktiv werden“, sagt Stange. Wie genau, bleibt offen. Ein Mitglied des Seniorenbeirats will wissen, wie ältere Menschen mit kleiner Rente ihre Wohnungen halten können, obwohl die Mieten steigen. „Damit wir bezahlbaren Wohnraum für alle, nicht nur für Rentner schaffen, braucht es eine Abstimmung mit den Genossenschaften und den Vermietern“, so Stange.

Einen Raum weiter versucht der amtierende Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) die Zuhörer davon zu überzeugen, dass er den Posten dauerhaft besetzen kann. Zwischenzeitlich sitzen ihm sieben Leute gegenüber, die wissen wollen, welchen Imageschaden Dresden wegen der Pegida-Demonstrationen genommen hat. „Nachdem 2014 die Touristenzahlen gestiegen waren, brechen sie nun im ersten Quartal 2015 ein“, sagt Hilbert. Der Vorbuchungsstand läge 20 Prozent unter dem des Vorjahres. Der Rückgang betreffe dabei vor allem die nationalen Gäste, weil Pegida vor allem in den deutschen Medien permanent thematisiert werde. Das sei durchaus imageschädlich. Einen überraschenden Vorschlag zum Thema Asyl hat er auch noch in der Hinterhand: Hilbert will mit den großen Dresdner Arbeitgebern sprechen, wie diese Arbeitsmöglichkeiten für Asylbewerber schaffen können. „Wir wollen ihnen einen geregelten Arbeitsalltag beschaffen.“ Den Einwurf aus dem Publikum, dass Asylbewerber in der Regel nicht arbeiten dürfen, ignoriert er.

Eine Stunde später ist im selben Raum Lara Liqueur dran, ihr Spaßprogramm vor einer Handvoll Zuhörern abzuspulen. Minikleid, ein Krönchen auf der blonden Perücke, aber keine ernst gemeinten Aussagen. Stefan Vogel von der AfD gibt sich da seriöser und vor allem versöhnlicher. Bei der derzeitigen Aufteilung des Stadtrates gebe es viele Anfeindungen zwischen den Fraktionen und Räten. Sie alle wolle er als Oberbürgermeister vereinen.

Markus Ulbig schließlich hat wie Stange um die 50 Zuhörer. Denen erklärt er, dass die Pegida-Debatte so schwierig ist, weil die Mitläufer nicht einem konkreten Lager zuzuordnen sind. „Es muss gelingen, aus der Gesellschaft heraus ein klares Zeichen zu setzen“, präsentiert er als Lösung. Wenn er OB wird, will er sich vor allem für die Themen Wohnen, Kitas und Schulen sowie den Sport einsetzen. Am Ende verlässt er lächelnd den Raum, andere folgen schulterzuckend. „Er ist viel ausgewichen, hat sich wenig auf konkrete Zusagen eingelassen“, sagt Student David Lochau. Die Rentner Dagmar und Eckhard Wittig sehen es ähnlich. Dass es die Bürgersprechstunde gab, finden sie dennoch wichtig.