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Dresdner Mücken können auch exotisch

Ein großes Exemplar mit geringelten Beinen ließ sich in einer Neustadt-Wohnung nieder. Ein gefährlicher Einwanderer?

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© privat

Von Kay Haufe

Dresden. Dieses Insekt musste Karsten Raue direkt fotografieren. Zwei Zentimeter war sie groß, die Mücke, die er kürzlich an der Wand seiner Wohnung fand, mitten in der Neustadt. Mit auffällig geringelten Beinen. „Da kam mir sofort der Gedanke an die asiatische Tigermücke“, sagt Raue. Er hatte gehört, dass es inzwischen Populationen davon in Thüringen gibt. Doch Raue ist kein Insektenexperte und schickte sein Foto an die SZ mit der Bitte, das Tier identifizieren zu lassen.

So weit, so gut. Auf den Fotos war die Mücke, offenkundig ein Männchen, gut erkennbar. Raue hatte sogar ein Maßband eingefügt, um die Größe zu dokumentieren. Dumm nur, dass zunächst keine Behörde oder Einrichtung antworten wollte. Das Dresdner Veterinäramt sah sich nicht in der Lage, Mücken zu identifizieren. Gleiche Antwort beim Institut für Tropenmedizin. Und auch bei der Sächsischen Landesuntersuchungsanstalt wurde abgewinkt.

Die SZ sollte mal aus einer Mücke keinen Elefanten machen. Dann endlich der Lichtblick: Ein Mitarbeiter des Museums für Tierkunde der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden antwortete. Und siehe da: Nix mit Exotik. In Raues Zimmer saß eine schnöde einheimische Mücke. Der Insektenexperte ließ sich sogar hinreißen, zwei Arten zu nennen, die es sein könnten: aedes pipiens oder aedes cantans, eine deutsche Bezeichnung dafür gibt es nicht. Doch eine genaue Bestimmung sei nur möglich, wenn das Tier tot unter seinem Mikroskop liege.

Soweit wollte es Karsten Raue nicht kommen lassen. Schon am Abend des Besuches entließ er die Mücke in die Freiheit. Nicht ohne sich vorher von einem Kollegen informieren zu lassen, dass es wohl doch keine gefährliche Tigermücke sei. Dabei hat er möglicherweise übersehen, dass auch deutsche Mücken, von denen es fast 50 Arten gibt, übel stechen können. Die Weibchen zumindest. Im Moment ist aufgrund der Trockenheit keine Plage zu befürchten. Doch der nächste Regen kommt bestimmt und mit ihm viele feuchte Orte zur Eiablage. Zwei Wochen später Augen auf, wer die Mücke erkennen will!