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Dresdner Liebesfilm

André Klengler widmet seiner Heimatstadt ein Film-Quartett. So wird der Makler zum Produzenten.

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© Christian Juppe

Von Nadja Laske

Dresden. Lose Blätter. Schimmerndes Papier. André Klengler hält die Seiten vorsichtig ins Licht, wie damals als Zehnjähriger. In einer Leipziger Bücherei hatte er die Mappe entdeckt. Darin Schwarz-Weiß-Fotos von seiner Heimatstadt Dresden, Luftaufnahmen des Fotografen Walter Hahn. „Es war das erste Mal, dass ich sah, wie die Stadt einmal ausgesehen hat“, sagt der Immobilienmakler und Filmproduzent.

An die Faszination von damals erinnert er sich, als sei es gestern gewesen. Dabei liegt das Erlebnis 35 Jahre zurück. „Ich weiß noch, ich verbrachte die Winterferien bei meiner Oma, musste die Fotos unbedingt kaufen und habe sie mir jeden Tag angesehen.“ Auch an die Spaziergänge mit seinem Vater denkt André Klengler gern zurück. „Ich bin in der Neustadt groß geworden, und mein Vater erklärte mir, wo früher welcher Laden gewesen ist.“ Mit großen Augen gestaunt habe er, als der Vater ihm sagte, dass die grauen Fassaden aus Sandstein nur schmutzig sind und eigentlich ganz hell sein müssten. Wenn der
45-Jährige nach dem Beginn seiner Verliebtheit sucht, landet er immer in der Kindheit. Von Ernst Hirsch wurde er später großer Fan. Seine Dresden-Filme kennt André Klengler in- und auswendig.

Dass er selbst seine Stadt dokumentieren könnte, die Idee kam ihm vor drei Jahren. Zwei weitere Jahre dauerte es, bis der gelernte Elektronikfacharbeiter, der seit den 1990ern im Immobiliengeschäft selbstständig ist, einen Glückstreffer landete. „Es war ein sonniger Morgen im Juni, ich kam ins Büro und dachte: Heute geht es los.“ Den erstbesten Kameramann und Filmemacher, den er im Internet fand, rief er an. Die Chemie stimmte sofort: Franz Leusch-ner stammt aus Dresden, studierte in Berlin, und André Klengler beauftragte ihn mit seinem Filmprojekt „Dresdenliebe“.

„Ich habe ihm gesagt, ich möchte einen Film, der meine Verbundenheit mit Dresden ausdrückt“, erzählt er. Weil ein bisschen Geschäft in fast allem steckt, was der Makler tut, ließ er zwar seinen Firmen-Beetle durchs Bild fahren. „Aber es sollte kein Werbefilm für mich werden, sondern einer für Dresden.“

Den hat er nun produziert. Mehr noch, drei Filme sind inzwischen entstanden. Der erste zeigt die Stadt im Sommer. Es folgte Dresden im Frühjahr. Nun ist der Dresdenliebe-Winterfilm fertig. Gestern hatte er Premiere, und ab sofort ist der Dreiminüter im Internet zu sehen. „Ich habe ein paar Szenen meines Lebens eingestreut“, verrät André Klengler: das Diakonissenkrankenhaus, wo er geboren wurde, das Haus seiner Dresdner Großeltern in der Sebnitzer und die Bischofswerder Straße, wo Klengler selbst aufwuchs.

Die schönen Aussichten, prägnanten Orte und beiläufigen Straßenszenen im Film begleitet Klaviermusik. Dass er musikalische Untermalung brauchen würde, hatte André Klengler während der ersten Dreharbeiten zwar im Hinterkopf, aber noch keine Lösung dafür. „Am Abend eines Drehtages saßen Franz Leuschner und ich beim Essen zusammen, und er zeigte mir auf seinem Handy ein Foto: langhaariger Typ mit Baby auf dem Arm.“ Andreas
Leuschner, Keyboarder der Dresdner Band Electra, Vater von Franz. André Klengler war baff, und als ihm später der Musiker auch noch anbot, das Filmprojekt mit Kompositionen zu unterstützen, fühlte sich der Privat-Produzent oscarreif. Der letzte Teil ist in Arbeit – Dresden im Herbst. Und dann? Aus vier mach einen, André Klengler denkt darüber nach. Seine Dresdenliebe ist noch lange nicht erschöpft.

„Dresdenliebe – der Winterfilm“ ist ab sofort unter www.dresdenliebe.de zu sehen.