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Dresdner gedenken Khaled B.

Der Tod des Asylbewerbers Khaled B. schockiert Dresden. Rund 2 700 Menschen gingen am Samstag auf die Straße, bekundeten Beileid und stellten Forderungen.

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© dpa

Fabian Schröder und Alexander Schneider

Dresden. Mit einer am Jorge-Gomondai-Platz gestarteten Demonstration haben am Samstagnachmittag 2 700 Dresdner dem toten Asylbewerber Khaled B. gedacht. Der Mann aus Eritrea war in der Nacht zum Dienstag in Dresden getötet worden. Die Demonstrationsgruppe versammelte sich gegen 15 Uhr und ging anschließend friedlich an der Polizeidirektion und der Frauenkirche vorbei. Endpunkt war der Landtag. Die Demonstration folgte dem Motto „In Gedenken an Khaled Idris – Das Problem heißt Rassismus“ sollte als Zeichen der Solidarität mit asylsuchenden und geflüchteten Menschen in Dresden verstanden werden. Zu den Organisatoren und Unterstützern der Veranstaltung zählten der Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland, der Sächsische Flüchtlingsrat, die RAA Opferberatung, das Netzwerk Asyl Migration und Flucht sowie AZ Conni. 180 Polizisten sicherten den Protestzug ab.

Bilder vom Gedenkzug für Khaled B.

Mit einer am Jorge-Gomondai-Platz gestarteten Demonstration haben am Samstagnachmittag mehr als 2 000 Dresdner dem toten Asylbewerber Khaled B. gedacht. Der Mann aus Eritrea war in der Nacht zum Dienstag in Dresden getötet worden.
Mit einer am Jorge-Gomondai-Platz gestarteten Demonstration haben am Samstagnachmittag mehr als 2 000 Dresdner dem toten Asylbewerber Khaled B. gedacht. Der Mann aus Eritrea war in der Nacht zum Dienstag in Dresden getötet worden.
Die Demonstrationsgruppe versammelte sich gegen 15 Uhr und ging anschließend friedlich an der Polizeidirektion und der Frauenkirche vorbei. Endpunkt war der Landtag.
Die Demonstrationsgruppe versammelte sich gegen 15 Uhr und ging anschließend friedlich an der Polizeidirektion und der Frauenkirche vorbei. Endpunkt war der Landtag.
Die Demonstration sollte als Zeichen der Solidarität mit asylsuchenden und geflüchteten Menschen in Dresden verstanden werden.
Die Demonstration sollte als Zeichen der Solidarität mit asylsuchenden und geflüchteten Menschen in Dresden verstanden werden.
Zu den Organisatoren der Veranstaltung zählte unter anderem der Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland.
Zu den Organisatoren der Veranstaltung zählte unter anderem der Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland.
Auf der Gedenkveranstaltung wurde die Befürchtung geäußert, die Tötung von Khaled I. könne rassistisch motiviert gewesen sein. Dies ist im Moment jedoch nicht belegbar. Denn über den Tod des Asylbewerbers ist bislang wenig bekannt.
Auf der Gedenkveranstaltung wurde die Befürchtung geäußert, die Tötung von Khaled I. könne rassistisch motiviert gewesen sein. Dies ist im Moment jedoch nicht belegbar. Denn über den Tod des Asylbewerbers ist bislang wenig bekannt.

Die Teilnehmer stellten Forderungen nach Aufklärung der Tat, mehr Sicherheit für Asylbewerber aus Eritrea sowie Unterstützung bei Verständigungsproblemen. Die Eritreer sprechen kein Deutsch oder Englisch. Außerdem fühlen sie sich in der der Stadt nicht willkommen. Dafür machen sie die jeden Montag demonstrierenden Anhänger von Pegida verantwortlich. Ali Moradi, Vorsitzender des sächsischen Flüchtlingsrates, sagte: „Dresden ist in wenigen Wochen zur Provinzstadt und zum Kristallisationspunkt von Fremdenfeindlichkeit geworden.“ Die Pegida-Bewegung habe dem Rassismus öffentlichen Raum gegeben.

Dresdens Integrations- und Ausländerbeauftragte, Kristina Winkler, bekundete ihr Beileid zum Tod Khaled B. und erklärte sich solidarisch mit Flüchtlingen.

Bereits am Mittwochnachmittag hatten sich Dresdner am Jorge-Gomondai-Platz zu einer Mahnwache und später am Albertinum versammelt. Dabei waren auch mehrere Dutzend Eritreer erschienen. Sie sprachen davon, dass sie Angst hätten und Hilfe bräuchten. In der Stadt herrsche ein zunehmend fremdendfeindliches Klima, es gebe auch offene Anfeindungen gegenüber Asylbewerbern.

Auch auf der heutigen Demonstration war von dieser Stimmung die Rede. Außerdem wurde die Befürchtung geäußert, die Tötung von Khaled B. könne rassistisch motiviert gewesen sein. Dies ist im Moment jedoch nicht belegbar. Denn über den Tod des Asylbewerbers ist bislang wenig bekannt.

Polizei untersucht am Samstagmorgen den Fundort

Fest steht nur: Der 20-Jährige wurde am vergangenen Montag zum letzten Mal lebendig gesehen - und am Dienstagmorgen vor seiner Wohnung im Dresdner Stadtteil Leubnitz-Neuostra tot aufgefunden. Vor Ort hatte die Polizei zunächst lediglich einen offenen Schlüsselbeinbruch als Verletzung festgestellt. Erst bei der Obduktion der Leiche am Mittwoch wurden am Körper des jungen Mannes mehrere Stichverletzungen in Brust und Hals entdeckt, so die Angaben der Staatsanwaltschaft. Die Stiche waren laut Lorenz Haase, Sprecher der Staatsanwaltschaft, anfangs nicht erkennbar.

Die Polizei ermittelt seit Mittwoch wegen Totschlags und hat die Mordkommission auf 25 Beamte aufgestockt. Bei einer sofortigen Untersuchung der Leiche von Khaled B. noch am Dienstag hätten die Ermittler einen Tag gewonnen - und bei der Spurensicherung möglicherweise mehr Hinweise gefunden.

Inzwischen wurden schon Nachbarn, Mitbewohner, Flüchtlinge und Sozialarbeiter befragt. Weitere Zeugen, die Angaben zu dem Fall machen können, werden gesucht. Auch am Wochenende liefen die Ermittlungen weiter. Am frühen Samstagmorgen wurde rund um den Fundort des Toten nach Blutspuren gesucht.

Das Motiv für die Tat ist noch völlig unklar. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, so Haase gegenüber der Sächsischen Zeitung. Unklar ist auch noch, wo Khaled B. getötet wurde. Die Polizei geht davon aus, dass der Fundort der Leiche nicht der Tatort ist. Nach bisherigem Ermittlungsstand wurde die Leiche des Ostafrikaners offenbar nur vor dem Plattenbau im Dresdner Süden abgelegt.