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Riesen-Windrad bei Wachau geplant

Die Anlage soll eine Nabenhöhe von 149 Meter haben. Der Bauherr drückt aufs Tempo.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Wachau. Fünf Jahre ist es her, dass auf den Hügeln zwischen Wachau und Leppersdorf Drehkräne schwere Rotoren in die Höhe hievten und Monteure die Teile in schwindel- erregender Höhe zusammenschraubten. 2011 errichtete die Enso zwei Windkraftanlagen mit einer Höhe von rund 85 Metern. Die Türme liefern je 2,3 Megawatt. Fünf Millionen Euro investierte das Energieunternehmen damals in das Projekt.

Jetzt könnten wieder Montagetrupps anrücken und eine neue Windanlage hochziehen. Der Gemeinde Wachau liegt ein entsprechender Bauantrag vor. Geplant ist ein Windrad, das größer ist als die bestehenden. Die Nabenhöhe liegt mit 149 Metern deutlich über denen der Enso-Anlagen. Der Durchmesser der Rotoren beträgt rund 100 Meter. Der neue Kreisel erreicht somit eine Gesamthöhe von annähernd 200 Metern. Bauherr ist die Dresdner Firma Boreas Energie.

Allerdings soll das neue Windrad nicht zusätzlich zu den bestehenden errichtet werden. Es handelt sich um sogenanntes Repowering, also den Austausch alter Anlagen gegen moderne. Für das Riesen-Windrad fallen zwei kleinere Räder weg, die entlang der Straße zwischen Wachau und Leppersdorf stehen. Sie waren in den 90er-Jahren errichtet worden und haben jetzt fast ihr Lebensalter erreicht.

Beträchtlicher Unterschied

Boreas drückt jedenfalls aufs Tempo. Nach Angaben von Mitarbeiter Mario Hempel hofft die Firma noch in diesem Jahr, das Genehmigungsverfahren abzuschließen. 2017 könnte dann mit der Errichtung begonnen werden. Ob das allerdings wirklich so schnell geht, ist fraglich. Die Gemeinderäte im Technischen Ausschuss von Wachau haben den Antrag erst einmal ausgesetzt. Ihnen ist die Anlage schlicht zu hoch. „Das passt nicht ins Landschaftsbild, das ist nicht zu vertreten“, sagte der Leppersdorfer Ortsvorsteher und Gemeinderat Volkmar Lehmann (Offene Bürgerliste). Auch sei unklar, wie der Schattenwurf einer so hohen Anlage ist und mit was für einem Lärmpegel zu rechnen ist. Laut CDU-Gemeinderat Robert Zukowski sind die größeren Anlagen jedoch leiser als die kleineren. „Der Unterschied ist beträchtlich. Die von der Enso betriebenen Räder sind weniger zu hören als die in den 90er-Jahren aufgestellten. Die alten Rotoren laufen viel schneller. Das verursacht wohl den stärkeren Lärm“, sagte der Wachauer, der in der Nähe wohnt. Der Bauherr soll jetzt die fehlenden Angaben nachliefern. Anschließend wird erneut beraten. Allerdings hat die Gemeinde in solchen Fällen wenig Mitspracherecht. Das Areal zwischen Wachau ist im Landesentwicklungsplan als Fläche für Windräder ausgewiesen. Halten sich die Betreiber an die gesetzlichen Vorgaben, muss die Anlage genehmigt werden. Die Aufsicht führt bei solchen Verfahren das Landratsamt.

Widerstand groß

Nur wenige Kilometer entfernt, quasi auf der gegenüberliegenden Seite von Leppersdorf, will eine andere Firme ebenfalls ein Windrad errichten. Auch hier handelt es sich um Repowering. Die Stadt Großröhrsdorf hält von dem Vorhaben wenig. Um Einfluss nehmen zu können, hat der Stadtrat die Ausarbeitung eines Bebauungsplans für das Gebiet beschlossen. Darin sollen Höhen und Abstände des Windrades festgelegt werden. Bis der fertig ist, gilt eine Veränderungssperre für das Areal. Das Landratsamt ist davon wenig begeistert. Die Kommune habe die Planungshoheit und könne Bebauungspläne aufstellen, räumte Klaus Wenzel, der Leiter des Bauaufsichtsamtes in Bautzen, ein. Das könne sie auch in dem Fall tun. Allerdings gebe es Besonderheiten. Im Regionalplan sei das Gelände als Vorranggebiet für die Windkraft vorgesehen. Solche Anlagen sind nach dem Baugesetzbuch privilegiert. Das heißt: Die Stadt kann planen, hat ihren Plan aber an die übergeordnete Planung anzupassen und nicht umgedreht, um dessen Vorgaben zu verhindern. Nach den Worten des Amtsleiters ist es nur schwer vorstellbar, dass zum Beispiel Maximalhöhen für die Anlagen festgeschrieben werden. Das müsste schon sehr gut begründet werden. Rechtsstreitigkeiten könnten programmiert sein.

Als die Pläne vom Bau des Windrades bei Kleinröhrsdorf bekanntwurden, war der Widerstand unter den Anwohnern groß. Es gab sogar Demonstrationen gegen das Projekt. In Wachau sind solche Reaktionen bisher ausgeblieben.