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Dresdner fahren nicht auf Strom ab

Inzwischen gibt es 29 Ladestationen für Elektroautos in der Stadt. Allerdings nutzt sie kaum jemand.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Pillnitz-Besucher profitieren jetzt von einem weiteren Plus direkt am Park. Falls sie mit dem Elektroauto anreisen, müssen sie nicht überlegen, ob die Batterie noch bis zur nächsten Ladestation im Stadtzentrum hält. Die Drewag hat Anfang Juli eine Elektroladesäule auf dem Parkplatz an der Pillnitzer Landstraße/Leonardo-da-Vinci-Straße in Betrieb genommen. Es ist inzwischen die 29. im Dresdner Stadtgebiet.

Damit hat die Landeshauptstadt zwar nicht mal die Hälfte der 60 Leipziger Lademöglichkeiten. Doch sie reichen locker aus, um den Bedarf der Nutzer zu decken. Von den 222 524 hier zugelassenen Pkw fahren lediglich 189 rein elektrisch. Die meisten davon haben die Stadtwerke Drewag im Bestand, für die es auf dem zentralen Betriebshof auch extra Ladestationen gibt. Und auch die Dresdner Stadtverwaltung ist mit vier Elektro-Pkw sowie einem elektrisch betriebenen Nutzfahrzeug unterwegs. In diesem Jahr soll sich die Anzahl weiter erhöhen. Derzeit läuft das Projekt „Dresden lädt auf“. Mithilfe von Fördermitteln des Bundesverkehrsministeriums sollen zehn weitere E-Fahrzeuge angeschafft werden. Damit ersetzt das Rathaus Dienstwagen mit Verbrennungsmotor. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) nutzt allerdings weiterhin einen konventionell angetriebenen VW Phaeton als Dienstfahrzeug. „Doch wenn in Dresden die Produktion vom E-Phaeton anläuft, wird er auf dieses Modell umsteigen“, sagt Stadtsprecher Karl Schuricht.

Im vergangenen Jahr gab es lediglich 270 Ladevorgänge an den von der Drewag betriebenen Säulen. Die am besten genutzten sind die Stationen am Pirnaischen Platz sowie im Elbepark, wie Drewag-Sprecherin Gerlind Ostmann informiert. „Und trotz relativ geringer Nutzerzahlen verzeichnen wir dieses Jahr einen Aufwärtstrend“, sagt Ostmann. Luden im Zeitraum von Januar bis Mai 2015 nur 27 Nutzer ihre Fahrzeuge am Pirnaischen Platz elektrisch auf, sind es in diesem Jahr schon 40. Im Elbepark stieg die Zahl von 22 auf 39.

Auf diese öffentlichen Ladesäulen muss Holm Seltmann nicht zurückgreifen. Er hat eigene an seinen beiden Hallo-Pizza-Standorten in Bühlau und am Bahnhof Neustadt. Seit vier Jahren lässt er seine Pizzen auch mit zwei Elektroautos ausliefern. „Allerdings kann ich mir das nur leisten, weil mir die Drewag eine Kooperation angeboten hat“, sagt der 36-Jährige. „Denn die E-Fahrzeuge sind in der Anschaffung einfach noch zu teuer, wenn man ihre relativ geringe Reichweite dazu ins Verhältnis setzt“, sagt Seltmann. Dank der Zusammenarbeit zahlt er monatlich 362 Euro Miete für jedes seiner beiden Elektroautos an die Drewag. Außerdem bekommt er besondere Nachtkonditionen für den Strom aus seinen Ladesäulen. „Immerhin dauert es sechs Stunden, die Batterie wieder voll aufzuladen.“ Mit dieser Konstellation rechnet sich die Kooperation für ihn, denn allein in der Neustadt übernimmt das E-Mobil die Hälfte der Lieferungen. In Bühlau ist es etwa ein Drittel, weil die Reichweite nur 130 Kilometer beträgt. Seltmann hat ausgerechnet, dass jeder fünfte Kunde bei ihm von einem Elektroauto beliefert wird. „Ich fahre selbst gern mal damit, denn der Elektromotor bringt die Kraft ja sofort auf die Straße, das macht Spaß“, sagt er. Über die Anschaffung weiterer Autos denke er erst wieder nach, wenn neue Kooperationen dieser Art angeboten würden. „Für den Privatgebrauch ist mir die Reichweite der E-Autos einfach noch zu gering.“

Die Stadtverwaltung arbeitet jedoch an weiteren Dingen, damit Elektroautos für noch mehr Dresdner interessant werden und sich damit auch die Luftqualität verbessert. Nachgedacht wird zum Beispiel über kostenlose Parkplätze für Elektrofahrzeuge sowie weitere Ladestationen. Die Nutzung von Busspuren, wie es das Bundesverkehrsministerium vorgeschlagen hat, wird es in Dresden aber nicht geben. „Für ein einzelnes Auto müssten dann an einer vielbefahrenen Kreuzung der öffentliche Nahverkehr und andere Fahrzeuge warten.“, sagt der Stadtsprecher. Auch für den Autoverkehr gesperrte Bereiche, wie Fußgängerzonen, sollen künftig nicht für Elektroautos freigegeben werden. „Dafür ist es unerheblich, ob das Fahrzeug Verbrennungsmotor oder elektrischen Antrieb hat.“ Für den Verbraucher kommt es jetzt wohl darauf an, dass die Preise für die E-Autos sinken und sich die Haltbarkeit der teuren Akkus deutlich verlängert. In Leipzig tanken Stromkunden übrigens kostenlos an öffentlichen Stationen. Die dortigen Stadtväter wollen mehr Kunden gewinnen.