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Dresdner Christstollen fährt Straßenbahn

Die meisten Bäcker beginnen erst in vier Wochen mit dem Traditionsgebäck. Wer nicht warten will, findet schon jetzt Stollen im Angebot.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Mehr als 30 Bäcker in weißer Kleidung mit dem Siegel des Stollenschutzverbandes auf der Brust schickten gestern Vormittag ihre Straßenbahn auf Jungfernfahrt. Sie ist großflächig mit Imagewerbung für den Dresdner Christstollen beklebt. Bis zum Jahresende wird die 30 Meter lange Bahn für das Traditionsprodukt werben.

Die Marke mit dem Siegel ist europaweit geschützt, erklärt Ulrike Dornwell. Deshalb, so die Referentin, unterstützt ihr Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft die Werbeaktion finanziell.

Wenn in etwa vier Wochen die letzten Reformationsbrote gebacken sind, beginnt in den meisten Dresdner Backstuben die Stollenproduktion. „Wir nutzen die Straßenbahn schon jetzt, um auf den Start der Stollensaison aufmerksam zu machen“, sagt Henry Mueller. Er ist Vorstandsvorsitzender des Schutzverbandes Dresdner Stollen, in dem rund 130 Bäcker und Konditoren aus dem Großraum Dresden vereint sind. Mit dem Siegel verpflichten sie sich, nur hochwertige, edle Rohstoffe zu verarbeiten und Jahrhunderte alte Handwerkstradition zu pflegen. Der Stollenschutzverband finanziert sich hauptsächlich durch den Verkauf der Siegel an die Mitglieder. Zum Start der Saison findet eine jährliche Stollenprüfung statt. Am 16. Oktober präsentiert der Verband sein diesjähriges Stollenmädchen. Das Stollenfest auf dem Striezelmarkt fällt in diesem Jahr auf den Nikolaustag.

Mit der Bahn wollen die Stollenbäcker die Verbundenheit der Dresdner mit ihrer Tradition stärken. Zugleich hoffen sie, den einen oder anderen Touristen neugierig zu machen. „Da haben sich zwei Originale zusammengefunden“, sagt Reiner Zieschank. Der Vorstand der Dresdner Verkehrsbetriebe verweist darauf, dass schon seit 1872 Straßenbahnen durch Dresden rollen. Rund 500 000 Menschen nutzen die Dresdner Verkehrsbetriebe täglich. Die Stollenbahn wird im normalen Betrieb eingesetzt.

Doch bei aller Tradition gibt es in Supermärkten und einigen Bäckereien schon Stollen mit dem Schutzsiegel zu kaufen. „In den Reiseführern wird für den Dresdner Christstollen geworben. Wir wurden in unserer Kexerei am Hauptbahnhof immer wieder danach gefragt. Deshalb haben wir in diesem Jahr auch schon Mitte September mit dem Stollenbacken begonnen“, sagt Kexerei-Chef Matthias Walther.

Auch im Dresdner Backhaus entstehen seit dem 15. September die kalorienreichen Backwerke. „Wir haben viele Kunden im Ausland, beispielsweise auch in den USA“, sagt Backhaus-Chefin Elisabeth Kreutzkamm-Aumüller. 60.000 Stollen, alle in Handarbeit, werden in der Saison in ihrem Backhaus gefertigt. Das sei sonst nicht zu schaffen. In ihren Läden gibt es auch schon Stollen zu kaufen.

www.dresdnerstollen.com