Merken

Dresdens Vorgarten hat einen neuen Chef

Ein Brandenburger ist jetzt Gartenmeister, wie einst der berühmte Direktor Friedrich Bouché.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Die Eiben stehen stramm. Akkurat geschnitten eskortieren sie ihren neuen Gartenmeister Michael Methner. Der hatte gerade so viel Zeit, um überall mal die Nase hineinzustecken. Denn knapp 150 Hektar erkundet man nicht an einem Tag.

Seit dem 2. Januar ist der aus dem Spreewald stammende Landschaftsgarten-Meister nun der Chef des Großen Gartens. Sein Vorgänger Helge Klügel, der sich hier 22 Jahre lang um jeden Baum und jede Sichtachse gekümmert hat, stand ihm noch einen Monat zur Seite. Nun ist Klügel seit 1. Februar der neue Meister im Barockgarten Großsedlitz. „Es war Zeit für etwas Neues, ich freue mich darauf“, sagt Klügel. Und Methner freut sich auf Dresden. Schon lange liebäugelte er mit einem Job an der Elbe, denn seine Freundin wohnt im Dresdner Umland. Inzwischen ist er zu ihr gezogen. „Dass es gleich der Gartenmeister wird, war die größte Überraschung für mich“, sagt er.

Bisher hat sich der 32-Jährige als Vorarbeiter einer Garten- und Landschaftsbaufirma in Lübbenau vorwiegend um private Gärten gekümmert, hat sie geplant und mit den passenden Bäumen, Sträuchern und Blumen bestückt. „Die Pflanzenkunde ist meine Leidenschaft“, sagt er. Nun muss er vor allem denkmalpflegerische Auflagen beachten. Deshalb beschäftigt er sich intensiv mit der Historie des Großen Gartens. „Einer meiner berühmtesten Vorgänger war auch ein Brandenburger, Friedrich Bouché. Das nehme ich als gutes Vorzeichen.“ Bouché wechselte 1873 – mit gerade mal 22 Jahren – von Berlin nach Dresden, wo er das Direktorenamt des Großen Gartens fast fünfzig Jahre lang ausübte. Noch heute sehen große Teile des Gartens so aus, wie sie unter Bouchés Leitung gestaltet wurden. Er behielt viele barocke Grundstrukturen bei und wandelte ihn im „gemischten Stil“ der sogenannten „Lenné-Meyer-Schule“ um.

Michael Methner hat einen großen Plan im Büro hängen, auf dem der ganze Park inklusive aller Wege zu sehen ist. Der sogenannte „Kniese-Plan“, benannt nach seinem Zeichner, dokumentiert den Stand von 1902, an dem sich auch die heutigen Gärtner orientieren. Helge Klügel hat dafür gesorgt, dass viele der kleinen Wege zwischen den Alleen wieder freigelegt wurden. Methner kümmert sich nun darum, dass alle Sichtachsen erhalten bleiben. Vor allem die Ahorn-Bäume sorgen mit ihren Sämlingen dafür, dass Neues schnell hochwächst. Deshalb sind die 13 Gärtner und ein Lehrling gerade dabei, sie auszugraben, wo immer es geht. Der Einsatz von Chemie ist nicht erlaubt. Ebenso wenig der von Fallen. Obwohl die Wühlmäuse ordentlich zuschlagen, wenn Blumenzwiebeln frisch gesteckt oder Primeln gepflanzt wurden. „Wir versuchen dann, solche Pflanzen zu setzen, die nicht so beliebt sind“, sagt der neue Gartenmeister. Tausendschönchen zum Beispiel werden liebend gern von Krähen zerpflückt. „Also weichen wir auf Veilchen und Vergissmeinnicht auf den Schmuckbeeten aus.“

Später kommt die Sommerbepflanzung ins Beet. Dazu gehören auch über 4 000  Dahlienknollen aus 63 Sorten für Dresdens berühmten Dahliengarten. Die kommen aus der Heidenauer Gärtnerei Engelhardt. „Regionale Pflanzen zu beziehen, ist mir wichtig. Natürlich spielt auch der Preis eine Rolle, aber es sollte nicht über Hunderte Kilometer angekarrt werden.“

Methner freut sich besonders, den Weißen Garten kennenzulernen, worin auch Rhododendren wachsen. Seine Lieblingspflanzen. Zu Hause im Spreewald hat Methner ein Rhododendronbeet angelegt, mit zwölf verschiedenen Arten. „Und ich bin gespannt, die Pflanzen des berühmten Dresdner Rhododendronzüchters Rudolf Seidel im Stadtgebiet zu suchen“, sagt er.

Nun wartet der Gartenmeister auf den Frühling, auch, um die außergewöhnlichen Bäume des Großen Gartens kennenzulernen. Darunter die größte Kupferfelsenbirne in Sachsen, oder die Tatarische Heckenkirsche, die 1910 gepflanzt wurde und mit fünf Metern Höhe und Breite ungewöhnliche Ausmaße angenommen hat. „Bäume sind aber der Verantwortungsbereich meines Kollegen“, so Methner.

Bis 2020 soll auf dem Areal der Gärtnerei auch ein Lapidarium entstehen, in dem Skulpturen untergebracht werden. Genaueres will Schlösserland, zu dem unter anderem auch der Große Garten gehört, noch nicht bekannt geben. „Aber ich habe schon gemerkt, dass die Dresdner den Großen Garten als ihren Vorgarten betrachten. „Ich werde gut auf ihn aufpassen.“