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Dresdens Flughafen setzt auf die russische Karte

Ab Mai geht’s täglich nach Moskau. Im Sommerflugplan stehen neue Ziele – und Hoffnung.

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© dpa

Von Andrea Schawe und Michael Rothe

Wenn sich ein Flughafen rühmt, bei laufendem Betrieb Schauplatz von Dreharbeiten für einen TV-Thriller gewesen zu sein, kann er nicht ausgelastet sein. Wie Dresden International. Unter dem Titel „Der letzte Kronzeuge – Flucht in die Alpen“ (ZDF am 17. Februar, 20:15 Uhr) wurden im Frühjahr 2013 stundenweise geschäftiges Treiben und ein Mord simuliert. Doch das Drama kam nach dem Krimi: Mit erneut gesunkenen Passagierzahlen auf nur noch knapp 1,76 Millionen – zweitschlechtester Wert seit 2005 – und weiter toten Linien nach Hamburg, Zürich, Wien.

Die Bilanz von 2013 war „differenziert“, sagte gestern Markus Kopp, Vorsitzender der Geschäftsführung des Dresdner Flughafens, als er den Sommerflugplan vorstellte. Mit dem Minus von sieben Prozent zum Vorjahr „können wir nicht zufrieden sein“, so Kopp. Er steht als Chef der Mitteldeutschen Flughafen AG auch dem Flughafen Leipzig-Halle vor, der mit minus zwei Prozent kaum besser war.

Als Hauptgrund nennt Kopp die Pleite von OLT Express, dem Ex-Betreiber der verlorenen Linien. Mit den von ihm ferner angeführten Ursachen – Unruhen in Ägypten, Luftverkehrssteuer, Sparprogramme der Airlines – hatten aber alle 22 deutschen Flughäfen zu kämpfen. Und dort steht im Mittel ein kleines Passagierplus von 0,5 Prozent. Trotz der schwachen Dresdner Bilanz gebe es im Konzern keine Diskussion, den Standort in Klotzsche zu schließen.

Immerhin gibt es einen Hoffnungsschimmer – im Osten. Nach jüngsten Statistiken entwickelt sich der 2009 aufgenommene Flugverkehr nach und von Moskau prächtig. Nach der staatlichen Aeroflot düst seit 2012 auch UT Air statt Yakutia in die russische Hauptstadt. Und auch die im vorigen Jahr gestartete Strecke nach Krasnodar zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Die Zahl der Passagiere aus und in Putins Reich hat sich binnen fünf Jahren mehr als verdreifacht. Für die größte russische Airline Grund genug, ihr Angebot auszuweiten: Ab 26. Mai fliegt Aeroflot erstmals täglich nonstop von der Elbe nach Moskau-Scheremetjewo. Bislang gab es nur vier Flüge pro Woche.

Mit den zwei Flügen der UT Air zum südwestlich gelegenen Flughafen Moskau-Wnukowo gibt es nun neun Direktverbindungen in die russische Hauptstadt. Dazu kommt einmal wöchentlich eine Verbindung nach Krasnodar, die Yakutia-Airlines von der Hamburg Airways übernimmt. „Diese Strecken haben Potenzial“, sagt Holdingchef Markus Kopp – „und der dortige Markt eine hohe strategische Bedeutung“. Von der Kaufkraft russischer Gäste profitierten Handel, Tourismus und Gastronomie in Dresden – und Sachsens Wirtschaft umgekehrt von der sehr guten Anbindung an die Drehkreuze von Aeroflot und UT Air in Moskau.

Insgesamt sind von Dresden aus 28 Ziele in zwölf Ländern direkt zu erreichen. Ab 28. Mai geht es von Dresden aus nach einer längeren Pause wieder nonstop auf die tunesische Ferieninsel Djerba. Ab 30. März sind weitere beliebte Ferienziele zu erreichen. Täglich starten Flieger nach Palma de Mallorca, Griechenland, Bulgarien, Ägypten, Ungarn, auf die Kanaren und in die Türkei. In Zukunft sollen auch wieder Hamburg und Zürich dazukommen. „Wir arbeiten intensiv daran, diese Strecken zurückzukriegen“, sagt Bettina Ganghofer, seit November Co-Chefin des Dresdner Airports und Nachfolgerin von Michael Hupe, der zum Flughafen Nürnberg wechselte.