Von Sandro Rahrisch
Wer ein Taxi ruft, könnte bald in einer 77 000 Euro teuren Nobelkarosse nach Hause chauffiert werden. Wolfgang Pfützner düst als erster Taxifahrer Dresdens mit einem Tesla durch die Stadt – rein elektrisch. Internetzugang, zwei Kofferräume, Panoramadach, über 400 PS: Ein Protz-Auto ist der Amerikaner allemal. Doch darauf kommt es Pfützner nicht an.
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Der Mann, der für die Dresdner Taxigenossenschaft fährt, wollte unbedingt weg von den fossilen Brennstoffen. „Ohne Benzin oder Diesel Taxi zu fahren, ist so reizvoll, weil man es sich nicht vorstellen kann“, sagt der 53-Jährige. Tatsächlich schafft der Tesla mit voller Batterie locker eine Neun-Stunden-Schicht. Pfützner ist vor allem nachts unterwegs, legt zwischen 100 und 250 Kilometer am Tag zurück. Den Strom bezieht Pfützner zu einem großen Teil aus erneuerbaren Energien. Auf dem Dach seines Hauses hat er eine Photovoltaik-Anlage installiert. Die Energie fließt direkt in seinen Wagen. „Sonnentage sind Ladetage.“ Über den Winter muss er Strom aus der Steckdose hinzutanken. „Aber es bleiben immer noch acht Monate im Jahr übrig, in denen sich die eigene Tankstelle lohnt.“ Von den Kosten her sei der Betrieb des Autos auf jeden Fall günstiger als der eines Benziners oder Diesels.
Wenn es knapp wird, könnte Pfützner auch in Dresden laden. Doch einerseits gibt es keine einheitlichen Stecker für alle Elektrofahrzeuge. Oft geht es deshalb nur mit Adapter. Auf der anderen Seite findet der Taxifahrer die Bedienung der E-Tankstellen zu kompliziert. Bei der Drewag etwa muss man sich zunächst anmelden. Danach
wird der Fahrer gebeten, eine Nummer per SMS oder Handy-App zu verschicken. Ein paar Sekunden später erhält man eine Nummer zurück, die in die Ladestation eingegeben werden muss. Einfach ranfahren und per EC-Karte bezahlen, funktioniert also nicht.
Die Reaktionen auf das Hightech-Mobil, das wie jedes Taxi in Hellelfenbein-Gelb daherkommt, seien sehr unterschiedlich. „Die einen kennen die Marke gar nicht, die anderen sagen: Nee, das ist jetzt nicht wahr!“ Aber es gebe auch Gäste, die es sich nicht vorstellen können, auf ein Elektroauto umzusteigen. „Die Technik polarisiert“, sagt Pfützner. Viele Autofahrer wollen den Motor hören, wenn sie beschleunigen. Bedenken gebe es auch wegen der Reichweite und des hohen Anschaffungspreises. „Auch einige Taxifahrer-Kollegen sind da skeptisch.“ Wolfgang Pfützner hat eine Finanzierung aufgenommen, um sich den Tesla S kaufen zu können. Verhandlungsspielraum beim Preis wie bei anderen Marken gebe es bei Tesla nicht. Bis der Kredit abbezahlt ist, muss der Wagen durchhalten.
In Amsterdam betreiben Taxiunternehmer bereits ganze Tesla-Flotten. Auch in Deutschland trauten sich bis 2016 immer mehr Fahrer an das Elektroauto heran. So sind die Oberklasse-Limousinen etwa in München, Berlin und Baden-Baden unterwegs. Pfützner dürfte einer der letzten sein, der seinen Tesla als Taxi durchbekommen hat. Seit November gilt für neugekaufte Fahrzeuge eine neue Eichverordnung für Taxameter. Tesla hat bislang aber nicht versichert, dass die Technik den Anforderungen entspricht. Deshalb dürfen neue Teslas nicht mehr als Taxis betrieben werden.