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Dresdens bunte Bahnen

Es muss ja nicht immer Gelb sein: Viele Busse und Züge der DVB sind fantasievoll beklebt. Ein einträgliches Geschäft.

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© Norbert Neumann

Von Alexander Buchmann

Gelb ist die Farbe der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) und damit auch die Grundfarbe ihrer Fahrzeuge. Gefühlt ist sie dort allerdings immer weniger zu sehen. Stattdessen prangen auf den Straßenbahnen mal der Dresdner Kreuzchor und die Frauenkirche, ein anderes Mal der Zoo, Dynamo oder die Dresdner Eislöwen. Viel öfter ist es schlicht Werbung. Für die DVB ist das ein einträgliches Geschäft. Trotzdem werden nicht alle Bahnen beklebt, und auch bei den Motiven ist nicht alles erlaubt.

Die Straßenbahn mit der Werbung für die städtischen Wohnungsbaugenossenschaften ist eine der farbigsten, die aktuell durch Dresden fahren.
Die Straßenbahn mit der Werbung für die städtischen Wohnungsbaugenossenschaften ist eine der farbigsten, die aktuell durch Dresden fahren. © René Meinig
Die Bundeswehr-Werbung auf einer Bahn sorgte in der Stadtpolitik für Diskussionen.
Die Bundeswehr-Werbung auf einer Bahn sorgte in der Stadtpolitik für Diskussionen. © Thomas Türpe - Tuerpe

„Die Werbeflächen auf 65 Prozent der Fahrzeuge sind für einen Fixbetrag an Ströer verpachtet. Das Unternehmen kümmert sich auch um die Vermarktung der Flächen“, erklärt DVB-Sprecher Falk Lösch. Dafür erhalte man einen höheren sechsstelligen Betrag und eine Variable. Genauere Angaben macht Lösch mit Verweis auf den Vertragspartner und dessen Konkurrenz nicht.

Die übrigen 35 Prozent der Werbeflächen werden von den DVB für Eigenwerbung und Kooperationen genutzt. Diese Aufteilung gebe es schon seit mehr als zehn Jahren. Der Eindruck, dass immer weniger „nackte“ Bahnen durch die Stadt rollen, täusche daher. Wie groß die beklebte Fläche ist, hängt dann vom jeweiligen Fahrzeug und der Werbeform ab. Die Spanne reicht von elf Quadratmetern auf dem kleinsten Bus bis zu 170 Quadratmetern auf der längsten Bahn.

Für die Beklebung haben die DVB dem Werbeunternehmen Ströer dabei strenge Vorgaben gemacht. Nicht erlaubt sei Werbung, die sich gegen den deutschen Rechtsstaat richte, pornografisch sei oder sonst irgendwie gegen den guten Geschmack verstoße, erklärt Lösch. Außerdem habe politische Werbung keinen Platz auf den Bahnen, und das gelte parteiübergreifend. Nach Kritik von Fahrgästen wegen teilweise beklebter Scheiben müssen diese seit einiger Zeit frei bleiben. Auch die Türen werden nicht mehr komplett bedeckt. „Frei bleiben müssen jetzt auch Fahrzeugfront und -heck. Oder zumindest in hellen Farben gestaltet sein“, sagt der DVB-Sprecher. Grund hierfür ist die Sichtbarkeit für andere Verkehrsteilnehmer.

Auch die Motive selbst haben in der Vergangenheit Kritik und Lob hervorgerufen. 2016 sorgte beispielsweise die Werbung der Bundeswehr für Diskussionen. Die Kritik sei damals jedoch von der Stadtpolitik gekommen und nicht von den Fahrgästen, so Lösch. Deshalb ist auch 2017 eine Bahn in Flecktarn durch Dresden gefahren. Besonders beliebt sei Identifikationswerbung der Kooperationspartner der DVB wie Dynamo oder der Eislöwen, sagt Lösch.

Bei den Fahrgästen und allen, die die Straßenbahnen sehen, scheint die Werbung jedenfalls zu wirken. „Sie hat eine hohe Wahrnehmung bei den Kunden, wird in Befragungen sogar aktiv genannt“, erklärt Gerlind Ostmann von der Drewag. Das Unternehmen hat zwei Bahnen beklebt und gehört mit der Ostsächsischen Sparkasse zu den Kunden, die am längsten auf diese Art werben. Die neueste Eigenwerbung der DVB ist eine Streifzug-Bahn. Darauf sind Ausflugstipps im Grünen zu sehen, die mit Bus und Bahn erreicht werden können. Keine Werbung bleibt länger als acht Jahre. Dann spätestens müssen die Fahrzeuge zur Hauptuntersuchung. Zu diesem Anlass wird die Folie immer entfernt.

Das dauere zwei bis drei Stunden, das Neubekleben gehe über Nacht, erklärt Lösch. „Einen Linienausfall wegen einer Beklebung wird es nicht geben“, sagt er. Auf welcher Straßenbahn beziehungsweise Strecke die Werbung unterwegs ist, spielt übrigens laut Ströer bei der Vermarktung keine Rolle.