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Dresdens Bienen geht es schlecht

Die Amerikanische Faulbrut hat viele Völker befallen, es gibt bereits neun Sperrbezirke. Das Rödertal ist bisher außen vor.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Dresden. Sie stehen auf Nektar und Pollen, derzeit sieht man sie auf den Elbwiesen fliegen, an ungefüllten Blüten im eigenen Blumenkasten und an den blühenden Robinien – Honigbienen gehen ihrer Bestimmung nach. Ganz nebenbei bestäuben sie tausende Blüten. Würde man ihre Leistung finanziell beziffern, läge sie bei 100 Millionen Euro in Sachsen. Doch einem großen Teil der Völker der rund 500 Dresdner Imker geht es schlecht.

Die amerikanische Faulbrut breitet sich aus, eine bakterielle Erkrankung, die die Brut der Bienen befällt. Diese stirbt größtenteils, die Zahl der Bienen im Volk wird immer geringer, bis es nicht mehr die notwendige Stärke aufweist, um zu überwintern. Mittlerweile musste das städtische Veterinäramt neun Sperrbezirke einrichten, damit sich die Seuche nicht weiter verbreitet. Über 100 Imker sind davon betroffen, unter anderem in Cossebaude, in Loschwitz oder Pieschen. Zum Vergleich: In ganz Sachsen gibt es nur rund 30 Sperrbezirke. „Uns hat es richtig erwischt“, sagt Tino Lorz, der Chef des Dresdner Imkervereins.

Strenge Regeln im Sperrgebiet

Der Amtstierarzt muss nun sämtliche Völker, die im Sperrgebiet ansässig sind, untersuchen und beproben. Außerdem gelten strenge Regeln: Nur der Imker, der Tierarzt und Bienensachverständige dürfen zu den Bienenständen, damit möglichst keine Sporen übertragen werden. Denn diese können mehrere Jahrzehnte überdauern, sind hitzeresistent und daher äußerst schwer zu bekämpfen. Für Menschen ist die Faulbrut allerdings ungefährlich, Honig kann bedenkenlos verzehrt werden.

Das nutzt den Imkern aber wenig. Die Zahl der Bienenvölker sinkt immer weiter und betroffene Honigproduzenten sind in ihrer Existenz gefährdet. „Wir werden sicher fünf, sechs Jahre brauchen, um die Krankheit und ihre Folgen zu überwinden. Dafür haben wir uns ohne jede öffentliche Unterstützung ein Bienengesundheitsmobil angeschafft“, sagt Lorz. 10 000 Euro hat es gekostet. „Möglich wurde das nur durch die Größe des Vereins.“ Mithilfe der Gerätschaften im Mobil können die Beuten ausgebrannt und die Rahmen, in denen die Bienen die Waben anlegen, mit Ätznatronlauge behandelt werden. All dies ist erforderlich, um die Sporen zu bekämpfen.

Auch das Veterinäramt sieht mehrere Jahre ins Land gehen, bis die Krankheit ausgemerzt ist. „Der letzte Ausbruch der Amerikanischen Faulbrut in Dresden vor einigen Jahren betraf nur sehr wenige Imker, und die Bekämpfung dauerte weit über zwei Jahre“, sagt ein Sprecher des Veterinäramtes. Ein Sperrbezirk könne unter zwei Voraussetzungen wieder aufgehoben werden: Entweder sind alle darin befindlichen Völker gestorben, getötet oder saniert worden, es hat eine komplette Reinigung und Desinfektion an allen Bienenstandorten gegeben und sie sind vom Amt abgenommen worden. Oder alle Völker im Sperrbezirk wurden zwei Mal im Abstand von drei bis sechs Monaten negativ auf die Faulbrut untersucht.

Möglichst viele Völker retten

Lorz hofft, dass er mit konzentrierten Aktionen möglichst viele Völker retten kann. Mit einem sogenannten Kunstschwarmverfahren werden an einem Tag sämtliche Völker eines Sperrbezirkes behandelt. Besser gesagt, ihre Beuten, also die Kästen, in denen die Bienen leben, sowie deren Rahmen massiv gereinigt. „Dazu sind viele Leute nötig. Der erste Termin dafür ist im August im Ostragehege“, sagt der Imker. Unterstützung erhalten die Bienenfreunde nur durch eine eher symbolische Entschädigung von der Tierseuchenkasse. „Wir bräuchten aber vielmehr weitere Technik, um die Beuten ordentlich ausbrennen zu können“, sagt Lorz. Vorbeugend wünscht er sich ein sachsenweites Monitoring, bei dem bei jedem Bienenverkauf eine Laboruntersuchung auf Sporen enthalten ist. Andere Bundesländer haben dies bereits. Sonst drohe ein Notstand.

Warum ist die Krankheit aber so im Vormarsch? Die Schuld sieht Lorz durchaus bei den Imkern selbst. „Die Hygiene steht an erster Stelle. Das Wachs der Waben muss nach der Saison eingeschmolzen und desinfiziert werden, die Beuten gereinigt“, sagt er. Einige Imker würden darauf verzichten, sichtbar ist das an braunen Waben. „Dazu kommt, dass Bienen schwache Völker ausräubern. Oft sind aber genau diese Völker von der Seuche befallen, und so werden Sporen in die eigene Beute hineingetragen.“ Auch Honig aus anderen Ländern kann Krankheitsauslöser sein. Bienen finden jeden Rest Honig, selbst in Altglascontainern. Und da die Faulbrut in anderen europäischen Ländern mit Antibiotika bekämpft wird, sind die Sporen dennoch im Honig vorhanden“, sagt Lorz.

Der Vereinsvorsitzende hofft auf den Erfolg der Reinigungsaktionen. Wichtig sei, dass künftig alle Imker Wert auf Hygiene legen. „Denn die Bedingungen für die Dresdner Stadtbienen sind sehr gut. Es gibt genügend Trachtpflanzen und Standorte.“