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Dresden zwingt Pokalsieger nieder

Im ersten Live-Fernsehspiel der Klubgeschichte reizt der Gastgeber alle fünf Sätze zur Eigenwerbung aus.

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© ronaldbonss.com

Von Alexander Hiller

Von wegen Personalsorgen. Vor dem ersten Hammerspiel der neuen Bundesligasaison für die Volleyballerinnen des Dresdner SC hatte deren Trainer Alexander Waibl geschickt auf Understatement gemacht. Er legte den Schwerpunkt der Kommunikation vor dem Duell gegen MTV Allianz Stuttgart – das erste Heimspiel der Vereinsgeschichte, das live im frei empfangbaren Fernsehen (auf Sport 1) zu sehen war – auf die eigenen Verletzungssorgen.

Kein Wunder, mit Außenangreiferin Marrit Jasper (doppelter Bänderriss vor drei Wochen) und Ivana Mrdak (Fraktur an der linken Hand) galten zwei Spielerinnen als nicht einsatzbereit, die im Normalfall zu den Leistungsträgerinnen des DSC zählen sollten. Am Mittwochabend standen aber beide im Aufgebot. Auch durch solche Tricks kann man den Gegner zumindest verwirren. Etwas martialisch ausgedrückt, könnte man das auch psychologische Kriegsführung nennen. Jasper kam sogar sporadisch zum Einsatz. Wie fit beide wirklich waren, wissen wahrscheinlich nur Waibl und die Betreffenden selbst, spielt jedoch auch eine untergeordnete Rolle.

Denn vor 2 600 Zuschauern, darunter auch 15 aus Schwaben, präsentierten sich jene DSC-Frauen, deren Fitnesszustand 100 Prozent beträgt oder sehr nah am Idealzustand ist, in guter Verfassung. Zumindest phasenweise. Das reichte gegen den deutschen Pokalsieger und Vizemeister zum 3:2 (25:17, 20:25, 25:27, 28:26, 15:5) und damit zu zwei Punkten.

Das Duell auf Augenhöhe wurde gegen die ebenfalls nicht ganz in Bestbesetzung angetretenen Gäste letztlich durch Kleinigkeiten entschieden. Etwa die, dass Neuzugang Barbara Wezorke wohl ihr bislang bestes Spiel für den fünffachen deutschen Meister gelang. 14 Punkte steuerte die deutsche Nationalspielerin zum Erfolg bei.

„Im Vorfeld war uns der Sieg nicht so wichtig. Wir wollten uns einfach weiterentwickeln. Das ist uns gelungen“, sagte die Mittelblockerin. „In der Liga war das der erste wichtige Gradmesser für uns. Wir haben gezeigt, dass wir im entscheidenden Moment noch eine Schippe drauflegen können.“ Der Dresdner SC belegt damit nach fünf Spieltagen den zweiten Tabellenplatz, hinter Champion Schwerin. „Wir haben aber auch erkennen können, woran wir noch arbeiten müssen.“ Damit dürfte Wezorke vor allem die Annahme meinen. „Da sind wir in den beiden Sätzen, die wir verloren haben, zum Ende hin eingebrochen. Aber wir haben im letzten Satz zurückgeschlagen und Stuttgart mit unserem Aufschlag enorm unter Druck gesetzt.“

Am Ende dieser Live-TV-Premiere für den DSC könnte stehen: Der Dritte der Vorsaison hat seine Möglichkeit zur Eigenwerbung vollends ausgenutzt. Wezorke glaubt, „das war das bisher beste und spannendste Fernsehspiel in dieser Saison – auch, wenn bei uns noch Luft nach oben ist“.