Merken

Dresden zeigt, wie’s knallt

In der heimlichen Feuerwerkshauptstadt erstrahlt regelmäßig der Abendhimmel. Marketing-Experten werben damit.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Wirsig

Von Tobias Hoeflich, Annechristin Bonss und Julia Vollmer

Wenn’s in Dresden richtig knallt, hat Mathias Kürbs meist seine Hände im Spiel. Ob Stadtfest, Silvester oder Schlössernacht: Ohne den Feuerwerker aus Dohma bei Pirna bliebe bei Großevents der Himmel dunkel. Viele seiner Aufträge kommen aus der Landeshauptstadt. „Aber auch Feuerwerke zu Kongressen oder Hochzeitsfeiern sind in Dresden sehr beliebt.“ Sein nächster Einsatz wird die Schlössernacht im Juli sein: Dafür steckt er schon in den Vorbereitungen, sucht Musik aus und programmiert am Computer. Wenn Kürbs um Punkt 22.45 Uhr sein Pyrowerk startet, werden wieder Tausende Gäste ihre Köpfe nach oben recken und das Leuchten über den Elbschlössern bestaunen.

Doch sind es nicht nur Großereignisse wie Stadtfest, Schlössernacht oder Opernball, die Dresdens nächtlichen Himmel Jahr für Jahr erleuchten lassen. Im Schnitt knallt es an zwei von drei Tagen irgendwo im Stadtgebiet: Weit über 200 Feuerwerke verzeichnet das Ordnungsamt im Jahr. Während professionelle Feuerwerker ihr Lichtspektakel nur im Ordnungsamt anzuzeigen brauchen, müssen Privatleute eine Genehmigung beantragen. Feuerwerke ab einer bestimmten Größenordnung dürfen ohnehin nur Fachkundige zünden.

Doch einfach so genehmigt das Ordnungsamt die Knallerei freilich nicht. Bedingung Nummer 1: ein begründeter Anlass. „Das kann eine Hochzeit, ein runder Geburtstag oder auch ein besonderes Firmenjubiläum sein“, erklärt Stadtsprecher Karl Schuricht. Auch der Ort, wo gezündet wird, spielt eine Rolle. Vor allem Natur- und Brandschutz sowie die Sicherheit sind von Belang, wenn ein Feuerwerk genehmigt werden soll.

Zu guter Letzt gilt es, die Nachtruhe zu bedenken: Je nach Wochentag und Monat muss der Himmel spätestens eine Stunde vor Mitternacht wieder dunkel sein. Egal ist dagegen, ob an einem Tag mehrere Feuerwerke in die Luft steigen. Ein Limit gibt es nicht, sagt Schuricht, ebenso keine generellen Verbotszonen. Doch in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern ist Pyrotechnik tabu.

Freilich können Grundstückseigner selbst festlegen, dass auf ihrem Boden nicht gezündelt wird. So handhabt es zum Beispiel das Schlösserland Sachsen, wozu unter anderem der Große Garten, der Zwinger und der Pillnitzer Schlosspark zählen. „Feuerwerk ist grundsätzlich in unseren Parks und Gärten nicht gestattet“, sagt Schlösserland-Sprecher Uli Kretzschmar. Schließlich verpflichtet die eigene Satzung zum Schutz und zur Pflege von den Natur- und Baudenkmälern. Auch der Wunsch der Besucher nach Ruhe, Entspannung und Sicherheit habe Vorrang. „So schön die Vorstellung von einem abendlichen Feuerwerk im Carolaschlösschen im Großen Garten auch sein mag: Feuerwerke sind mittlerweile kein einzigartiger Luxus mehr, sondern bei Festen und Feiern beinahe schon Standard.“

Die Meinung Kretzschmars gilt für Dresden besonders, das sich als heimliche Feuerwerkshauptstadt rühmen kann. Anderswo wird weit weniger gezündet: In Chemnitz etwa wurden letztes Jahr reichlich 150 Feuerwerke angezeigt und beantragt, in Leipzig weniger als 130. Auch außerhalb Sachsens bleibt der Himmel weitaus öfter unbeleuchtet, zeigt eine SZ-Umfrage unter zehn Großstädten. Ob Düsseldorf (130), Stuttgart (73) oder Hannover (76): An der Elbe knallt es mehr.

Auch wenn sich Dresden nicht direkt als Feuerwerkshauptstadt vermarktet, so nutzt es das ständige Spektakel am Himmel doch für Werbezwecke. Die Feuerwerksdichte hier sei das ganze Jahr über hoch, weiß Bettina Bunge, Chefin des Stadtmarketings: „Das macht Dresden im Städtevergleich zu etwas Besonderem.“ Zwar kämen Gäste, abgesehen von den jährlichen Pyrogames im Ostragehege, nicht speziell deswegen hierher, nehmen ein solches Ereignis aber gerne mit.

Vor allem bei Besuchern aus Asien hätten Feuerwerke einen hohen Stellenwert. „Sie stehen sinnbildlich für Glück und Zuversicht, weshalb wir vor allem in China gern entsprechende Fotomotive einsetzen.“ Auch bei der Winterglanz-Kampagne wirbt die Marketing GmbH mit Feuerwerksbildern von der Silvesternacht auf dem Theaterplatz. Nicht zuletzt zählen die Werber auf den Klassiker mit Flussufer-Motiven: „Besonders beliebt sind Feuerwerksinszenierungen, welche die wunderschöne Kulisse der Stadt miteinbeziehen.“