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Unfallhauptstadt Dresden?

Angeblich kracht es in der Stadt so häufig wie nirgendwo sonst in Deutschland. Zumindest, wenn man einem Internetportal glaubt.

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© Roland Halkasch

Von Sandro Rahrisch

Ein Geländewagen kracht am Neustädter Bahnhof in eine Haltestelle, ein BMW bringt auf dem Straßburger Platz fast einen Ampelmast zu Fall, und an der Mordgrundbrücke überschlägt sich ein Toyota und prallt gegen einen Baum: Drei schwere Unfälle, alle sind in den letzten drei Wochen passiert. Und zumindest für die Kfz-Haftpflichtversicherer, die auf dem Internetportal „Check24“ vertreten sind, stehen sie wohl stellvertretend für Dresden.

Denn im Vergleich der 15 größten Städte Deutschlands würden Dresdner Autofahrer am häufigsten Schäden melden. Die Quote liege 23 Prozent über dem Bundesdurchschnitt und damit noch vor Metropolen wie Hamburg oder Berlin. Sind die Dresdner zu schnell unterwegs? Fahren sie zu dicht auf? Oder sind die Straßen einfach unsicherer? Eine Erklärung bleiben die Versicherer schuldig. Eigentlich, so „Check24“, würde der Schadensindex mit der Einwohnerzahl steigen. „Wo viele Menschen unterwegs sind, kracht es häufiger“, so das Unternehmen.

Dieser Logik zufolge müssten aber elf größere Städte vor Dresden stehen. „Check24“ schränkt dann auch ein, dass der Index nur Unfälle berücksichtige, die den Versicherern auch gemeldet wurden. Er sage nichts über die Summe der Schäden aus. Gut möglich also, dass die Dresdner bei Unfällen nur häufiger ihre Versicherung in Anspruch nehmen als Autofahrer in anderen Städten.

Ein Blick in die Polizeistatistik verrät, dass im vergangenen Jahr 14 472 Verkehrsunfälle aufgenommen wurden. Dabei wurden 376 Menschen schwer verletzt, elf starben. Die mit Abstand häufigsten Ursachen waren zu geringer Abstand zum Vordermann, missglückte Wendemanöver sowie Vorfahrtsverstöße. Zum Vergleich: In Berlin gab es 2015 rund 137 700 Unfälle. Das ist natürlich absolut mehr, die Stadt ist nach Fläche und Einwohner größer. Doch auch pro Kopf gerechnet krachte es in der Bundeshauptstadt häufiger. So hatten statistisch gesehen in Dresden 2,6 Prozent aller Einwohner einen Unfall, in Berlin waren es 3,9 Prozent.

Trotzdem, in Dresden gibt es natürlich noch Verbesserungsbedarf. Die Stadt listet mehrere Unfallschwerpunkte auf, darunter den Albertplatz. „Im Schnitt zählen wir am Tag etwa 40, 50 Unfälle auf Dresdens Straßen“, sagt Polizeisprecherin Ilka Rosenkranz.