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Dresden will EM-Spielort sein

Die Stadt bewirbt sich mit dem Betreiber des DDV-Stadions erstmals für ein Sport-Großereignis. Doch es gibt einen Haken.

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© Robert Michael

Von Lars Kühl

Wenn Post aus Dresden auf dem Weg in die Frankfurter Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist, bedeutet das meist nichts Gutes. Immer wieder wird am Main über Vergehen von Fans verhandelt, die Strafe zahlt Dynamo Dresden. Doch an diesem Freitag spielt der Verein keine Rolle, wenn ein Kurier ein Schreiben aus Sachsens Hauptstadt abgibt. Das Papier trägt drei Unterschriften und ist die Interessensbekundung der Stadt und des Betreibers vom DDV-Stadion, Spielort für die Fußball-Europameisterschaft 2024 zu sein.

Dresden reiht sich damit in eine Vielzahl von Städten aus dem gesamten Bundesgebiet ein, die sich dafür bewerben. Die genaue Zahl und damit die Konkurrenz steht erst am Mittag um 12 Uhr fest, wenn die Frist endet. Darunter werden Spielorte der Weltmeisterschaft vor über zehn Jahren sein, also mit reichlich Erfahrung.

Für Dresden ist es das erste Mal, überhaupt hat sich die Stadt noch nie für ein solches Sport-Großereignis beworben. „Wir wären sicherlich ein richtig toller Austragungsort“, erklärt Finanz- und Sportbürgermeister Peter Lames (SPD), einer der Unterzeichner. Auch der erste Bürgermeister Detlef Sittel (CDU) und Axel Eichholtz, Geschäftsführer der Stadion Projektgesellschaft Dresden, haben unterschrieben.

Die Trainingsbedingungen in der Stadt wären für Gastteams hervorragend, sagt Lames. Erst recht, wenn bis dahin das geplante Trainingszentrum für Dynamo im Ostragehege gebaut wäre. Zudem hätte Dresden bei der Unterbringung einiges zu bieten. Doch Lames kennt auch die größte Schwäche des DDV-Stadions. Momentan ist es zu klein, das vom europäischen Fußballverband Uefa geforderte Sitzplatzminimum von 30 000 Plätzen könnte selbst bei temporär umgestalteten Stehplatzbereichen im Heim- und Auswärtssektor nicht erreicht werden. Bei der Frauen-Fußballweltmeisterschaft 2011 war das Stadion bei einem Viertelfinalspiel beispielsweise mit 25 600 Zuschauern ausverkauft. „Wir bewerben uns mit den Kapazitäten, die es jetzt gibt“, sagt Lames.

Zwar weiß er um die Ausbaupläne der Stadion Projektgesellschaft, die Eichholtz gegenüber der SZ am Donnerstag auch noch einmal bekräftig hat. Für Lames und die Stadt sind diese aber noch in einem frühen Anfangsstadium, dass sie bei der EM-Bewerbung keine Rolle spielen. „Wir wissen, dass unsere Erfolgsaussichten nicht übertrieben groß sind. Aber wir machen dem DFB ein Angebot.“ Lames erinnert an hochtrabende Olympiapläne, zuletzt in München für 2022 oder Hamburg für 2024. Sie scheiterten kläglich, das Höher, Schneller, Weiter hat offensichtlich Grenzen. „Wenn es nicht auf Größe ankommt, wären wir ein idealer Standort.“

Der sich auch über die besondere Begeisterung der Menschen vor Ort definieren könnte. „Dresden ist die Fußballhauptstadt im Osten und sollte daher auf jeden Fall den Versuch unternehmen“, erklärt Thomas Blümel, sportpolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion zur Rathausentscheidung. Die Kooperation von Kultur und Sport soll ein Schlüssel für den Erfolg werden. „Eine Bewerbung als Standort für die Fußball-EM 2024 könnte deshalb auch ein gutes Argument für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 sein.“

Am 11. April lädt der DFB alle Interessenten nach Frankfurt zu einem Workshop ein. Dort werden die Anforderungen der Uefa noch einmal detailliert vorgestellt. Die Dresdner Vertreter werden genau hinhören. Die Unterlagen für das offizielle Bewerbungsverfahren müssten bis zum 12. Juni abgegeben sein. Erst dann ist eine Teilnahme verbindlich. Neben Deutschland bewirbt sich bis jetzt auch die Türkei um die Ausrichtung der Europameisterschaft 2024. Die Vergabe erfolgt im September 2018. Der DFB will mit zehn Spielorten ins Rennen gehen.