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Dresden verliert Touristen

Im ersten Halbjahr verzeichnet die Branche ein Minus von 3,2 Prozent. Ist das noch aufzuholen?

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Schnell noch ein „Selfie“ mit dem Handy vor der Frauenkirche, dann gehen Marie und Nicole schon weiter zum Zwinger und zur Elbe. Die beiden 21-jährigen Tschechinnen sind für drei Tage in Dresden. Zum Shoppen in der Altmarktgalerie und zum Ansehen von Sehenswürdigkeiten, wie sie sagen.

Dresden ist im Sommer bei den Touristen sehr beliebt. Die Hotels sind derzeit gut gebucht. Doch ob das reicht, wenigstens das Vorjahresergebnis zu erreichen, ist noch ungewiss. Nach fünf Rekordjahren musste Bettina Bunge gestern ein Minus für das erste Halbjahr angeben. „Bei den Übernachtungen haben wir einen Rückgang von 3,2 Prozent“, erklärte die Chefin der Dresden Marketing GmbH. Vereinfacht gesagt, es kamen weniger Gäste als im Vorjahreszeitraum und die, die kamen, blieben nicht so lange. 1,85 Millionen Übernachtungen verbucht die Hotelbranche in den ersten sechs Monaten. Das Minus ist besonders bei den Gästen aus Deutschland zu verzeichnen. Sie machen 81,5 Prozent aller Touristen aus.

Da die anderen großen deutschen Tourismusstädte mit Ausnahme von Düsseldorf Zuwächse verzeichnen, liegt der Verdacht nahe, dass sich deutschen Touristen nach Berichten über Demonstrationen von Neonazis und Islamgegnern weniger für einen Dresden-Besuch entschieden haben. Allerdings hat der Mai die Bilanz schon wieder etwas geschönt. „Das war mit über 448 000 Übernachtungen der beste Mai in der Geschichte des Dresden-Tourismus“, sagt Bunge.

Uneinheitlich sieht das Ergebnis bei den ausländischen Gästen aus. An der Spitze steht die Schweiz. Zu einer umfangreichen Werbung kommt hinzu, dass der starke Franken den Urlaub in Deutschland billig macht. 75 Prozent mehr Gäste als im Vorjahreszeitraum kamen aus Spanien. Einerseits entwickelt sich die Wirtschaft in dem Land wieder gut, andererseits lernen zahlreiche Spanier in Dresden einen Beruf. Das ist ein Grund für Verwandte und Freunde, sie zu besuchen. Um fast 30 Prozent sind die Übernachtungszahlen bei den russischen Gästen gesunken. Als Gründe nennt Bunge einen Verfall des Rubels sowie eine verstärkte Werbung der Russen für den „Urlaub im eigenen Land“.

Es sei kein gutes Jahr für den Tourismus, erklärt Jörg Potreck. Der Hilton-Chef und Vorsitzende der Dresdner Hotelallianz nennt als Gründe den Mindestlohn, das schlechte Image der Stadt, das Abschaffen der verkaufsoffenen Sonntage und eine besonders hohe Bettensteuer. Während diese in anderen Städten durchschnittlich fünf Prozent ausmache, seien es in Dresden sechs bis acht Prozent. „Wir haben andere Vorschläge unterbreitet, aber die Stadt hat keine davon angenommen“, bedauert er.

Ein Rückgang von 3,2 Prozent sei nur die halbe Wahrheit. „Weil ja zusätzliche Hotels an den Markt kamen, haben wir in den ersten drei Monaten zehn bis 15 Prozent weniger Umsatz erzielt“, sagt er. Das führe wiederum dazu, dass die Hoteleigentümer die Kostenbremse anziehen.

Andere Tourismusstädte haben Jahrzehnte an ihrem Image gearbeitet, sagt Potreck. Damit beeinflussten negative Meldungen deutlich weniger das Reiseverhalten. Die Tourismusbranche fordert ein Budget von fünf Millionen Euro im Jahr. Derzeit erhält Bettina Bunge 2,35 Millionen von der Stadt und rund 650 000 Euro von Freistaat und privaten Partnern. Am Dienstag hat der künftige Oberbürgermeister Dirk Hilbert 100 000 Euro für zusätzliche Werbemaßnahmen zu den bereits veranlassten Kampagnen zugesagt, erklärt Bunge.

Sie blickt noch zuversichtlich auf die Bilanz. „Wir haben im zweiten Halbjahr eine Reihe attraktiver Highlights“, sagt sei. So seien schon die Ergebnisse von Juli und August ganz gut gewesen. Zudem stehen noch mehrere große Kongresse im Veranstaltungsplan. Nicht zu vergessen sei auch der Striezelmarkt.