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Dresden steht ein Bauboom bevor

Top ausgestattet mit Balkon oder Terrasse, Tiefgarage inklusive und zentrumsnah – die Wohnungen, die ab dem kommenden Sommer am Wiener Platz entstehen sollen, sind so etwas wie das Paradebeispiel für die schöne neue Wohnungswelt in Dresden.

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Von Tobias Winzer

Top ausgestattet mit Balkon oder Terrasse, Tiefgarage inklusive und zentrumsnah – die Wohnungen, die ab dem kommenden Sommer am Wiener Platz entstehen sollen, sind so etwas wie das Paradebeispiel für die schöne neue Wohnungswelt in Dresden. Steigende Bevölkerungszahlen und ein geringer werdender Wohnungsleerstand locken Investoren in die Stadt. Die bauen vor allem das, was sich rechnet: Hochwertige Wohnungen in Toplagen. Die Sächsische Zeitung analysiert den Dresdner Bauboom und dessen Folgen.

Der Bauboom: Etliche Großprojekte stehen an

Ob am Wiener Platz, an der Freiberger Straße oberhalb des Alaunparkes, in der Hafen-City, am Schützenplatz oder an der Ostra-Allee – in Dresden werden in den kommenden Jahren Tausende neue Wohnungen entstehen. Es wird so viel neu gebaut wie seit zehn Jahren nicht mehr. 2011 entstanden rund 1 200 neue Wohnungen. In diesem Jahr sind nach einer Prognose der Stadt rund 740 hinzugekommen. Vom Wohnungsbaurekord im Jahr 1997, als rund 10 500 neue Wohnungen entstanden, ist Dresden zwar noch weit entfernt. Gegenüber den Jahren 2003 bis 2010 ist aber ein leichter Aufschwung erkennbar. Die erste Besonderheit: Im vergangenen Jahr entstanden erstmals seit 2000 wieder mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern als in Eigenheimen. Die zweite Besonderheit: Seit 2007 entstehen mehr innenstadtnahe Wohnungen als Wohnungen in der Peripherie.

Der Wohnungsbestand: Stadtrat minimiert neuen Abriss

Obwohl in den vergangenen zehn Jahren jedes Jahr zwischen 500 und 700 Wohnungen neu gebaut wurden, hat sich der Wohnungsbestand trotzdem verringert. 2001 zählten die Statistiker exakt 293 282 Wohnungen. Im vergangenen Jahr waren es 292 740 – also 542 weniger. Das liegt vor allem am Wohnungsabriss. Seit der Wiedervereinigung wurden rund 11 000 Wohnungen auf diese Weise vom Markt genommen. Allein seit 2001 wurden etwas mehr als 8 100 Wohnungen abgerissen.

Diese künstliche Verknappung des Wohnungsbestandes ist nun zu einem Großteil beendet. Das sogenannte Rückbauprogramm Ost wurde dieses Jahr beendet. Mit einer Entscheidung Anfang Dezember hat der Stadtrat weitere 300 Wohnungen vor dem Abriss bewahrt. Eine entsprechende Vereinbarung mit dem Großvermieter Gagfah wurde geändert.

Die Prognose: Dresden braucht 6 500 neue Wohnungen

Laut aktuellem Wohnungsmarktbericht der Stadt braucht Dresden bis zum Jahr 2025 rund 6 500 zusätzliche Wohnungen. Das heißt, dass pro Jahr etwa 500 Wohnungen gebaut werden – vorausgesetzt es werden keine Wohnungen abgerissen. Der reale Wohnungsleerstand liegt derzeit bei etwa fünf Prozent. Platz für neue Wohnungen gibt es genug. Nach Berechnungen der Stadt stehen etwa sieben Quadratkilometer als potenzielle Bauflächen bereit. 34 000 Wohnungen könnten dort entstehen.

Das Problem: Wohnungen für Arme werden knapp

Mit dem Verkauf der eigenen Wohnungsgesellschaft Woba hat die Stadt fast jegliche Gestaltungsmöglichkeit auf dem Wohnungsmarkt aus der Hand gegeben. Höhere Nachfrage und knapper werdende Wohnungen lassen die Mieten steigen. Zwar werden nun wieder viele neue Wohnungen gebaut. Für die Investoren sind aber hochwertige Wohnungen lukrativer als einfach ausgestattete Wohnungen. „Das Angebot für einkommensschwache Familien wird nicht erweitert“, sagt die wohnungspolitische Sprecherin der Linken, Kris Kaufmann.

Die Folge: Damit kein Dresdner auf der Straße landet, muss die Stadt immer mehr Geld für Heizung und Miete zuschießen. Die sogenannten Kosten der Unterkunft sind von 2005 auf 2011 von 98,1 Millionen Euro auf 112,8 Millionen Euro gestiegen.

Die Aufgabe: Wohnungen für Senioren müssen her

Nach den aktuellen Prognosen werden 2025 rund 28 000 über 60-Jährige mehr in Dresden wohnen als heute. Laut Wohnungsmarktbericht fehlt es vor allem an seniorengerechten Wohnungen mit weitgehender Barrierefreiheit, Aufzügen und guter Anbindung zu Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten. Um den künftigen Bedarf zu decken, müssen jährlich 1 100 solcher Wohnungen entstehen.