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Dresden schafft Brunnentag ab

Seit 1999 führten wechselnde Routen Brunnenfreunde zu den Wasserspielen der Stadt. Dieses Jahr ist alles anders.

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© Tobias Wolf

Von Kay Haufe

Offenbar soll er still und heimlich beerdigt werden, der Dresdner Brunnentag. Anders ist die kurze Notiz auf der Internetseite der Stadt nicht zu deuten. „Abweichend von den Vorjahren lädt das Amt für Stadtgrün in diesem Jahr die Brunnenfreunde im Rahmen der Gartenspaziergänge zu zwei besonderen Brunnenführungen ein“ steht dort unter dem Stichwort Brunnentag. Für den ersten Samstag des Monats Mai, an dem der Tag traditionell stattfand, ist nichts vorgesehen.

Darüber werden viele Dresdner traurig sein. Immerhin zwischen 600 bis 1 200 Gäste kamen pro Jahr, um restaurierte Brunnen zu bestaunen, Vorträge über die Geschichte der Wasserspiele zu hören oder selten zugängliche Anlagen zu entdecken. Noch 2013 sprach Detlef Thiel, der Leiter des Amtes für Stadtgrün, davon, wie positiv die Dresdner ihre Brunnen betrachten. Einige Dresdner vermachten der Stadt sogar ihren Nachlass, mit der Maßgabe, Brunnen wieder sprudeln zu lassen.

Doch die Entscheidung ist gefallen: den Brunnentag in seiner bekannten Form wird es nicht mehr geben. „Zum einen sind in den zurückliegenden 18 Jahren die Mehrzahl der Dresdner Brunnen umfassend und teilweise mehrfach vorgestellt worden“, heißt es aus dem Geschäftsbereich Umwelt. Auch der Aufwand für die Organisation und Durchführung des Brunnentages sei immer größer geworden, rechtliche Vorgaben von der Gema bis zur Sicherheit angewachsen. „Diesen Anforderungen in vollem Umfang nachzukommen, ist für das Brunnentagsteam immer schwieriger geworden und mit einem teilweise nicht mehr zu vertretenden Aufwand verbunden“, so das Rathaus. Mit den Brunnentags-Partnern sei das Amt für Stadtgrün aber im Gespräch, wie die Dresdner Brunnen einem breiten Publikum präsentiert werden sollen und auch neue Zielgruppen angesprochen werden können.

Detlef Eilfeld und Eberhard Grundmann sind zwei Dresdner, die den Brunnentag 1999 mit aus der Taufe gehoben haben. Die Drewag hat bis zum Vorjahr als Sponsor fungiert, während sich die Stadt vorwiegend um organisatorische Dinge gekümmert hat. „Wir haben erst Mitte dezember vom Amt für Stadtgrün erfahren, dass es den Brunnentag nicht mehr geben soll. Zu dem Zeitpunkt hatten Eberhard Grundmann und ich bereits große Teile des Programms erstellt“, sagt Eilfeld. Mit seiner Firma Wassertechnik Dresden hat er an bedeutenden Dresdner Brunnenanlagen mitgearbeitet, so an der Carola-See-Fontäne, dem „Flugwillen des Menschen“, der Fontäne im Schlosspark Pillnitz oder jüngst an den Kulturpalast-Brunnen. Mit einem Partner hat er Bücher über die Geschichte der Dresdner Brunnen veröffentlicht.

„Ich finde es schade, dass der Brunnentag jetzt eingestellt werden soll, und habe deshalb mit Herrn Grundmann für dieses Jahr ein eigenes kleines Programm organisiert“, sagt Eilfeld. So wird es am 6. Mai, dem traditionellen Datum des Brunnentages, ein Programm an den Kulturpalast-Brunnen geben, auch die gegenüberliegenden Brunnen auf dem Altmarkt werden einbezogen. Es beginnt mit der gewohnten Musikumrahmung um 10 Uhr vor dem Kulturpalast und dauert rund zwei Stunden. „Es war zu spät, um neue Sponsoren zu finden und ein größeres Programm abzusichern“, sagt Eilfeld.

Die Drewag, die bisher als Sponsor auftrat, ist neuen Brunnen-Ideen gegenüber aufgeschlossen, sagt Sprecherin Gerlind Ostmann. Man habe aber einvernehmlich mit dem Amt für Stadtgrün entschieden, den Brunnentag in seiner jetzigen Form nicht weiterzuführen. Künftig sollen vor allem junge Leute unter anderem durch Nutzung neuer Medien angesprochen werden.

Mit über 300 Springbrunnen und Fontänen zählt die Landeshauptstadt zu den brunnenreichsten Städten Deutschlands. Davon gehören 76 der Stadt. Die anderen stehen in Parks und Gebäuden von Einrichtungen des Freistaates, in Betrieben und auf Privatgrundstücken. Als ältester seiner Art in Dresden gilt der Queckbrunnen, der 1461 errichtet wurde. Kommentar

Bei den „Dresdner Gartenspaziergängen“ werden im August zwei Brunnenführungen angeboten. Am 16. August um 16 Uhr werden der Glasbrunnen an der Grunaner Straße und der Elefant im Wohnhof Weiße Gasse vorgestellt.

Am 30. August um 17 Uhr wird der „Flugwille des Menschen“ an der Güntzstraße erläutert.