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Dresden rüstet sich fürs Alter

Die Menschen in der Landeshauptstadt werden immer älter. Das haben auch Investoren für sich entdeckt. Bauen für Ältere liegt voll im Trend.

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© René Meinig

Von Sarah Grundmann und Julia Vollmer

Dresden. Von außen könnte es ein beliebiges Wohnhaus sein, dem am Donnerstag die Richtkrone aufgesetzt wurde. Doch die Apartments, die an der Ecke Putbuser/Dörnichtweg entstehen, sind nur für Senioren gedacht. Das Berliner Unternehmen Alexa errichtet dort eine Residenz mit 128 Pflegeplätzen und 51 barrierefreien Wohnungen für Betreutes Wohnen. Im November sollen die Wohnungen bezogen werden, einen Monat später öffnet der Pflegebereich.

Der Bedarf ist da. Denn Dresden altert. Lag der Altersdurchschnitt in der Stadt 1990 noch bei 39 Jahren, ist er seitdem fast stetig gestiegen. Mittlerweile haben die Dresdner ein Durchschnittsalter von fast 43 Jahren. Auch der Anteil der über 65-Jährigen in der Landeshauptstadt steigt. Waren es 1996 noch 16,4 Prozent, stieg er ebenfalls fast kontinuierlich an und landete im vergangenen Jahr bei 21,6 Prozent.

Deswegen setzen immer mehr Investoren darauf, speziell für ältere Menschen zu bauen. So entstehen unter anderem auf der Naumannstraße in Blasewitz gerade Wohnungen für Senioren, auf der Lößnitzstraße wird ein Angebot für Betreutes Wohnen geschaffen. Und am Pohlandplatz wurde am Donnerstag symbolisch der Spaten für eine neue Seniorenresidenz angesetzt.

Entstehen sollen dort sechs Wohnungen und 122 Einzelzimmer für Senioren. Die Zimmer sind bereits alle verkauft. Der Träger, die Hp&P-Gruppe investiert insgesamt rund 16 Millionen in das Projekt. Im Erdgeschoss der Seniorenresidenz sollen ein Café und ein Friseur einziehen. Läuft alles nach Bauplan, können die ersten Bewohner im Sommer 2018 ihre Zimmer beziehen. Die Blasewitzer Ortsamtsleiterin Sylvia Günther hofft auf eine Öffnung der Residenz in den Stadtteil. „Viele Senioren wünschen sich Bürgerhäuser in ihrem Viertel, doch das ist schwer zu finanzieren. Daher wäre eine Kooperation mit einem Seniorenwohnheim eine schöne Idee.“

Doch es müssen nicht immer Seniorenresidenzen sein. Für Ältere gibt es ganz unterschiedliche Angebote zum Wohnen. Die richten sich auch danach, wie viel Unterstützung im Alltag notwendig ist. Wer zum Beispiel in ein Seniorenheim zieht, muss von der Krankenkasse keine Pflegestufe erhalten, bekommt aber im Heim täglich Hilfestellung. Es wird ein monatlicher Beitrag gezahlt, der je nach Träger variiert. In Dresden betreibt beispielsweise die Volkssolidarität eine Einrichtung auf dem Altgorbitzer Ring und die Cultus GmbH – eine Tochtergesellschaft der Stadt – führt eine Wohnanlage in Bühlau. Das Seniorenheim am Brühlschen Garten hingegen soll im August geschlossen werden.

Weitaus mehr Angebote gibt es im Bereich der Pflege. In entsprechende Heime können Menschen nur einziehen, wenn sie in eine Pflegestufe eingeteilt worden sind. Eine genaue Anzahl kann die Stadt nicht nennen. Auf ihrer Internetseite listet die Verwaltung aber 54 Einrichtungen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Auch das Berliner Unternehmen Alexa, das derzeit in Klotzsche neu baut, ist in Dresden bereits vertreten. Auch in der Seniorenresidenz am Hubertusplatz in Pieschen werden Pflege und Betreutes Wohnen kombiniert. Hier kommen vor allem Senioren unter, die nur gelegentlich Hilfe, vor allem bei der Freizeitgestaltung und im Haushalt benötigen. Mit der Miete wird ein Betreuungszuschlag fällig, der sich nach dem Bedarf des Bewohners richtet. In Dresden gibt es derzeit rund 2 400 Plätze.

Für ältere Menschen ist es aber am schönsten, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben und ohne Hilfe leben zu können. Deswegen gibt es ein Förderprogramm der Landeshauptstadt für den Umbau der eigenen Wohnung. Demnach bekommen alle Dresdner, die über 60 oder schwerbehindert sind, einen Zuschuss, wenn sie ihr Apartment barrierefrei umbauen lassen. Bei Neubauten setzen Investoren meist darauf, gleich an Senioren zu denken.

Die Stadt hat ein Seniorentelefon eingerichtet. Unter  4884800 können sich Interessierte dienstags und donnerstags von 8 bis 10 und 14 bis 16 Uhr rund ums Älterwerden in Dresden informieren. Außerhalb der Sprechzeiten nimmt ein Anrufbeantworter die Anliegen entgegen.