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Dresden lässt putzen

Immer mehr Dresdner suchen eine Reinigungskraft für Wohnung oder Haus. Doch die Branche hat ein Problem.

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© dpa

Von Jana Mundus

Die Deutschen sind penibel. Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2015 saugen, wischen und wienern sie wöchentlich drei bis fünf Stunden lang in Wohnung oder Haus. Zeit, die auch immer mehr Dresdner mit angenehmeren Dingen verbringen wollen. Die Suche nach einer Reinigungskraft für die heimischen vier Wände steht dann an. Doch die wird in der Landeshauptstadt immer komplizierter.

Der Wirbelwind wird ausgebremst. Die gleichnamige Dresdner Firma für Hauswirtschaft hat genug Aufträge, aber zu wenig Personal. Rund 500 Haushalte betreut sie. Die Nachfrage nach einer Putzkraft sei gestiegen, sagt Inhaberin Cristin Sander. Viele Menschen haben im Job viel zu tun. Ihre Freizeit wollen sie genießen und leisten sich die Hilfe. Viele Angebote schreibt Cristin Sander Interessenten pro Woche. Neue Kunden landen aber vorerst auf einer Warteliste. Es fehlt an Putzkräften. „Geeignete Leute zu finden, ist schwer.“ Ein Grund sei ihrer Meinung nach auch die Einführung des Mindestlohns. „Das Wort ist eine Entwertung für den Beruf.“ Mehr bezahlen könne sie den 50 Beschäftigten allerdings nicht. Wer wöchentlich drei Stunden putzen lässt, zahlt mit monatlicher Pauschale 18,26 Euro pro Stunde beim Wirbelwind. „Wenn der Lohn steigen soll, müssten die Kunden mehr zahlen“, so die Inhaberin. Dazu seien nur wenige bereit.

Zollkontrollen gegen Schwarzarbeit

Der Reinigungsmarkt wird von niedrigen Löhnen dominiert. Laut einer aktuellen Forsa-Studie sind gerade einmal 24 Prozent der Deutschen, die eine Haushaltshilfe beschäftigen, bereit, dieser mehr als zwölf Euro pro Stunde zu zahlen. Für Hans-Joachim Fust, Innungsmeister der Gebäudereinigerinnung Chemnitz/Dresden, sind es gerade die Selbstständigen in der Branche, die sich oft selbst ausbeuten. „Da werden Stundensätze kalkuliert, die nur knapp über dem Mindestlohn liegen“, erklärt er. Wirtschaftlich sei das nicht. Solche Preise kursieren dann aber am Markt und führen zu Verzerrungen. Und dazu, dass der Job der Hauswirtschafter und Gebäudereiniger unattraktiv für den Nachwuchs wird. Starteten in Dresden vor einigen Jahren noch jährlich 100 Azubis in die Lehre zum Gebäudereiniger, sind es heute noch 40. Hinzu käme in der Branche noch ein anderes großes Problem: das der Schwarzarbeit.

Laut einer aktuellen Schätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft arbeiten von 3,6 Millionen Reinigungskräften in Deutschland rund drei Millionen illegal. 80 Prozent der Haushaltshilfen wären somit illegal beschäftigt, sind damit nicht angemeldet und zahlen keine Steuer. Dieses Bild bestätigt auch das Hauptzollamt Dresden. Die Reinigungsbranche zähle auch in Dresden zu den Wirtschaftsbereichen, die besonders stark von Schwarzarbeit betroffen sind. Genaue Angaben, wie viele Fälle es pro Jahr sind, gibt es zwar nicht. „Aber unsere Kontrollbeamte stellen regelmäßig Verstöße gegen geltende Rechtsgrundlagen fest“, erklärt Pressesprecherin Heike Wilsdorf. Und das schon seit Jahren.

Das wundert Britt Mothes nicht. Im Jahr 2010 übernahm sie den Standort der Agentur Mary Poppins in Dresden. Er gehört zu einer deutschlandweit agierenden Vermittlungsfirma für Personal in Privathaushalten. „Viele meiner Kunden haben vorher auf eigene Faust versucht, eine Putzkraft zu finden“, erklärt sie. Die meisten werden dann mit Angeboten konfrontiert, die eindeutig Schwarzarbeit sind. Britt Mothes vermittelt Minijobber. Die sind bei den Kunden im Haushalt angestellt. Diese zahlen zehn Euro pro Stunde direkt an die Reinigungskraft. Hinzu kommen 1,45 Euro Lohnnebenkosten. Die Agentur erhält eine monatliche Vermittlungsgebühr. Über mangelndes Interesse am Service kann sich Mothes nicht beschweren. Mit 100 Haushalten begann sie. Heute sind es 320. Personal findet sie leichter als mancher Kollege auf dem Markt. Das läge zum einen am Modell Minijobber. Zum anderen am Stundensatz. „Vor zwei Monaten habe ich mich vom Mindestlohn verabschiedet. Seit zehn Euro angeboten werden, melden sich wieder mehr, die arbeiten wollen.“ Eine Warteliste für Kunden hat sie deshalb nicht.